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Trugschluss

Trugschluss

Titel: Trugschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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den
Terrorismus getrieben wird. Und deshalb unterliegt es strengster, ich betone:
allerstrengster Geheimhaltung.« Er machte ein paar Sekunden Pause, um mit
bedrohlichem Unterton festzustellen: »Und das, was Sie suchen, gibt es hier
nicht mehr, meine Herrschaften. ›Projekt Echo‹ ist seit gestern abgeschlossen.«
    »Ach …«, Häberle klang enttäuscht.
    Linkohr verengte die Augenbrauen. Und nun?
Er versuchte, sich krampfhaft vorzustellen, wo sich die beiden Männer gegenüber
standen. Hatte es da vorhin noch eine andere Stimme gegeben? Eine Frau?
Ansonsten aber keine Geräusche, nichts, was den Ort des Geschehens in
irgendeiner Weise eingrenzen ließ. Wieso eigentlich ging Häberle nicht einfach
weg, jetzt, wo ihn dieser Unbekannte doch dazu aufgefordert hatte? Dessen
Stimme drang erneut dumpf und leise durch den Hörer: »Sie mögen darüber
staunen, aber auch das hat zu unserem Konzept gehört. Tarnen und Täuschen, sagt
man, glaub ich. Seien Sie froh, dass es so gekommen ist. Gestern hätte man Sie
schon draußen abgeknallt.«
    Häberles Stimme: »Und darf man fragen, wie
erfolgreich Ihre Experimente waren?«
    »Bester Freund«, entgegnete der Fremde, »sind
Sie so dumm oder tun Sie nur so?«
    »Na ja«, Häberle versuchte offenbar locker
zu wirken, dachte Linkohr. »Es hat doch Opfer gegeben, denk ich.«
    »Der Herr Kommissar!«, höhnte der andere
wieder lauter, »immer auf der Seite des Guten!« Dann aber wurde er wieder
energisch: »Wie oft soll ich Ihnen noch den gut gemeinten Rat geben,
augenblicklich damit aufzuhören, sich in Dinge einzumischen, die im ureigensten
hoheitlichen Interesse der internationalen Staatengemeinschaft liegen?!«
    »Wo sind Jens Vollmer und Joe Clearwood?«
Häberles Stimme wurde scharf. Linkohr stockte der Atem. Doch in diesem Moment
wurde die Verbindung unterbrochen. Linkohr lauschte noch einige Sekunden – aber
die Leitung blieb tot. War Häberles Akku leer? Oder war dort, irgendwo in
Lugano, etwas Schreckliches geschehen? Linkohr starrte zum Ödenturm, ohne ihn
wahrzunehmen. Die Gespräche hatten ja zum Schluss nicht allzu dramatisch
gelungen. Aber die Frage Häberles nach den beiden jungen Männern konnte den
Fremden zu einer Panikreaktion bewogen haben. Linkohrs Gedanken spielten
plötzlich verrückt. Einen Schuss, nein, das hatte er nicht gehört. Oder –
Linkohr verspürte plötzlich Angst – hatte ein Schuss in Häberles Herz auch das
Handy zertrümmert, das er für gewöhnlich in der Jackentasche oder im Hemd
stecken hatte? Ein Anruf bei der Polizei in Lugano …? Linkohr kämpfte mit sich.
Sinnlos, dachte er. Was hätte er den Kollegen dort auch schon berichten können?
Und außerdem würde er Häberle ganz erheblich in Bedrängnis bringen. Aber was,
wenn dieser alles gar nicht überlebte?
     
    Durch die Hand, in der Armstrong die Waffe hielt, ging ein Zucken.
»Vergessen Sie’s!«, zischte er zurück. Er zitterte.
    »Und was habt ihr in Deutschland gemacht,
vor vier Jahren schon. Stichwort: Hohenstadt.«
    »Treiben Sie mich nicht zum Äußersten«,
drohte der Mann, dessen Gesicht plötzlich verdammt harte Züge annahm.
    »Okay«, lenkte der Kommissar ein und
drehte den Kopf zu seinen stummen Begleitern. Ellen hatte hinter Blühm Deckung
genommen, der an seinem weißen Vollbart zupfte. Brobeil hatte sich mannhaft
neben Häberle postiert. Häberle entschied: »Akzeptiert. Wir gehen.« Ellen
atmete auf, Blühm schluckte und Brobeil wischte sich Schweißperlen von der
Stirn.
    Der Fremde schien über die plötzliche
Kapitulation irritiert zu sein. Er trat einen Schritt zurück, um den vieren den
Weg zur Treppe freizumachen. »Denken Sie daran: Wenn wir uns noch einmal an
einem Ort treffen, der Sie nichts angeht, nimmt das alles ein anderes Ende.«
Noch immer hielt er die Waffe in der Hand, ohne sie jedoch konkret auf jemanden
zu richten. »Und eines ist Ihnen klar, Mister Häberle«, er schaute dem
Kriminalisten, der jetzt ganz dicht neben ihm stand, scharf ins Gesicht: »Ihre
Vorgesetzten in Deutschland werden es mit großem Missfallen zur Kenntnis
nehmen, wenn sie erfahren, welcher Art Ihr Weekend-Trip ins Tessin war.« Er
lächelte überlegen.
    Dann aber geschah alles gleichzeitig.
     
    Linkohr saß noch immer wie erstarrt und hielt das tote Mobilteil
seines Telefons in der Hand. Er spürte ein Gefühl der Hilflosigkeit. Ihm war
schlecht, sein Puls raste. Er war Ohrenzeuge einer gefährlichen Situation
geworden – und war außerstande, dem Kollegen zu helfen.

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