Truthahn um zwölf
gerade bearbeitete ein goldiger Neufundländer einen alten Schuh von
Sam.
Er war nur für den Hund zum
Spielen aufgehoben worden, aber Ursula konnte das nicht wissen. Sie errettete
ihn mit der vorwurfsvollen Bemerkung, daß man den Zerstörungstrieb eines Tieres
nicht unterstützen dürfe. Sie fuhr fort: »Mich wundert es immer, wie die Männer
sich mit Schoßhündchen abfinden. Sie müssen ihre Hunde, die für die Arbeit da
sind, draußen in Hundehütten halten, und es muß sie verrückt machen zu sehen,
wie ein unnützer junger Hund ihre eigenen Sachen kaputt macht.«
Ich sah Larrys Augen
aufblitzen. Über sie, über Sam und die Kinder konnte man sagen, was man wollte,
aber sie bekam mit großer Wahrscheinlichkeit einen Wutanfall, wenn jemand etwas
gegen ihre Hunde sagte. Ich wechselte schleunigst das Thema, was sich noch als
verhängnisvoll herausstellen sollte.
»Wenn wir alle zusammen
überlegen, dann fällt uns schon jemand ein, der Anne helfen kann, meint ihr
nicht auch?«
Und dann passierte etwas
Fürchterliches. Ursula Maitland sagte in ihrer direkten Art, mit einem lauten,
lebhaften Lachen: »Wißt ihr was — wie wäre es mit mir? Mich nützlich machen, wißt ihr, mit zugreifen und auch Tim helfen. Der tut mir
richtig leid. Als ich vor kurzem dort war, kam er müde heim und machte sich
tatsächlich wieder an die Arbeit, spülte ab und brachte die Kinder ins Bett.«
Das war zu viel für Larry.
»Weil es Anne an diesem Tag nicht gut gegangen ist!« schnauzte sie Ursula an.
»Und warum auch nicht? Es sind genauso seine Kinder, und seine Teller übrigens
auch. Und auch sein Baby, das in ein paar Wochen kommt. Es ist völlig in
Ordnung, daß er mit zugreift.«
Das war ein Ablenkungsmanöver,
und ich hoffte auf seinen Erfolg. Es wäre schrecklich, wenn Ursula sich in
Annes friedlichem kleinen Heim einnistete. Sie würde sie herumkommandieren und
hinter Tim herrennen und wie wild arbeiten, um ihm zu zeigen, wie tüchtig eine
Frau sein und dabei immer noch gepflegt aussehen kann.
Ich sagte schnell: »Tim hilft
ihr ja gerne. Das tut jeder Mann in dieser Situation. Normalerweise kommt Anne
ausgezeichnet zurecht, aber im Moment geht es ihr nicht besonders gut.«
Aber es war zu spät. Das
Gesicht des Colonels hatte sich aufgehellt, und ich konnte sehen, daß der
Gedanke an Ursula als Annes Beistand und Hilfe von seinen Gedanken Besitz
ergriffen hatte. Er sagte: »Ursula, meine Liebe, das hat dir der Himmel
eingegeben. Unwahrscheinlich lieb von dir. Du spielst also tatsächlich mit dem
Gedanken...?«
Wieder dieses Lachen. Es war
nicht nur meine Einbildung, daß es wie Pferdegewieher klang. Ich suchte
krampfhaft nach einer Möglichkeit, diesen Plan zu vereiteln, der Annes Glück
sicher stören würde. Ich sagte: »Selbstverständlich ist es furchtbar liebenswürdig,
aber ich glaube, vielleicht...« Und dann fiel mir nicht mehr ein, wie ich den
Satz beenden sollte, oder wie ich ihr beibringen könnte, daß Anne von dieser
Idee sicher nicht begeistert sei.
Larry begann: »Wißt ihr,
eigentlich hab’ ich gedacht, daß ich leicht zweimal in der Woche zu Anne gehen
und ihr beim Waschen und Bügeln und solchen Sachen helfen könnte. Ich würde es
wirklich gerne tun... Und Susan sicher auch, nicht wahr?«, wandte sie sich mit
einer verzweifelten Bitte an mich.
Aber Ursula beachtete uns
überhaupt nicht. »Ich bin glücklich, wenn ich dir damit einen Gefallen tun
kann«, strahlte sie den Colonel mit schlecht gespielter Bescheidenheit an. »Ich
brauche nicht faul herumzusitzen, wenn ich mich wo nützlich machen kann. Hausarbeit? Dagegen habe ich wirklich nichts.
Muß ja oft bei Bekannten aushelfen, wenn die Aufwartefrau nicht kommt. Einfach
genug in Annes kleinem Haus, noch dazu sind die Kinder den ganzen Tag in der
Schule. Ich konnte nie verstehen, warum Anne sich deshalb so anstellt, dabei
hilft Tim ihr doch, und er ist so tüchtig.«
Larry holte tief Atem und sah
mich an. Ich schüttelte den Kopf. Der Colonel strahlte vor Glück und
Erleichterung. Das mußten sie untereinander ausmachen. Es gab nur eine Rettung
— Tim zu erwischen und ihm irgendwie klarmachen, wie unangenehm das für Anne
werden würde. Inzwischen beglückwünschten der Colonel und Ursula einander in
einer aufreizenden Weise, und als sie sich erhoben, um zu gehen, sagte der alte
Mann herzlich: »Ich bin dir außerordentlich dankbar, Ursula. Wie selbstlos von
dir. Du bist wirklich freundlich und tüchtig. Ich bin sicher, daß es meinem
kleinen
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