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Trugschluss

Trugschluss

Titel: Trugschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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natürlich jede Menge Vermisste in
diesem Alter. Auch in der Schweiz, sogar im Tessin«, erklärte Schmidt.
    »Wie sieht’s mit dem DNA aus?«, wollte der
Chef-Ermittler wissen.
    »Das dauert noch, vermutlich bis morgen«,
erwiderte der Angesprochene, »dann kriegen wir auch ziemlich rasch von der
DNA-Datenbank Bescheid.«
    Häberle sprach wie zu sich selbst: »Wenn
das Erbgut unseres Toten schon mal irgendwo registriert wurde, kommen wir
garantiert weiter.« Um dann nachzufragen: »Gibt’s einen Zahnbefund?«
    »Ja, das gibt’s«, Schmidt blätterte in
seinen Unterlagen, »aber nichts Besonderes. Keine Brücke oder so was, nur ein
paar Plomben. Na ja, es wird wenig ergiebig sein, die Zahnärzte im Umkreis zu
befragen.«
    »Wir werden die Fotos in deren
Fachzeitschrift veröffentlichen – aber das dauert dann Monate«, erklärte
Häberle.
    Walda war am Büro vorbei gekommen und
hatte das Gespräch mitgehört, weshalb er seine Einschätzung abgab: »Das
befürchte ich auch, ja«, bekräftigte er, um grinsend hinzuzufügen: »Dann beißen
wir uns die Zähne aus.«
    Schmidt drehte sich mit dem Bürosessel zu
ihm hin. »Aber wie kann es sein, dass der Mensch dort oben so gewaltig
verbrennt, obwohl das mit Benzin allein nicht möglich ist.«
    Walda zuckte mit den Schultern. »Jedenfalls
kann die Verbrennung nicht anderswo stattgefunden haben. Sonst hätte ein
möglicher Täter die verkohlten Überreste nach Hohenstadt transportieren und
dort abladen müssen. Wer tut denn schon so was? Gegen eine solche Theorie
spricht ohnehin die Fundort-Situation. Die Knochen, das haben die Kollegen der
Spurensicherung eindeutig festgehalten, lagen genauso, wie sie hingehören, wenn
man das in einem solchen Fall so sagen kann.«
    »Was mich die ganze Zeit über beschäftigt«,
machte Schmidt weiter, während Häberle aufmerksam zuhörte, »das ist die Frage,
wie ein möglicher Täter von da oben weggekommen ist. Da muss es noch ein zweites
Fahrzeug gegeben haben. Geht man jedenfalls davon aus, dass wir’s tatsächlich
mit einem Tötungsdelikt und keinem Selbstmord zu tun haben, dann sind Täter und
Opfer einzeln dort hingefahren – oder der Täter wurde abgeholt.«
    »Richtig, aber der Ort für so ein …«,
Walda überlegte, »für so ein konspiratives Treffen ist doch ungewöhnlich,
finden Sie nicht auch?«
    Häberle erwiderte nichts.

11
     
    Norbert Willing bewohnte ein uraltes Bauernhaus, das mehrere
ehemalige Stallungen und Scheunen umfasste, dazu einen Maschinenschuppen und
einen großen, ziemlich verwilderten Garten. Sander überlegte, wie dies erst im
Sommer aussehen musste, wenn die Sträucher und Büsche, die rankenden Gewächse
und die Stauden grün waren und austrieben. Das Gebäude war sicher seit hundert
Jahren nicht mehr saniert worden, die Fensterläden schief, die Dachrinne
verrostet. Als der Journalist mit seinem Fotografen das eiserne Gartentürchen
öffnete, gab es ein quietschendes Geräusch, irgendwo sprang eine schwarze Katze
auf und huschte verängstigt davon.
    Die beiden Zeitungsleute gelangten über
einen mit unebenen Natursteinen ausgelegten Gartenweg zu der verwitterten
Haustür, an deren morschem Rahmen ein Klingelknopf nur an den Drähten hing.
Sander drückte und hörte aus dem Innern des Gebäudes eine schrille Klingel.
Augenblicke später öffnete eine junge Frau, deren braune Haare an eine
Löwenmähne erinnerten. Sander stellte sich und Miele vor und fragte nach
Willing. Die Frau, die knapp 30 und gut proportioniert war und ein reizendes
Minikleidchen trug, deutete auf einen der Querbauten: »Er ist da drüben. Sie
können rüber gehen.« Die Frau wirkt ernst, dachte Sander. Er bedankte sich und
ging auf einem ausgetretenen Erdweg am Haus entlang zu den früheren Stallungen
hinüber. Miele folgte ihm.
    An der beschriebenen Tür hielt der
Journalist inne, klopfte eher symbolisch und öffnete sie sogleich, ohne auf
eine Antwort zu warten. Modriger Geruch schlug den beiden Zeitungsleuten
entgegen. In dem fensterlosen Innenraum brannten mehrere Leuchtstoffröhren, die
mit ihren Fassungen von der mit Spinnweben überzogenen Decke baumelten. Sander
blieb für einen kurzen Moment stehen, um sich zu orientieren. Zwischen einem
Wirrwarr von Apparaten, Kabeln und Werkbänken, Metallteilen und Rohren, war ein
fast glatzköpfiger Mann auf einer Bockleiter über eine Vorrichtung gebeugt, die
im Wesentlichen aus zwei riesigen, parallel zueinander angeordneten
Metallscheiben bestand. In deren Zwischenraum war

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