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Trügerisches Spiel (German Edition)

Trügerisches Spiel (German Edition)

Titel: Trügerisches Spiel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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sie dann erwarten, dass ein Mann sie mochte oder gar interessant fand?
    Schnell entfernte Jocelyn sich vom Haus und hielt auf einen der Bäume zu, den sie immer als Startpunkt für ihre Joggingrunde nahm. Jay hatte natürlich sofort protestiert, als sie ihm gesagt hatte, dass sie joggen würde, weil er ihr mit seinen Verletzungen nicht folgen konnte. Doch sie hatte sich durchgesetzt. Sie konnte nicht die ganze Zeit im Haus sitzen, und das Grundstück war sicher genug, wenn sie in der Nähe des Hauses blieb und vor allem einen Soldaten als Begleitung hatte. Glücklicherweise waren die Gäste nirgends zu sehen, wahrscheinlich waren sie schon irgendwo im National Park unterwegs. Sie fühlte sich einfach sicherer, wenn so wenig Leute wie möglich sie sahen.
    Jocelyn lächelte, als sie Red bereits unter dem Baum sitzen sah. Irgendwie fühlte sie sich sicher bei ihm, was sie von Jay nicht gerade sagen konnte. Nicht, weil sie dachte, dass Jay sie nicht beschützen konnte, ganz im Gegenteil, sondern weil er ihre Gefühle in Aufruhr brachte und sie die meiste Zeit nicht wusste, wie sie auf ihn reagieren sollte. Red dagegen hatte nicht mit einem Blick oder einer Silbe zu verstehen gegeben, dass er an ihr interessiert war, und auch ihr Herz schlug bei seinem Anblick oder dem Klang seiner Stimme nicht höher.
    »Hallo, wartest du schon lange?«
    Red schüttelte den Kopf. »Ist Jay schon wieder zurück? Ich dachte, er wäre in San Francisco.«
    »Da war er, aber dann hat jemand versucht, ihn zu töten, und es wäre ihm beinahe gelungen.« Jocelyn biss auf ihre Lippe, um das Zittern unter Kontrolle zu bringen.
    »Verdammt. Ist er verletzt?« Red stand auf und begann, seine Muskeln aufzuwärmen.
    Jocelyn folgte seinem Beispiel. »Er hat eine Schusswunde an der Schulter, geprellte Rippen und einen verstauchten Knöchel.«
    Red stieß einen leisen Pfiff aus. »Er macht wirklich keine halben Sachen.« Als Jocelyn ihn wütend anstarrte, zuckte er nur mit den Schultern. »Wenn ihn jemand wirklich töten wollte, hatte er Glück, mit relativ leichten Verletzungen davongekommen zu sein. Und vielleicht ist es ja auch gut, dass er jetzt wieder hier ist.«
    Jocelyn nickte knapp. »Wollen wir?«
    Langsam liefen sie los, und Jocelyn spürte, wie die Anspannung und Furcht in ihr mit jedem Schritt kleiner wurden. Es dauerte nicht lange, bis sie sich völlig in ihrem Rhythmus befand und ihre Gedanken abschweiften. Wieder gab Red das Tempo vor, und sie spürte, wie ihre Muskeln sich lockerten, ihr Atem gleichmäßiger wurde. Er wusste genau, welche Geschwindigkeit ihr lag, und hielt sich daran. Das Einzige, was sie von ihm hörte, waren leise Atemzüge, und das vermutlich auch nur, weil er sich keine Mühe gab, sie zu verbergen. Seine Schritte waren völlig lautlos. Sie musste ihn unbedingt nachher fragen, ob er nicht Lust hatte, Fitnesstrainer zu werden. Der Gedanke an seine von Frauen übervölkerten Kurse, die nur kamen, um ihn anzustarren, ließ sie lächeln.
    »Woran denkst du?«
    Überrascht sah sie ihn an und stolperte prompt über eine Wurzel. Bevor sie fallen konnte, hatte Red bereits seine Arme um sie geschlungen. Ihre Wange an sein T-Shirt gepresst versuchte sie, genug Luft für eine Antwort zu bekommen, die ihr vor Schreck weggeblieben war.
    Red beugte seinen Kopf zu ihr hinunter. »Alles in Ordnung?«
    Stumm nickte sie. Gerade als sie sich losmachen wollte, versteiften sich seine Muskeln. Verschwunden war der umgängliche Mann, ausgetauscht durch einen Soldaten, dessen Sinne auf die Umgebung ausgerichtet waren. »Was ist?« Sie hielt ihre Stimme so leise, dass sie außerhalb ihres kleinen Kreises nicht zu hören war.
    Seine Augen waren zu Schlitzen verengt, seine Nasenflügel blähten sich. »Wir werden beobachtet.« Seine Arme lockerten sich etwas. »Wenn ich ›jetzt‹ sage, stellst du dich hinter mich.«
    »Aber …«
    »Keine Fragen. Tu es einfach.«
    Jocelyn biss die Zähne zusammen, machte sich aber bereit, seinem Befehl zu folgen. Er war der Experte, und sie wollte auf keinen Fall die Gefahr für ihn oder sich selbst erhöhen, indem sie auf einer Erklärung bestand. Ein Knacken kündigte an, dass sie nicht mehr allein waren.
    »Jetzt.« In einer fließenden Bewegung schob Red sie hinter sich, drehte sich zu dem Geräusch um und zog gleichzeitig eine Pistole heraus. Wo hatte er die in seinen Shorts versteckt?
    Sämtliche Gedanken entflohen ihr, als ein Schatten zwischen den Bäumen heraustrat. Mühsam unterdrückte sie einen

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