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Trugschluss

Trugschluss

Titel: Trugschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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»Goißatäle«, den Autobahnzubringer, benutzen zu müssen. Der Polo
rollte über schmale Asphaltsträßchen, vorbei am Sportflugplatz Berneck, auf dem
an Wochentagen kein Betrieb herrschte, und dann durch zwei große
landwirtschaftliche Hofstellen hinüber nach Oberdrackenstein. Hinter diesem
bäuerlich geprägten Örtchen ragte die weithin sichtbare Funkstation von
Hohenstadt zum mit dichten Wolken verhangenen Himmel. Da oben musste es
geschehen sein.
    Miele steuerte den dort abzweigenden
Feldweg an und hielt am Ende des Umgrenzungszauns. Sander sprang aus dem Wagen
und erkannte sogleich, wo die Leiche gelegen haben musste: Ein paar Schritte abseits
des Wegs zeugte ein nahezu kreisrunder aschegrauer Fleck in der Grasnarbe von
einem Feuer.
    Miele packte seine Leica aus und
fotografierte die Fundstelle so, dass im Hintergrund, als Orientierungspunkt
für die morgigen Zeitungsleser, die Funkanlage zu sehen war.
    »Und nun?«, fragte er, als er nach dem
dritten Bild den Film wechseln musste, weil er wieder Mal nur Reste eingelegt
hatte.
    Sander, den es fror, blickte sich ratlos
um. Und wieder ärgerte er sich, dass er gestern Abend nichts mehr erfahren hatte.
Er entschied, sich in dem nahen Hohenstadt umzuhören – falls es dort zu dieser
Mittagszeit überhaupt jemand gab, der bereit war, mit Journalisten zu reden.
    Sie stiegen wieder in den Polo und fuhren
in den Ort hinüber. Dort, im Gasthaus ›Sonne‹, wo Sander um die Mittagszeit
auch einige Einheimische vermutete, ließen sie sich in einer Ecke nieder.
Tatsächlich saßen am Stammtisch fünf Männer, allesamt in blauer
Arbeitskleidung, vielleicht Handwerker, möglicherweise auch Landwirte, die
heftig diskutierten und ihre Gespräche nur kurz unterbrachen, als sie die
Fremdlinge sahen.
    Dann fiel der Blick des Journalisten auf
ein Paar, das ganz am Ende der Tischreihe Mittag aß – ganz offensichtlich eine
typisch schwäbische Speise, nämlich Linsen, Spätzle und Saitenwürste. Sanders
Lieblingsessen. Die beiden sahen nach Tagestouristen aus, der Mann, vermutlich
um die 40, schwarze Haare, die Frau sicher wesentlich jünger, dunkelbraune
schulterlange Haare. Die Kleidung ließ darauf schließen, dass sie zum Wandern
auf die Alb gekommen waren. Vermutlich aus dem Esslinger oder Stuttgarter Raum,
dachte Sander. Die Großstädter, sofern sie denn naturverbunden waren, kamen
gerne zu jeder Jahreszeit auf die Alb herauf.
    Auch Miele hatte das Paar kurz gemustert,
ihm dann aber ebenfalls keine weitere Bedeutung beigemessen. Der Redakteur
bestellte bei der Wirtin ein Hefeweizen, sein schlanker und ranker Fotograf,
als vegetarischer Gesundheitsapostel hinlänglich bekannt, beließ es bei einem
Mineralwasser. Sander hörte sofort, dass sich die Gespräche der Männer um die
nächtlichen Ereignisse drehten. Keiner von ihnen hatte aber offenbar selbst
etwas gesehen oder bemerkt. Offenbar herrschte im Ort allgemeines Rätselraten,
was da bei der Funkstation passiert war. Nur einen Namen schnappte Sander auf,
vermutlich von jemandem, der als Einziger der Polizei einen Hinweis gegeben
hatte, ein gewisser Norbert, wie es schien, eine etwas wundersame Figur.
    Die beiden Zeitungsleute bezahlten, als
ihre Gläser leer waren, und beratschlagten vor der ›Sonne‹, wie sie den Norbert
finden konnten. Sander hatte die Wirtin nicht fragen wollen, um keine
langwierigen Erklärungen abgeben zu müssen. Sie gingen deshalb ein Stück der
Hauptstraße entlang, bis sie in einer offenstehenden Garage einen älteren Mann
entdeckten, der dort unter der Motorhaube seines alten Mercedes werkelte.
Sander begrüßte ihn freundlich, entschuldigte sich und erklärte, dass sie einen
Herrn namens Norbert suchten, der möglicherweise ein bisschen als Sonderling
gelte. Der Angesprochene wusste sofort, wer nur gemeint sein konnte. Norbert
Willing, Frührentner, Tüftler, Erfinder, Bastler, wohne mit einer wesentlich
jüngeren Frau zusammen, draußen am Ortsrand – in Richtung Oberdrackenstein.
Sander bedankte sich.
     
    Kripo-Chef Bruhn hatte sich Häberles Schilderungen wortlos
angehört, anschließend etwas Unfreundliches geknurrt und dann aufgelegt.
Häberle konnte über so viel missmutiges Verhalten nur in sich hineingrinsen und
schüttelte den Kopf. Er stand auf und ging in das angrenzende Büro des
schnauzbärtigen Kollegen Schmidt hinüber, der soeben verschiedene Anfragen an
Landes- und Bundeskriminalamt gerichtet hatte.
    »Und?«, fragte Häberle und blieb am
Türrahmen stehen.
    »Es gibt

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