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Trugschluss

Trugschluss

Titel: Trugschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Klaps
auf die rechte Hand: »Mann, sei nicht so ängstlich. Ich bin eine Kollegin von
dir«, sie lächelte wieder und verbesserte sich: »Eine künftige Kollegin von
dir. Hab ich recht? Ich war auch bei Armstrong vorhin und als du weg warst, hat
er mir vorgeschlagen, dir zu folgen und dir ein bisschen Gesellschaft zu
leisten.«
    Er war baff. Da saß ihm urplötzlich eine
attraktive junge Frau gegenüber, so als habe sie ihm der Himmel geschickt, und
er war nicht in der Lage, sich darüber zu freuen.
    Sein Lächeln wirkte verkrampft. »Und nun
bist du mir einfach nachgegangen?«, fragte er zweifelnd.
    »Klar«, antwortete sie keck, »wie im Krimi
bin ich dir hinterher geschlichen. Wollte dich jetzt aber erst mal essen
lassen. Bin da draußen ein bisschen rumspaziert.« Sie deutete hinter sich auf
die Uferpromenade hinaus.
    »Also«, versuchte Vollmer Ordnung in die
Geschehnisse zu bringen, »Armstrong hat das so gewollt …?«
    Sie nickte heftig. »Übrigens, ich heiße
Claudia, Claudia Eberfeld. Nenn mich einfach Claudi«, sie reichte ihm die Hand,
die er zögernd ergriff und drückte.
    »Wie ich heiße, weißt du ja, Jens, heiß
ich, Vollmer.«
    »Ein Schwabe, gell?«, fragte sie eher
rhetorisch und äffte den schwäbischen Dialekt mühsam nach.
    Jetzt trat die attraktive Bedienung an den
Tisch, was den jungen Mann zusätzlich irritierte. Sie nahm seinen Teller mit
und fragte, was sie der jungen Dame bringen könne. Claudia bestellte einen
Salat und einen Wein aus der Toskana.
    »Ulm, ja«, erwiderte Vollmer knapp. »Wo
bist du her?«
    »Berlin«, sagte sie, »Ossi-Teil.« Sie
grinste. »Wohn ganz in der Nähe vom Alex. Warst du schon mal dort?«
    Vollmer nickte. »Ist schon fünf Jahre her,
ja, war eine politische Tour, mit einem Abgeordneten.«
    »Fünf Jahre!«, wiederholte sie ungläubig, »Mann,
was glaubst du, was sich da inzwischen getan hat! Da wird gebaut ohne Ende!«
    »Und was hat dich nach Lugano verschlagen?«,
wollte der junge Mann endlich wissen. Ihm erschien das alles reichlich suspekt.
    »Bin Ingenieurin«, sagte sie
selbstbewusst, »war bei einer Software-Firma beschäftigt, Programmieren und so
– bis ich vor einem halben Jahr auf das Angebot von Armstrong gestoßen bin. Ja
– und schon war ich da. Ein Super-Job, sag ich dir. Keinen Chef, der nur nach
der Bilanz schielt, und der Teilhaber befriedigen will – Knete, Knete, Knete.
Das macht dich doch verrückt! Ein Leben lang nur Zahlen, Bilanzen, Druck,
Druck.« Sie lächelte ganz ungezwungen und befreit. »Nein, Jens, hier geht’s um
was ganz anderes.«
    »Ist mir klar«, erwiderte er angestrengt,
obwohl ihm alles immer undurchsichtiger erschien, »die Arbeit hier …«, er
überlegte kurz, »sie hat mit Forschung zu tun …?«
    »Du bist misstrauisch«, stellte die Frau
fest, »Jens, da gibt es keinen Grund dafür. Es ist alles ganz wunderbar. Was
wir tun, kannst du dir gar nicht vorstellen, aber Armstrong wird dich
einführen, sobald du bei uns einsteigst.«
    Er hatte gehofft, dass sie ihm etwas
Genaueres sagen würde. »Und du bist beauftragt, mich rumzukriegen«, sagte er
direkt.
    Sie zog eine Schnute. »Och, Jens«,
lächelte sie wieder sympathisch und ließ dezent ihren Berliner Dialekt
anklingen, »sei doch keen so’n verklemmter Schwabe!« Und dann fügte sie hinzu: »Aber
ich find dich auch so nett.«
    Er fühlte sich geschmeichelt, ohne dass
dadurch seine Zweifel über das wahre Interesse dieses Mädchens an ihm
ausgeräumt gewesen wären. Hatte er nicht einmal irgendwo gelesen, dass es auch
Agentinnen gab, die ihre »weiblichen Waffen« einsetzten …?
    Er beschloss, seinen ehemaligen
Physiklehrer zu Rate zu ziehen. Seit seiner Schulzeit waren zwar schon einige
Jahre vergangen, aber inzwischen hatte sich zu diesem damaligen Pädagogen aus
der Realschule ein geradezu freundschaftliches Verhältnis entwickelt. Dieser
Lehrer, längst ein Duz-Freund geworden, kam sogar zu jedem Klassentreffen. Jens
galt ohnehin als Beispiel für einen Schüler, der es trotz einst schlechter
Noten zu etwas gebracht hatte – und dies auch noch in der Physik, die dem
Lehrer ganz besonders am Herzen gelegen war. Dieser hatte Vollmer auch vor
einiger Zeit diese ins Tessin führende Internet-Adresse zukommen lassen.
     
    Mittwoch, 15. März 2000.
    Franz Walda und seine Kollegen hatten nur wenige Stunden
geschlafen. Es war spät geworden in Hohenstadt und die Nacht war eisig kalt
gewesen. Obwohl noch eine ganze Hundertschaft der

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