Truthahn um zwölf
Weihnachtsvorbereitungen
auf. Ein Jammer, daß wir dieses Jahr alle anderen einladen müssen, aber du
sollst dich deshalb nicht aufarbeiten. Geh lieber ins Bett.«
Ich brummte übelgelaunt, daß
Weihnachten noch nie so einfach gewesen sei. Nur unsere eigene Familie, alle
anderen brächten etwas mit. Kein schrecklicher Truthahn. Kein Plumpudding. Das
sei die richtige Art, Weihnachten zu feiern, und niemand hätte viel Arbeit
damit.
Am nächsten Tag schien mir das
nicht mehr so sicher. Alle waren weggegangen, um Larry und Babette zu
bewundern, und ich war allein zu Haus, als das Telefon läutete und Tantchen ein
Ferngespräch meldete. Es war Mutter, und es mußte etwas Aufregendes passiert
sein, denn so großzügig Mutter sonst ist, mit Ferngesprächen ist sie sparsam.
»Susan, kannst du mich hören?
Ist diese unmögliche Leitung in Ordnung?«
»Einigermaßen, und wenn du
langsam sprichst, kann ich dich auch verstehen.«
»Also, die Sache ist sehr
einfach. Du weißt, daß dein Vater und ich Weihnachten bei Dawn verbringen
wollten? Also, das Mädchen scheint sich für überanstrengt zu halten.
Lächerlich, mit einem Kind und der Hilfe ihrer guten Mutter! Ich versteh’ das
einfach nicht.«
Mutter mußte sich sehr über
Dawn ärgern, wenn sie sich bei einem Ferngespräch die Zeit nahm, sich über sie
zu beklagen. Ich fragte: »Geht es ihr nicht gut?«
»Es geht ihr ausgezeichnet,
aber du weißt ja, wie Geoffrey sie verwöhnt, und er hat beschlossen, über
Weihnachten eine Kreuzfahrt mit ihr zu machen. Redet davon, daß er den ganzen
Rummel umgehen will, wobei ich nicht weiß, welchen Rummel er meint, er bestellt
immer einen Tisch im besten Hotel fürs Essen. Aber ich will keine Zeit mit
Reden verschwenden, Susan, denn ich hoffe, dich bald zu sehen.«
Ich mag Mutter gerne, aber ich
muß gestehen, daß meine gute Laune schwand. Ich konnte mir denken, was nun
kommen würde.
»Wir haben daran gedacht, euch
zu besuchen, mit euch Weihnachten zu feiern und noch ein paar Tage zu bleiben.
Dein Vater freut sich schrecklich darauf. Er sagt, er habe Paul und die Farm
seit zwei Jahren nicht mehr gesehen. Und ich sehne mich natürlich danach, meine
allerliebsten Enkel zu sehen.«
Ich dachte daran, wie ich die
allerliebsten Enkel zuletzt gesehen hatte. Ziemlich schmutzig und unordentlich
hatten sie sich eiligst davongemacht, um ihren Wochenendarbeiten zu entgehen.
Sie waren fest entschlossen, die Zeit mit Christina und Mark zu verbringen und
um ihre Eltern einen großen Bogen zu machen. Mutter redete inzwischen eifrig
weiter.
»Hörst du mich? Dieser Anruf
wird mich ruinieren. Können wir kommen, Susan? Wird es dir nicht zu viel?«
»Aber nein, Mutter. Ich freu’
mich drauf, euch zu sehen. Wann wollt
ihr kommen?«
Hoffentlich klang das
begeistert, aber mir war nun klar, daß es nichts würde mit unserem geplanten
ruhigen und unkonventionellen Weihnachtsfest, und der Gedanke an Truthahn und
Plumpudding dämpfte merklich meine Freude, die Eltern zu sehen.
»Am Tag vor Weihnachten,
Liebling, und nur für vier Tage. Ich weiß, das ist schrecklich kurz, aber wir
sind über Neujahr im Süden eingeladen. Wir freuen uns sehr darauf, euch
wiederzusehen, und ein gemütliches Weihnachtsfest in den Backblocks zu feiern.«
Ich legte den Hörer auf, setzte
mich hin und warf alle unsere Pläne über den Haufen. Meine Eltern waren seit
fünf Jahren an Weihnachten nicht mehr bei uns gewesen, deshalb mußten wir es
natürlich groß feiern, daß sie diesmal kamen. Paul schätzte meinen Vater sehr
und würde sicher auf ein »richtiges« Weihnachtsfest Wert legen, und ich wollte
natürlich auch, daß es ihnen bei uns gefiele.
Das bedeutete eine Einladung mit
allem Drum und Dran. Ich überlegte mir, ob der Truthahn, von dem Paul ein oder
zwei Mal wehmütig gesprochen hatte, und der auf der hinteren Koppel mit seinen
vielen Frauen lebte, ausreichen würde, oder ob wir zwei brauchten — ein
schrecklicher Gedanke. Ich durfte auch den Schinken nicht vergessen und mußte
mit Larry und Anne das Essen besprechen.
Es würde eine große
Gesellschaft werden; da ich an der Reihe war, die anderen Familien einzuladen.
Das wäre nicht schlimm gewesen, wenn wir das Weihnachtsfest so hätten feiern
können, wie wir verabredet hatten. Jetzt jedoch begann ich verzweifelt zu
zählen: der Colonel, Ursula, Julian und Alison, Miss Adams und Caleb, Larry,
Sam und die Kinder, Anne, Tim und die Zwillinge und, nicht zu vergessen, meine
Eltern. Und auch
Weitere Kostenlose Bücher