Trügerisches Spiel (German Edition)
eine ihrer Hände und führte sie an seine Lippen. »Du hast Recht.« Er hauchte einen Kuss auf ihre Handfläche. »Lass uns reingehen.«
»Jay …«
Er ließ sie nicht ausreden. »Keine Angst, ich werde dich zu nichts drängen.« Er verzog den Mund. »Außerdem habe ich das Gefühl, ich muss mich erst noch einmal waschen, bevor du mir näher kommen solltest.«
»Ich habe dich doch gerade erst gewaschen.« Den letzten Teil seiner Bemerkung ignorierte sie lieber.
»Ja, nur war es doch anstrengender hierherzukommen, als ich erwartet hatte.«
Sie erinnerte sich an seine feuchte Kleidung und das schweißbedeckte Gesicht. »Du hättest in deinem Zustand wirklich beim Haus bleiben sollen.«
»Vermutlich, aber ich habe noch nie das getan, was vernünftig wäre, wenn ich etwas anderes wollte.«
Kopfschüttelnd drehte sich Jocelyn in Richtung Haus, das hinter einem Hügel lag und von hier aus nicht zu sehen war. »Deine Mutter wird sicher einiges dazu zu sagen haben.«
Jay zog den Kopf ein. »Vermutlich. Aber damit muss ich wohl leben. Mir war es wichtiger, dafür zu sorgen, dass du in Sicherheit bist.«
Jocelyn zog eine Augenbraue hoch. »Bei Red war ich in Sicherheit.«
»Ja, aber nicht vor ihm.«
Mit einem tiefen Seufzer nahm sie Jays Hand und ging los. »Damit das jetzt ein für alle Mal geklärt ist: Red hat keinerlei romantisches Interesse an mir, und ich auch nicht an ihm.« Aus den Augenwinkeln blickte sie ihn an. »Auch wenn er natürlich sehr nett ist, gut aussieht und einen Wahnsinnskörper hat.«
Mit einem Grollen schlang Jay einen Arm um ihre Taille und zog sie so schnell zu sich, dass ihre Füße den Halt verloren. Jay gab einen Schmerzenslaut von sich, als ihr Gewicht seine Verletzungen belastete und er mit ihr einige Schritte weiterstolperte. Am Fuß eines Baumes landeten sie im weichen Gras. Besorgt beugte Jocelyn sich über ihn. Sein Gesicht war erschreckend blass, seine Augen geschlossen.
Mit zittrigen Fingern wischte sie einige Haare aus seiner Stirn. »Jay?«
Zischend stieß er den Atem aus. »Das war wohl … keine … gute Idee.«
Furcht breitete sich in ihr aus, als er immer noch nicht die Augen öffnete. »Hast du dich wieder verletzt, soll ich jemanden holen?«
»Nein, warte nur einen … Moment, bis ich wieder … zu Atem komme.«
Jocelyn beugte sich über ihn und strich über seine Wange. »Es tut mir leid.«
Einer seiner Mundwinkel hob sich. »Du hast ja nichts getan … war meine eigene Schuld.«
»Das stimmt allerdings. Aber es tut mir trotzdem leid, dass du Schmerzen hast. Kann ich irgendwas tun?«
Jays Augen öffneten sich einen Spalt breit. »Wie wäre es, wenn du mich küsst?«
Irritiert richtete Jocelyn sich auf. »Spielst du mir hier nur etwas vor? Dann werde ich …«
»Nein, natürlich nicht. Ich dachte nur, es würde mich davon ablenken, dass sich meine Rippen anfühlen, als säße ein Elefant darauf.«
Da Jocelyn an seiner Gesichtsfarbe und den Falten auf seiner Stirn sehen konnte, dass er die Wahrheit sagte, beugte sie sich zu ihm hinunter. »Aber nur ein kurzer Kuss, ich möchte nicht, dass es dir noch schlechter geht.«
Gerade als ihre Lippen seine berührten und sich seine Hand um ihren Nacken legte, ertönte ein dumpfes Geräusch. Ein scharfer Schmerz fuhr durch ihren Haaransatz. Bevor sie sich aufrichten konnte, legte sich Jays Arm um ihren Rücken und er rollte sich mit ihr herum.
»Was …?«
»Schnell, hinter den Baum!« Jay war schon auf den Beinen und zog sie hoch. Bevor sie reagieren konnte, hatte er sich bereits mit ihr an den Baumstamm gepresst. »Jemand schießt auf uns. Glücklicherweise hast du dich gerade gebückt.«
Was? Aber das konnte doch nicht sein, er hatte doch gesagt, dass niemand ihren Aufenthaltsort kannte! Jay schirmte sie mit seinem Körper ab, in der Hand hielt er eine Pistole. Sein Blick glitt über den Waldrand, von wo aus der Schuss gekommen sein musste.
Mit den Fingern berührte Jocelyn ihre Stirn und zuckte zusammen, als ein scharfer Schmerz durch ihren Kopf fuhr. Blut lief über ihre Hand. Mit zusammengebissenen Zähnen bekämpfte sie die durch den Anblick verursachte Übelkeit. Da sie keine Taschentücher dabeihatte, hob sie den Saum ihres T-Shirts und drückte ihn gegen die Wunde.
Die Bewegung bewirkte, dass Jay sie anblickte. Seine Augen weiteten sich, als er das Blut sah. »Wo bist du verletzt?«
Stumm deutete Jocelyn auf ihren Haaransatz. »Es ist nicht weiter schlimm, wahrscheinlich nur ein Stück Borke.
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