Truthahn um zwölf
getäuscht, als ich bei dem Gedanken an die Schweine im
Fischernetz und den fürchterlichen Kater erwartet hatte, daß er für Miss Adams
nur eine Last sein würde. Er war freundlich und zuvorkommend, immer bereit, bei
allem zuzupacken und mißachtete die Vierzig-Stunden-Woche völlig. Er fuhr sogar
den Lieferwagen, zwar nicht gerade hervorragend, jedoch äußerst vorsichtig und
übernahm einen Teil der Lieferungen.
Er war auch beliebt. Vorher,
als er noch auf seiner verlassenen Farm gelebt hatte, hatte er fast niemanden
gekannt, aber jetzt hatte er viele Freunde, die nicht einmal Annabella
abschrecken konnte. Er lebte sichtlich auf und war glücklich und zufrieden. Natürlich
machte er auch Fehler, aber Tony sagte, sie hätten seine schwachen Stellen
schnell herausgefunden.
»Man darf ihn nicht hetzen.
Wenn man ihn in Ruhe läßt, macht er die Abwiegerei glänzend. Und man bittet ihn besser gar nicht erst, etwas im Supermarkt zu
suchen, der bringt ihn nämlich durcheinander. Er läßt dann alles fallen und
gibt an der Kasse falsch heraus.«
»Er ist wirklich eine Hilfe«,
sagte Tantchen, »er nimmt uns all die lästigen Arbeiten ab, die so aufhalten.
Ich hab’ auch noch nie gesehen, daß er ungeduldig wird oder den Leuten
schlechte Zwiebeln gibt oder zu wenig Kartoffeln. Er ist sehr vorsichtig mit
dem Lieferwagen und bringt nie die verschiedenen Bestellungen durcheinander. Er
ist genau das, was Tony und ich gebraucht haben.«
»Macht sich nützlich, wie
Ursula«, lästerte Larry. »Nur auf eine viel nettere Art. Ich kann mir nicht
vorstellen, wie Anne das aushält. Sie wird froh sein, wenn dieser Monat vorbei
ist. Sie ist fest davon überzeugt, daß das Kind am Weihnachtstag kommt, weil
bei ihr ja nichts ohne Komplikationen geht. Sie nennt es jetzt schon immer
Nicola.«
Wir saßen in Tantchens kleinem
Wohnzimmer und unterhielten uns gemütlich in einer ihrer wenigen ruhigen halben
Stunden, als Larry plötzlich ein entsetzlicher Gedanke kam.
»Was passiert in der Zeit, in
der Anne zur Entbindung in der Stadt ist? Ich weiß, daß sie wieder die nette kartanische Krankenschwester kommen lassen will, die schon
das letzte Mal da war, und die wird sich um die Zwillinge kümmern. Vielleicht
bleibt Ursula aber dort und spielt weiter die Hausherrin, damit dem lieben Tim
auch nichts abgeht?«
»Wenn sie das tut, dann geht
die Schwester. Nicht einmal dieses nette Mädchen wird sich von Ursula
herumkommandieren lassen«, prophezeite ich düster.
»Mit welchem Vergnügen ihr Mädchen
Schwierigkeiten vorausseht«, sagte Tantchen. »Angeblich reist Miss Maitland
gleich nach Weihnachten ab. Und wenn nicht, wird sie wohl froh sein, wenn sie
wieder zum Colonel zurückkehren kann. Euch ist anscheinend nicht klar, daß sie
hart arbeitet und tatsächlich eine große Hilfe ist.«
»Selbstverständlich ist uns das
klar«, gab Larry zurück. »Man kann keine fünf Minuten mit ihr zusammen sein,
ohne das zu merken.« In diesem Moment klopfte Caleb an die Türe.
Nachdem er uns mit
übertriebener Höflichkeit begrüßt hatte, fragte er: »Miss Adams, würde es Sie
stören, wenn ich ein paar kleine Schreinerarbeiten in dem alten Schuppen da
hinten machen würde?«
»Natürlich nicht, Caleb. Er
wird sowieso nie benutzt und fällt bald zusammen. Tun Sie dort nur, was Sie
wollen.«
Als er gegangen war, sagte
Larry: »Ich kann mir nicht vorstellen, daß Caleb ein geschickter Schreiner ist.
Ich glaub’, daß alles, was er zusammennagelt, wieder auseinanderfällt.« Aber
Tony kam da gerade herein und versicherte uns, daß Caleb recht gewandt mit
Werkzeugen sei und immer sehr sorgfältig Maß nehme.
»Schrecklich langsam natürlich.
Ich möchte furchtbar gerne wissen, was er in dem Schuppen tun will. Er hat eine
ganze Menge Holz gesammelt und damit sehr geheimnisvoll getan.«
»Vielleicht baut er einen
kleinen Käfig für seinen Kater«, schlug ich vor, denn in diesem Moment war das
Tier in der Toreinfahrt erschienen und beäugte uns bösartig. »Man sollte ihn
einsperren können, wenn jemand kommt, den er nicht mag.«
Jemand rief vom Supermarkt
herüber, und Tony verschwand. Ich hatte die Stimme erkannt und war deshalb
nicht überrascht, daß Tony rötere Backen als gewöhnlich hatte, als wir zum
Supermarkt hinübergingen. Sie stritt sich mit Colin über verschiedene
Waschmittel.
»Als wenn es dir nicht egal
wäre! Du bringst deine ganze Wäsche ja immer in eine Wäscherei in der Stadt. Du
kannst kein Waschpulver vom anderen
Weitere Kostenlose Bücher