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Trugschluss

Trugschluss

Titel: Trugschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Und jeder, der’s von uns an die Öffentlichkeit bringen will, wird auf
eine Mauer des Widerstands stoßen. Man würde uns für verrückt erklären. Und
sind Sie doch mal ehrlich: Sie selbst trauen der Sache doch auch nicht. Und
Beweise für das, was wir vermuten, können wir keine vorlegen. Selbst Ihr
Kriminalfall, dem Sie hinterherjagen, lässt sich sogar vernünftig klären,
stimmt’s?«
    Sie entschieden sich, wieder über die
Grundstücksrückseite und am Lagerplatz entlang zu gehen.
    »Davon bin ich auch überzeugt«, erwiderte
der Kriminalist, »das Einzige, was ich hundertprozentig glaube – und das hab
ich wirklich gelernt –, ist nur eines: dass es gewaltige Kräfte gibt, die in
der Lage sind, alles zu vertuschen. Nicht nur in Bananenrepubliken, sondern
auch in der unsrigen. Und da werden wir vier, wie wir hier stehen, nichts dran
ändern.«
     
    Häberle und Brobeil hatten sich auf halber Strecke zurück zum Auto
von Blühm und Ellen verabschiedet, die ihren Wagen irgendwo auf dem Lagerplatz
abgestellt hatten. Der Kriminalist gab dem Physiker den Rat: »Sie sollten Ihre
Angelegenheit bereinigen – nicht, dass man sie noch irgendwo auf der Welt
festnimmt. Jetzt ist die Zeit günstig, jeglichen Verdacht aus der Welt zu
schaffen. Auch wenn manches vielleicht ziemlich abstrus klingen wird. Aber ich
denke, dass manche mit jeglicher Erklärung zufrieden sind – Hauptsache, sie
wirbelt keinen Staub auf. Ein großer Unbekannter im Hintergrund macht sich da
gut.« Häberles Stimme hatte etwas Ironisches.
    »Sie meinen den Joe Clearwood?«, hakte
Brobeil nach.
    »Zum Beispiel, ja«, erwiderte der
Kriminalist.
    »Und Jens«, klagte Blühm, »den Jens, den
hab schließlich ich hierher vermittelt – im besten Glauben. Und nun? Wissen
Sie, was das für die Eltern bedeutet? Verschwunden, vermisst, vielleicht tot.
Diese Ungewissheit.«
    Häberle zuckte mit den Schultern, obwohl
dies in der Dunkelheit keiner sehen konnte. Es wäre ihm auch peinlich gewesen,
als herzlos zu gelten.
    Die Antwort gab Brobeil: »Vielleicht ist
er ja irgendwo …« Er überlegte. »Irgendwo – unerreichbar für uns.«
    Häberle wollte nichts dazu sagen. Er
wollte nur weg, möglichst schnell, heim. Er sehnte sich nach dem Montagmorgen,
wenn er wieder in seinem Büro sitzen würde, als ob dieses Wochenende nur ein
böser Albtraum gewesen wäre …

66
     
    Sonntag, 14. März 2004.
    Als Häberle und seine Susanne am Sonntagmittag wieder südlich von
Bregenz österreichisches Territorium erreicht hatten, stoppte er an einer
Telefonzelle. Er umwickelte eine Hand mit einem Papiertaschentuch und steckte
Münzen in den Schlitz. Dann wählte er eine Nummer, die er sich noch auf dem
Campingplatz aus dem Telefonbuch notiert hatte. Es war die Polizei in Lugano.
So gut es ging teilte er mit verstellter Stimme kurz und knapp mit, dass
vermutlich in einem alten Fabrikgebäude in der ›Via Cantonale‹ in Agno ein Mann
liege, der seit Stunden darauf warte, befreit zu werden. Der Beamte am Telefon fragte
nach der genauen Adresse, die Häberle zwar nicht nennen konnte, doch dafür
beschrieb er das Gebäude detailliert. Als sein Name gefordert wurde, legte er
auf. Dann rief er von diesem Festnetz-Apparat aus seinen Kollegen Linkohr an,
dessen Mailbox-Botschaft er noch in der Nacht, als er den Akku des Handys
wieder lud, abgehört hatte. Er wollte jedoch nicht von der Schweiz aus
telefonieren, um keine weiteren Spuren im Handy-Netz zu hinterlassen. Er wusste
nur zu gut, dass es bereits viel zu viele davon gab. Und er ärgerte sich
insgeheim, nicht vorsichtiger gewesen zu sein. Wenn jetzt Ermittlungen gegen
ihn in Gang kamen, würde man anhand des Handys seine Fahrtroute verfolgen
können. Er selbst hatte doch schon einige Fälle auf diese Weise klären können.
    Linkohr war hörbar erleichtert und
berichtete, dass er Ohrenzeuge des Geschehens gewesen sei und sich die ganze
Nacht über große Sorgen gemacht habe. Der Kommissar konnte sich ein Grinsen
nicht verkneifen. Dann schilderte er seinem Kollegen in knappen Worten, was
sich zugetragen hatte und dass er wohl beim Versuch, das Handy abzustellen,
eine beliebige Taste gedrückt und damit das Gespräch versehentlich angenommen
habe.
    Häberle versicherte, sofort nach seiner
Rückkehr weitere Details zu berichten und verabschiedete sich. Anschließend
wischte er vorsorglich Hörer und Sprechmuschel mit einem Papiertaschentuch ab.
    In den späten Nachmittagsstunden rollte
das Wohnmobil mit den Häberles auf

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