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Trügerisches Spiel (German Edition)

Trügerisches Spiel (German Edition)

Titel: Trügerisches Spiel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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Sicherheit, etwas, das sie seit langer Zeit nicht mehr gespürt hatte. Oder nur für einen winzigen Moment, als Matthew sie umarmt hatte. Doch daran durfte sie jetzt nicht denken, wenn sie nicht zusammenbrechen wollte. Besser sie konzentrierte sich nur auf Jays beruhigende Präsenz. Ihr eigener Herzschlag passte sich seinem langsameren Rhythmus an, ein lautloser Seufzer entfuhr ihr.
    Jay merkte, wie ihr Kopf schwerer wurde und ihr Körper sich entspannte. Ann – oder wie immer sie heißen mochte – musste völlig erschöpft sein, wenn sie in den Armen eines völlig Fremden einschlafen konnte, obwohl sie offensichtlich furchtbare Angst vor etwas oder jemandem hatte. Während er sie weiter die Treppe hinuntertrug, betrachtete er ihr Gesicht. Selbst im Schlaf wirkte es nicht entspannt, ihre Augenbrauen waren zusammengezogen, die Lippen gekräuselt. Tiefe dunkle Ringe lagen unter ihren Augen und wurden von der blassen Haut noch hervorgehoben. Eine relativ frische Narbe zog sich über ihre linke Wange.
    Jay unterdrückte den verrückten Impuls, einen Kuss darauf zu pressen. Er war sich ziemlich sicher, dass Ann etwas dagegen hätte, und sie entsprach überhaupt nicht seinem normalen Frauentyp. Dazu war sie zu dünn, die Knochen in ihrem Gesicht und an den Armen deutlich sichtbar. Ganz zu schweigen von der furchtbaren Frisur, die eher so aussah, als hätte jemand ihre Haare abgehackt und dann in einem stumpfen Braunton gefärbt. Und vor allem war sie unübersehbar schwanger, das größte No-Go aller Zeiten.
    Kopfschüttelnd hielt er vor der Tür an. »Ann, wachen Sie auf.« Keine Reaktion. Seine Hände waren unter ihrem Körper gefangen, deshalb tat er das Einzige, was er tun konnte: Er küsste sie sanft auf den Mund. Als er den Kopf hob, sah sie ihn mit großen Augen an, ihr Körper war steif wie ein Brett. Ein Lächeln zupfte an Jays Mundwinkeln. »Die Dornröschen-Methode funktioniert also immer noch.« Er konnte die Verwirrung in ihrem Blick sehen, doch er hatte keine Zeit für lange Erklärungen. »Ich setze Sie jetzt ab, wenn Sie stehen können.«
    Ann nickte hastig, deshalb ließ Jay sie vorsichtig nach unten gleiten, bis ihre Füße den Boden berührten. Sie war tatsächlich eine kleine Person, ihr Kopf ging ihm gerade bis zur Brust. Als er sicher war, dass sie stehen konnte, trat er einen Schritt zurück. »Alles klar?«
    Ann räusperte sich. »Ja, danke.«
    Jay sah auf die Uhr. Eigentlich würde er sich in wenigen Stunden mit Vi treffen, aber er brachte es nicht über sich, Ann einfach so stehen zu lassen, vor allem, weil er immer noch nicht wusste, was sie dazu bewogen hatte, ihn aufzusuchen. »Was genau wollen Sie eigentlich von mir?«
    Unentschlossen kaute Ann auf ihrer Lippe. »Ich hatte gehofft …« Sie sah sich um, als erwarte sie, dass jemand hinter ihnen stand. »Könnten wir irgendwo … reden?« Mit großen, braunen Augen sah sie ihn bittend an.
    »Natürlich.« Jay schob die Tür auf und bedeutete ihr, vorauszugehen. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, als er bemerkte, wie unsicher ihr Gang war. »Wann haben Sie zuletzt etwas gegessen?«
    Ann zuckte mit den Schultern, als wäre die Nahrungsaufnahme irrelevant. »Gestern Morgen?«
    Jay schob seinen Arm um ihre Taille und stützte sie. »Gehen wir.«
    »Wohin?« Unsicherheit war in ihrer Stimme zu hören.
    »Zu meinem Wagen.«
    »Oh.« Ann schien abzuwägen, ob ihr Gefahr drohen könnte, wenn sie mit ihm im Auto alleine war.
    Jay blieb stehen. » Sie sind zu mir gekommen. Meinen Sie nicht, jetzt ist es ein bisschen zu spät, um darüber nachzudenken, ob Sie mir vertrauen können?«
    »Ja, vermutlich.« Sie schloss für einen Moment die Augen und atmete tief durch. Als ihre Lider sich wieder hoben, war Entschlossenheit zu erkennen. »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen vertrauen kann, schließlich kenne ich Sie nicht, aber ich brauche dringend Hilfe, wenn ich überleben will.«
    Jay runzelte die Stirn. Wollte er in etwas hineingezogen werden, das nicht in einer halben Stunde zu lösen war? Er hatte genug anderes, um das er sich kümmern musste. Andererseits konnte er Ann nicht einfach so stehen lassen, wenn er deutlich sehen konnte, wie viel Angst sie hatte. »Dann kommen Sie mit und erzählen Sie mir, worum es geht. Erst dann kann ich entscheiden, ob ich Ihnen überhaupt helfen kann.«
    Ann nickte langsam. »Danke.«
    Erneut umfasste Jay sanft ihren Ellbogen und geleitete sie zu seinem Wagen. »Haben Sie hier eine Wohnung?«
    Ihr Blick war eindeutig

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