Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trügerisches Spiel (German Edition)

Trügerisches Spiel (German Edition)

Titel: Trügerisches Spiel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
Vom Netzwerk:
argwöhnisch. »Warum?«
    »Damit ich Sie dorthin fahren kann, wenn wir uns unterhalten haben.«
    »Nein, ich habe keine Wohnung.«
    »Hotelzimmer?«
    »Nein.«
    Jay unterdrückte den Impuls, seine Haare zu raufen oder Ann zu schütteln. »Wo schlafen Sie dann heute Nacht?«
    Ann hob die Schultern. »Vielleicht wieder am Bahnhof.«
    »Das ist nicht Ihr Ernst.«
    »Sehe ich aus, als würde ich in dieser Situation Witze machen?« Sie zog ihren Arm aus seinem Griff. »Ich glaube, es war doch keine gute Idee hierherzukommen. Es tut mir leid, dass ich Sie belästigt habe.« Damit wandte sie sich um und marschierte los. Ihre stümperhaft abgeschnittenen Haare wehten in der leichten Brise, der Saum des Umstandskleides umspielte ihre schlanken Beine.
    Jay beobachtete, wie sie sich von ihm entfernte, unsicher, was er jetzt tun sollte. Es war ihre freie Entscheidung, ob sie mit ihm reden oder auf dem Bahnhof übernachten wollte, er konnte sie schlecht zu etwas zwingen. Andererseits brachte er es aber auch nicht fertig, sie so gehen zu lassen. Als er sie schwanken sah, lief er fluchend hinterher. Wie konnte sie so unvernünftig sein? Sie musste wissen, dass sie mit ihren Kräften am Ende war, und trotzdem versuchte sie, alleine durchzukommen. Hatte sie denn niemanden, der sich um sie kümmerte?
    Jay kam gerade noch rechtzeitig, um sie aufzufangen, als sie lautlos in sich zusammensank. Sanft hob er sie hoch und trug sie über den Parkplatz. Ihr Gesicht war totenbleich, ihre überraschend dunklen Wimpern bildeten Schatten auf ihren Wangen. Jay spürte einen leichten Stich in der Herzgegend und erkannte, dass er es nicht über sich bringen würde, die Frau mit ihren Problemen alleinzulassen. Wovor auch immer sie Angst hatte, er würde versuchen, es für sie zu lösen.
    »Gibt es ein Problem?«
    Überrascht drehte Jay sich um, er hatte gar nicht gemerkt, dass noch jemand auf dem Parkplatz war. Der Mann trug die Uniform eines Streifenpolizisten. Jay zwang sich zu einem Lächeln. »Nein, alles in Ordnung. Die Hitze war wohl ein bisschen viel für sie.«
    Der Polizist nickte mitleidig. »Ja, ich erinnere mich noch, wie es war, als meine Frau unser erstes Kind erwartet hat. Manchmal hat schon ein bestimmter Geruch gereicht, um sie umzuhauen.«
    »Danke für die Warnung.« Jay verlagerte Anns Gewicht auf seinen Armen. »Ich bringe sie dann wohl lieber schnell nach Hause.«
    »Lagern Sie ihre Beine hoch und geben Sie ihr immer ausreichend zu trinken. Manchmal hilft es auch, die Kleidung zu lockern.«
    »Ich werde es probieren.« Dankend nickte Jay dem Polizisten noch einmal zu, bevor er sich umdrehte und rasch zu seinem Wagen ging. Es machte ihm Sorgen, dass Ann noch nicht wieder aufgewacht war. Was, wenn irgendetwas bei der Schwangerschaft falsch lief? Für einen kurzen Moment überlegte er, ob er seine Mutter anrufen sollte, die schließlich fünf Schwangerschaften hinter sich hatte, davon eine mit Zwillingen, doch er nahm schnell Abstand von dem Gedanken. Er hatte keine Lust, sich eine Predigt anzuhören, dass es auch langsam mal Zeit für ihn wurde, eine Frau zu finden und eigene Kinder zu zeugen. Seine beiden älteren Brüder machten es ihm vor – Shane war verheiratet, Clint hatte schon eine kleine Tochter und auch Shannon und Leigh schienen der baldigen Familienplanung zumindest nicht abgeneigt zu sein. Nur Chloe genoss mit ihren achtundzwanzig Jahren und der gerade startenden Karriere als Anwältin noch Welpenschutz. Aber als Nesthäkchen der Hunter-Familie war das wohl ihr Vorrecht.
    Vorsichtig ließ Jay Anns Füße zu Boden gleiten und lehnte sie halb an den Wagen, während er in seiner Hosentasche nach dem Schlüssel kramte. Der Tritt kam völlig unerwartet. Das Knie stieß treffsicher in seine empfindlichste Stelle. Mit einem unterdrückten Schrei sprang Jay zurück, verlor das Gleichgewicht und landete schmerzhaft auf dem Asphalt. Eine Hand auf seine geschundenen Weichteile gepresst, starrte er Ann ungläubig an. Sie war zu Boden gesunken, nachdem er ihr keinen Halt mehr gab, und schien sich zu fragen, wie sie dorthin gekommen war.
    »Was zum Teufel sollte das?« Seine laute Stimme ließ sie zusammenzucken, aber das war ihm im Moment herzlich egal. Sein Unterleib pochte schmerzhaft, was seine Laune nicht gerade verbesserte.
    »Ich … Was ist passiert?« Sie klang verwirrt.
    »Sie haben mir gerade Ihr Knie dorthin gerammt, wo es am meisten wehtut.« Sein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse, als er langsam wieder auf die

Weitere Kostenlose Bücher