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Trümmermörder

Trümmermörder

Titel: Trümmermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Rademacher
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habe.«
    »Zu teurer Lack, zu unauffällig und zu sorgfältig für ein leichtes Mädchen«, ergänzt Maschke. »Das war eine Dame.«
    »Und die hat bestimmt nicht in Borgfelde hinterm Bahnhof gewohnt«, sagt Stave, fast klingt seine Stimme heiter. »Vielleicht Winterhude? Blankenese? Auf jeden Fall ein besseres Viertel. Unzerstört. Intakte Nachbarschaft. Irgendjemand muss sie kennen.«
    Czrisini deutet auf den linken Ringfinger, dann auf den Unterleib. »Wahrscheinlich war sie auch verheiratet. Dann gibt es einen Ehemann. Dass sie Kinder hat, glaube ich bei dieser Art Narbe eher nicht. Andererseits mag das für die Ermittlungen auch ein Vorteil sein. Diese Eingriffe sind ungewöhnlicher als Blinddarmoperationen oder Zahnbehandlungen. Man müsste doch einen Chirurgen oder Gynäkologen finden, der sich daran erinnert.«
    »Können wir den Todeszeitpunkt feststellen?«
    »Nicht hier. Im Institut lasse ich den Körper auftauen. Wir werden nach der Leichenöffnung mehr wissen, vermutlich hat die Fäulnis im Gehirn schon eingesetzt.«
    Staves eben aufgekommene Euphorie verfliegt. »Dann glauben Sie, dass das Opfer schon länger hier liegt?«
    Der Pathologe nickt. »Zumindest nicht erst seit gestern.«
    Das ist einfach nicht wahr, denkt Stave. Reiche Frau, Ehemann, Nachbarn – wenn diese Frau schon vor Tagen ermordet worden ist, dann muss sie doch längst jemand vermissen. Er kann sich an keine Meldung aus den letzten Tagen erinnern, die auf dieses Opfer passen würde. Ich muss an die frische Luft, denkt er.
    »Befragen wir die Männer, die sie gefunden haben«, sagt Stave. »Doktor Czrisini, ihre Leute können das Opfer mitnehmen, sobald der Fotograf mit seiner Arbeit fertig ist.«
    Zwei Männer: Der Altmetallhändler August Hoffmann und sein Arbeiter Heinrich Scharfenort, beide ungefähr so alt wie Stave und sehr blass im Gesicht.
    »Sie haben das Opfer gefunden?« Der Oberinspektor wählt absichtlich eine neutrale Bezeichnung.
    Trotzdem blickt ihn Hoffmann schuldbewusst an. »Wir dachten wirklich, dass es ein Mann ist. Ich habe gerade erst gehört, dass da unten eine Frau liegt.«
    »Hauptsache, Sie haben den Fund gemeldet«, erwidert Stave. »Was ist vorgefallen?«
    Der Arbeiter blickt zu Boden, überlässt seinem Chef die Antwort.
    »Wir haben Kuchenbleche gesucht.«
    »Kuchenbleche?«
    »Hier stand bis ’43 eine Großbäckerei. Neulich habe ich in den Trümmern ein großes Backblech gefunden. Zufällig«, setzt er eilig hinzu. »Da habe ich mir gedacht, dass da noch mehr Bleche liegen müssen. Also bin ich mit Herrn Scharfenort heute losgezogen, um …« Er zögert.
    Der Oberinspektor nickt verständnisvoll. »Metall zu bergen«, vollendet er. »Deshalb sind Sie in den Keller gestiegen?«
    »Ja. Die Ruinen an der Oberfläche sind doch längst abgegrast. Wir haben Karbidlampen mitgenommen, um die Keller zu inspizieren.«
    »Und mit denen sind Sie auch in diesen Keller gestiegen?«
    Der Metallhändler nickt und sieht für einen Augenblick so aus, als müsse er hinter einer Mauer verschwinden, um sich zu übergeben, nimmt sich dann jedoch zusammen.
    »Wir sind die Stufen hinuntergegangen und leuchteten den ersten Raum aus. Dann den zweiten. Ich sah nur den nackten Fuß plötzlich im Licht.«
    »Und Sie?«
    Der Arbeiter blickt auf. »Ich war hinter meinem Chef. Ich habe gar nichts gesehen. Herr Hoffmann hat gerufen: ›Ein Toter!‹ Und da haben wir gemacht, dass wir wieder rauskamen.«
    »Ist Ihnen sonst noch etwas Ungewöhnliches aufgefallen?«
    »Das reicht mir an Ungewöhnlichem.«
    »Keine Person?«
    Die beiden schütteln die Köpfe.
    »Waren Sie die letzten Tage schon hier? Sie haben gesagt, dass Sie zufällig ein Kuchenblech entdeckten.«
    »Ich habe vor drei Tagen eine Abkürzung genommen, die ich sonst nie gehe. Da sah ich es in einem halb zugeschütteten Kellereingang. Deshalb meine Idee mit der Karbidlampe. Ansonsten bin ich nicht hier.«
    »Wissen Sie, ob jemand regelmäßig hier ist? Jemand, der die Abkürzung nimmt, die Sie benutzt haben?«
    Wieder eine stumme Verneinung.
    Mit einem Nicken entlässt Stave die beiden Zeugen.
    »Neue Erkenntnisse?«
    Sein Chef steht vor Stave. Cuddel Breuer blickt ihn nicht an, sondern starrt zu einem Fährtenhund, der verfroren und lustlos zwischen den Trümmern herumschnüffelt. »Der schlägt nicht an«, kommentiert er.
    Auch Stave verzichtet auf eine Begrüßungsfloskel. »Doktor Crzisini vermutet, dass die Tote schon einige Tage hier liegen könnte. Sieht auch nicht

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