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Trümmermörder

Trümmermörder

Titel: Trümmermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Rademacher
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Sitte.
    »Diesmal fahre ich«, sagt Stave bestimmt, als sie zwei Minuten später vor der Kripo-Zentrale in den alten Mercedes steigen. »Was ist passiert?«
    »Wir haben eine frische Leiche.«
    »Wen?«
    »Einen Mann in einem Keller, in Borgfelde, hinter dem Bahnhof Berliner Tor. Ist gerade erst gefunden worden, die Meldung ging gegen 11.30 Uhr bei der nächsten Wache ein.«
    »Wieder der Osten.«
    »Und wieder ein zerbombtes Viertel.«
    Stave gibt Gas, rast bis zur Alster, treibt den keuchenden alten Achtzylinder über den Jungfernstieg, hupt, als ein Mann in Wehrmachtsmantel nicht schnell genug beiseitespringt. Maschkes Hand umklammert den Griff der Beifahrertür, die Knöchel seiner Hand sind weiß.
    »Die Polizei wird uns schon nicht anhalten«, beruhigt ihn der Oberinspektor.
    Vier Tote, zwei Männer, eine Frau, ein Mädchen. Drei Leichen, immerhin, sind im Osten gefunden worden. Der neue Tote ungefähr auf halbem Wege zwischen dem Fundort des ersten Opfers, der jungen Frau, und dem des dritten, dem Mädchen am Kanal. Ergibt sich jetzt endlich ein Muster?
    »Anckelmannstraße 52«, presst Maschke zwischen den Lippen hervor.
    Stave kurvt über den Glockengießerwall. Der Mercedes schlingert, ein Hinterrad schlägt hart gegen einen festgefrorenen Ziegel auf der Fahrbahn, dann hat er den Wagen wieder unter Kontrolle.
    »Einige Stellen sind ganz schön vereist«, flüstert Maschke.
    »Das fängt an, mir Spaß zu machen.«
    Vorbei am Hauptbahnhof, dann quer durch St. Georg, Schwarzhändler starren ihnen hinterher. Auf der Borgfelder Straße gibt Stave noch einmal Gas, ein halber Kilometer geradeaus, niemand zu sehen. Dann zweimal scharf rechts, und mit quietschenden Bremsen zwingt er den schweren Wagen abrupt zum Stehen.
    »Ein Toter am Tag reicht«, murmelt Maschke und drückt seine Tür auf.
    Stave steigt ebenfalls aus und lehnt sich kurz gegen die verbeulte Motorhaube. Die Maschine tickt vor Hitze. Für ein paar Sekunden legt Stave seine Hände darauf und genießt die Wärme, die wie eine Flüssigkeit in seinen Körper strömt.
    »Das ist es doch wert, oder?«, fragt er.
    »Mir ist auf jeden Fall warm geworden«, antwortet Maschke verdrießlich.
    Dann blickt sich der Oberinspektor um: im Rücken die stählernen Stelzen der Hochbahn, jede sechste oder siebte verbogen. Die leeren Fassaden ausgebrannter Mietshäuser, vier, fünf Stockwerke hoch. Zerbombte Firmengebäude. Halb niedergerissene Lagerhäuser. Die gepflasterte Straße teilweise wieder geräumt. Kein bewohnbares Haus in mindestens dreihundert Meter Umkreis.
    Ein Muster, denkt Stave, ich habe ein Muster.
    Ein Schupo taucht zwischen zwei halbhohen Wänden zu ihrer Rechten auf, winkt, tritt näher. Ein sehr junger Mann, fast noch ein Kind, Stave hat ihn nie zuvor gesehen. Er grüßt militärisch, sieht für einen Moment so aus, als wolle er sogar strammstehen.
    »Schon gut«, sagt Stave und stellt sich und Maschke vor. Wahrscheinlich hat der Junge noch in der Wehrmacht gekämpft. Ein paar Dinge, denkt der Oberinspektor, kann er sich bei uns gleich wieder abgewöhnen. »Wo liegt der Mann?«
    »Es ist eine Frau, Herr Oberinspektor.«
    Stave starrt den jungen Schupo an. Der wird verlegen.
    »Zwei Männer haben das Opfer gefunden, in einem unbeleuchteten Keller. Sie sind in Panik wieder herausgerannt und haben sich bei uns gemeldet. Sie dachten, dass der Tote ein Mann war. Haben offenbar nicht genau genug hingesehen. Es ist eine Frau.«
    Stave denkt nach, er ist verwirrt. Zwei Frauen, ein Mädchen, ein alter Mann – passt das besser in ein Muster?
    Der Schupo geht voran. »Das Haus Anckelmannstraße 52 ist vollständig zertrümmert«, erklärt er. »Wir können durch die Ruinen bis zum Keller klettern, aber es ist einfacher über einen Umweg.«
    Er führt Stave und Maschke etwa fünfzig Meter weiter zu einem benachbarten Gebäude, das nur teilweise eingestürzt ist. Dort gibt ein gemauerter Torbogen eine Zufahrt zu halb eingefallenen Hinterhäusern frei, entlang derer sie wieder in die entgegensetzte Richtung zurückgehen.
    Stave bleibt vor den Resten einer Lagerhalle stehen. »Hanseatische Glimmer-Import-Gesellschaft« steht in verwaschenen schwarzen Lettern an der rohen Ziegelwand. Jemand steigt über die Trümmer des Hauses Ankelmannstraße 52: Doktor Czrisini. Die Kripobeamten grüßen den Pathologen nickend, der Schupo weist auf einen Kellerzugang.
    »Achten Sie auf die Stufen«, warnt er, »sie sind lose.«
    »Keine Tür«, murmelt Stave, als er die

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