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Trugschluss

Trugschluss

Titel: Trugschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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strahlte Verständnis aus. »Vielleicht
sollten Sie mir einfach mal erzählen, worum’s überhaupt geht«, sagte er und
schaute Brobeil in die flinken Augen. Damit schien der Moment gekommen zu sein,
auf den er längst gewartet hatte.
    »Die Öffentlichkeit hat keine Ahnung, was
wir in den letzten drei Jahren in Erfahrung gebracht haben«, begann der
Theologe, »leider will’s keiner wissen. Dabei hätten wir jede Menge
Beweismaterial. Wir hatten gedacht, es sei für die Medien eine Sensation. Doch
alles, was die tun, ist doch nur, sich auf offizielle Statements zu berufen. Da
ist heutzutage kein Platz für Dinge, die man …« Er rang nach Worten. »… ja, für
Dinge, die man nicht erklären kann. Wir müssen noch froh sein, nicht ausgelacht
oder als Spinner abgetan zu werden.«
    »Dann lassen Sie uns doch mal in Ruhe
drüber reden«, schlug Häberle gelassen vor, als habe er alle Zeit der Welt.
    »Sie werden staunen«, warf Neumann ein.
    Lilo starrte den Kommissar an: »Ich krieg schon
wieder Gänsehaut.«

34
     
    Die beiden Araber waren mit dunklen Anzügen bekleidet. Sie trugen
ihr übliches Lächeln zur Schau, als sie die geräumige Bar betraten, in der zu
dieser mittäglichen Stunde nur Braunstein und Manuela Lilienthal sowie, in
einer anderen Ecke, drei Männer saßen, die über Akten brüteten und heftig
miteinander diskutierten.
    Die Araber begrüßten ihre Gesprächspartner
freundschaftlich und ließen sich in Sesseln nieder.
    »Ein sehr unangenehmes Klima«, stellte
Abdul fest, der sich stets als Wortführer hervortat.
    »O ja«, stimmte ihm Braunstein zu, »die
Donau macht die Luft an solchen Tagen besonders feucht. Sie sollten aber einmal
im Sommerhalbjahr kommen und an dem Fluss bummeln. Traumhaft, kann ich Ihnen
sagen.«
    Nachdem sie einige belanglose Sätze
ausgetauscht hatten und ihnen das bestellte Mineralwasser serviert worden war,
kam Abdul zur Sache: »Wir wissen jetzt ziemlich genau«, er blickte sich
vorsichtig nach unerwünschten Zuhörern um, »wie das Projekt ablaufen wird.
Erste Versuche hat es bereits gegeben, wie Sie vielleicht bemerkt haben.« Er
verzog sein Gesicht zu einem breiten Grinsen. Sein schweigsamer Kollege lehnte
sich zurück.
    »Es geschehen Dinge, die aufhorchen lassen
– in der Tat«, erwiderte Braunstein und nickte seiner Begleiterin zu.
    »Sehr richtig«, fuhr der Araber fort, »sehr
richtig. Und seien Sie gewiss: Wir werden es mit unseren Mitteln zu verhindern
wissen.«
    Im Hintergrund spielte jetzt dezente Musik
aus irgendwelchen Lautsprechern.
    Braunstein nickte. »Der Absturz des
Shuttles hat die Amerikaner in Bedrängnis gebracht«, gab er zu bedenken, »ohne
weitere Flüge wird es Probleme geben …«
    Ben-Ali, der zweite Araber schüttelte
langsam den Kopf. »Nicht sehr ernsthaft. Das, was Sie uns vor zweieinhalb
Jahren von der ›Endeavour‹ mitgebracht haben, lässt darauf schließen, dass es
trotz aller Pannen jetzt soweit sein müsste. Nach den Weihnachtsfeiertagen.«
    »Und dieses Mittelgebirge hier, Mr.
Braunstein und Mrs. Lilienthal, gilt als die Schaltzentrale«, ergänzte der
Wortführer, »ein wunderbares Paradies – und keiner wird etwas merken.«
    »Sie glauben zu wissen, dass …« Braunstein
brach mitten im Satz ab, weil die Geschäftsleute aus der Ecke ihr Gespräch
offenbar beendet hatten und an ihnen vorbei zum Ausgang gingen. Sogleich kam
die Bedienung und holte die leeren Gläser.
    Abdul wollte die unterbrochene Frage nicht
beantworten. Stattdessen wiegelte er ab: »Das meiste wurde im Shuttle getestet,
verehrte Freunde. Für einen Wissenschaftler steht längst fest, dass nichts im
Weltall da draußen geradlinig verläuft.«
    Manuela Lilienthal nickte zustimmend. »Das
ist zwar nur schwer vorstellbar, aber wir haben uns in den vergangenen Jahren
in diese Sache einzudenken versucht.«
    »Eigentlich ein Thema aus dem letzten
Jahrhundert«, fuhr Abdul sanft lächelnd fort und dozierte wie ein geduldiger
Professor, »bereits 1919, ich darf daran erinnern, hat man bei einer totalen
Sonnenfinsternis in Brasilien festgestellt, dass das Licht eines Sterns, der
sozusagen knapp an der Sonne vorbeistrahlt, durch deren Anziehungskraft
abgelenkt wird. Licht, das einen Bogen beschreibt – das hat damals
eingeschlagen wie eine Bombe, wird heute noch berichtet.« Er nahm einen Schluck
Mineralwasser.
    Braunstein nickte zustimmend: »Die
Gravitation verbiegt den Raum, stimmt’s?«
    Auch Ben-Ali, der stille Beobachter,
ergriff jetzt das Wort: »Und was das

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