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Trügerisches Spiel (German Edition)

Trügerisches Spiel (German Edition)

Titel: Trügerisches Spiel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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sie nicht, das Baby konnte also unmöglich von ihm sein. Die Frage war nur, warum sie behauptete, seine Freundin zu sein. Sicher, er hatte viele Freundinnen gehabt, aber er hätte jede von ihnen sofort wiedererkannt. Während seine Schritte sich verlangsamten, kam sie eilig auf ihn zu.
    Ein Lächeln glitt über ihr Gesicht, als sie vor ihm stehen blieb, doch es erreichte ihre Augen nicht. »Hallo Jay.«
    »Hallo. Wer …?« Weiter kam er nicht, denn in diesem Moment warf sich die Frau in seine Arme und klammerte sich an ihn. »Hey …«
    Während er versuchte, sein Gleichgewicht zu bewahren und die Frau ein wenig auf Abstand zu bringen, schlang sie ihre Arme um seinen Nacken und berührte mit ihrem Mund seine Lippen. Jay blieb vor Überraschung stocksteif stehen. Gut, er hatte eine bestimmte Wirkung auf Frauen, aber bisher hatte sich noch keine an seinen Hals geworfen und ihn geküsst, ohne dass er sie zumindest ein wenig umgarnt hatte. Ihre Lippen waren warm und weich, genauso wie der dicke Bauch, der sich an ihn presste. Ruckartig kehrte Jay in die Realität zurück. Er wollte keine Verwicklungen mit einer schwangeren Frau, auch wenn sie sich noch so gut anfühlte. Weil sie ihn immer noch umklammert hielt, als hinge ihr Leben davon ab, konnte er nur seinen Kopf heben, um so den Kontakt zu unterbrechen. Schweigend betrachtete er sie eine Weile. Ihre weit aufgerissenen Augen machten deutlich, dass sie nicht zum Spaß hier war, sondern furchtbare Angst vor irgendetwas oder -jemandem hatte. Ihr Mund zitterte fast unmerklich, genauso wie ihr gesamter Körper. Jetzt wo er sie genauer ansah, erkannte er, dass sie krank wirkte. Ihre Augen lagen tief in den Höhlen, ihre Haut war bleich und spannte sich über ihren Wangenknochen. Sie roch nach einfacher Seife und muffiger Kleidung. Woher kam sie und was wollte sie von ihm?
    Als hätte sie erkannt, dass er langsam die Geduld verlor und endlich wissen wollte, was vor sich ging, stellte sie sich auf die Zehenspitzen und zog seinen Kopf zu sich herunter. Ihre Lippen streiften sein Ohr. »Bitte spielen Sie mit, sonst bin ich tot!«
    Ein Blick in ihre Augen zeigte Jay, dass sie es ernst meinte. Er konnte sich zwar nicht vorstellen, dass ihr inmitten des Polizeidepartments eine Gefahr drohte, aber er beschloss, vorläufig auf ihre Bitte einzugehen. Seine Neugierde war geweckt. Langsam hob er seine Hand und legte sie an ihre Wange. Seine Frage war nur für ihre Ohren gedacht. »Wie heißen Sie?« Die Frau zögerte. »Wie soll ich Sie als meine Freundin ausgeben, wenn ich nicht mal Ihren Namen kenne?«
    »Nennen Sie mich Ann.«
    Ann. Vermutlich ein falscher Name, aber das störte ihn nicht. Er war sich sicher, dass er ihre wahre Identität früher oder später herausfinden würde. Nur zu deutlich war er sich der Blicke seiner Kollegen bewusst, die das Schauspiel sichtlich genossen.
    »Wie wäre es, wenn ihr die Sache draußen … ausdiskutiert?«
    Langsam löste Jay sich von Ann und drehte sich zu Dave um, der hinter ihm stand. Seinen Arm legte er in einer besitzergreifenden, gleichzeitig aber auch beschützenden Geste um die Schultern der Frau. »Dave, darf ich vorstellen, Ann. Ann, Dave Mahoney, mein Partner.«
    Zögernd ergriff sie Daves Hand. »Sehr erfreut.«
    »Ebenfalls.« Er wollte noch etwas sagen, doch Jays fast unmerkliches Kopfschütteln hielt ihn davon ab. »Ich gehe dann mal wieder an die Arbeit.« Damit wandte er sich um und ging zurück in ihr gemeinsames Büro.
    Jay bat Ann, ihn für einen Moment zu entschuldigen, und folgte Dave. Sowie er die Tür hinter sich geschlossen hatte, bombardierte sein Partner ihn schon mit Fragen. »Und, kennst du sie? Ist das Baby von dir? Was will sie hier?«
    Jay hob beide Hände hoch. »Ich habe keine Ahnung, aber ich werde es herausfinden.« Er nahm seine Jacke vom Haken und griff nach seinem Rucksack. »Ich mache heute früher Feierabend. Wenn etwas passiert, ruf mich an.«
    »Alles klar. Aber morgen will ich wissen, was das alles soll.«
    »Ein Gentleman schweigt und genießt.«
    »Jay …«
    »Nur ein Scherz. Bis morgen.« Er verließ das Büro, bevor sein Partner ihm antworten konnte.
    Jocelyn hatte sich in eine Nische verkrochen, wo ein riesiger Ficus sie wenigstens halbwegs vor den neugierigen Blicken der anwesenden Polizisten und Verbrecher schützte. Gott, was hatte sie sich nur dabei gedacht, am helllichten Tag in eine Polizeistation in San Francisco hineinzuspazieren, wenn es doch offensichtlich war, dass ihr Verfolger

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