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Truthahn um zwölf

Truthahn um zwölf

Titel: Truthahn um zwölf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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halbe
Stunde Zeit zum Packen, dann fahre ich Sie zum Zug. Wieder nüchtern werden
können Sie unterwegs.«
    Dann befahl er mir: »Susan, du
kochst schwarzen Kaffee, möglichst viel. Anne, du legst dich besser hin. Das hat
dir verdammt schlecht getan. Nein, Sir, der Frau fehlt nichts. Überlassen Sie
nur alles mir.«
    Wir überließen es ihm dankbar.
Paul hatte schon immer gesagt, daß Tim mit heiklen Situationen ausgezeichnet
fertig würde, aber ich hatte nicht gewußt, daß zu diesem Gebiet auch betrunkene
und schimpfende Frauen gehörten. Mrs. Silver gab
nicht so schnell nach. Erst fünf Tassen Kaffee und Tims Unerbittlichkeit
brachten sie dazu, ihren Koffer zu packen. Es war seltsam, wie wir ihm alle
ohne Widerspruch gehorchten. Ich kochte Kaffee, Anne verschwand und legte sich
hin, und der Colonel stand ein paar Minuten verloren herum, bis Tim sagte: »Es
wäre vielleicht besser, Sie verschwinden, Sir. Nur bis ich sie aus dem Haus
hab’. Sie regen sie offensichtlich auf.«
    Ich unterdrückte gerade noch
ein Grinsen. Die Untertreibung war herrlich. Was sollte der arme Colonel nun
tun? Ich wollte nicht gehen, bis die anderen aus dem Haus waren, und dann
wollte ich mich um die Wäsche kümmern. Als ich dem Colonel das sagte, meinte
er: »Dann bleibe ich auch. Ihr Auto ist in Tiri, und ich muß Sie zurückfahren.
Außerdem kann ich Ihnen vielleicht helfen. Aber — wo?«
    Er meinte, wo er sich
verstecken sollte. Ich mußte nun wirklich lachen, aber in diesem Moment hörten
wir Geräusche, als würde Mrs. Silver gleich aus ihrem
Zimmer kommen. Es wäre möglich, daß sie durch das ganze Haus toben und den
Colonel finden würde, auch wenn er sich in einem Schrank verbarg. Ich sagte
hastig: »Irgendwo draußen. Vielleicht in einem von den Ställen«, und er warf
mir einen dankbaren Blick zu, der zum Erbarmen war, als er verschwand.
    Tim gelang es, sie in der
festgesetzten halben Stunde aus dem Haus zu schaffen, er schrieb einen Scheck,
packte sie ins Auto und ließ sich durch die Beschimpfungen nicht stören, die
sie bis zuletzt ausstieß. Als sie abgefahren waren, machte ich mich auf die
Suche nach dem Colonel und sah ihn gerade noch beschämt aus dem Hühnerstall
auftauchen. Er blickte mich trotzig an und versuchte, seine Würde zu bewahren.
    »Schien der beste Platz zu
sein. Keiner von Tims Ställen hat ein Schloß«, und ich pflichtete ihm bei, daß
die Hühner ihn gut verborgen hatten, während ich ihm half, die Federn von
seinem Mantel zu bürsten. Er sagte es zwar nicht, aber ich merkte, daß er vor
allem nicht wollte, daß Mrs. Evans etwas von dem Vorfall merkte.
    Dann machten wir uns an die
Wäsche, und ich hätte gerne gewußt, was die gute Mrs. Evans gesagt hätte, wenn
sie ihren Colonel dabei hätte sehen können. Er versuchte gerade, Bettücher
aufzuhängen. Aber er bemühte sich wirklich zu helfen, und inzwischen konnten
wir schon ein bißchen über die ganze Sache lachen.
    »Sie hatte so gute Zeugnisse«,
sagte er traurig, und ich tröstete ihn wohl kaum mit dem Hinweis, daß ich
gehört hätte, sie schrieben sie sich normalerweise selbst.
    »So eine anständige Frau. Und
ich glaubte, sie sei so eine einmalige Entdeckung.«
    Das war zuviel für mich, und
nun begann sogar der Colonel zu sehen, daß die Sache auch ihre amüsanten Seiten
hatte.
    »Aber wo kann sie den Alkohol
hergehabt haben?« überlegte er. »Ich hab’ ihren Koffer selbst ins Haus
getragen, und er ist ziemlich leicht gewesen.«
    »Ich nehme an, daß er bei ihrer
Abreise nicht mehr ganz so leicht gewesen ist. Sie wird sich über den Brandy
gemacht haben, den Sie für Anne gekauft haben.«
    Ich hatte recht. Der Brandy war
weg, dazu noch eine Flasche Gin. Weder Mrs. Silver noch ihr Koffer hatten das Haus leer verlassen.
    Anne erholte sich schnell und
kam heraus, um uns Vorwürfe wegen der Wäsche zu machen.
    »Das war ein Theater!« lachte
sie. »Susan, wie konntest du nur sagen, daß ältere Frauen vollkommen sicher
sind? Sie sind viel schlimmer als junge Mädchen. Oh Papa, Liebling, ich hab’
dich immer für so tapfer gehalten, aber du schautest so restlos entsetzt drein,
als diese Frau dich zu umarmen drohte. Was hätten wir ohne Tim nur gemacht?«
    Der Colonel schüttelte sich.
»Verdammte Sache, wenn man gegen eine Frau Gewalt anwenden muß.« Dann wechselte
er das Thema und hielt eine lange Rede über die modernen Zustände, bei denen
man so schwer Hilfen bekam — und die offensichtlich der Grund für Mrs. Silvers Fall gewesen

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