Truthahn um zwölf
kommen. Dein Vater ist einfach süß, und Mrs. Lee
und deine Mutter vertragen sich so gut.«
Das stimmte. Schon einmal, als
Mrs. Lee sich zu einem Besuch bei Larry herabgelassen hatte, war die Situation
durch Mutters Ankunft gerettet worden. Trotz ihrer Gegensätze verstanden die
beiden sich offensichtlich sehr gut, und die Tatsache, daß Colonel Gerard und
meine Mutter vor vielen Jahren in England befreundet gewesen waren, hatten die
Ferien für Mrs. Lee zu einem großartigen Erfolg werden lassen. Larry wandte
sich zu Sam, der erleichtert war. »Natürlich muß du gleich telegrafieren, daß
sie unbedingt kommen soll. Lad sie ganz herzlich ein, Sam«, und er bemerkte im
Weggehen, daß er es mit »Larry« unterschreiben werde, das werde seine Mutter
freuen.
Als er gegangen war, sagte
Larry: »Außerordentlich, was ein Mann alles glauben kann, wenn er will. Sich
freuen über ein Telegramm von mir! Er wird es auch noch übertreiben und >in
Liebe< drunter schreiben, und sie wird genau wissen, daß die kleine Hilary,
wie dieses Weibstück mich immer nennt, das weder in einem Telegramm noch sonst
jemals zu ihr sagen würde. Ach Susan, Sam tut mir leid, daß er uns damit
überfallen mußte. Für ihn ist es eigentlich noch viel schlimmer als für mich,
denn er muß zuschauen und zuhören bei all den Sticheleien. Er weiß nämlich, was
ich denke, obwohl ich mich bemühe, nichts zu sagen. Sie ist schließlich seine
Mutter, und er hat sie sehr gerne.«
»Ja, es ist einfach scheußlich
für euch beide. Ich kann mir nicht vorstellen, warum sie kommen will. So gut
gefällt es ihr hier auch wieder nicht.«
»Jemand anderes muß sie
versetzt haben, so wie Dawn deine Eltern. Wir müssen uns damit abfinden, Susan,
daß wir nur Lückenbüßer sind. Aber wir müssen beginnen, fest an Weihnachten und
Nächstenliebe zu denken. Bei deinen Eltern ist es natürlich etwas anderes, aber
ich weiß, daß meine ganze Weihnachtsstimmung beim Teufel sein wird, wenn ich
Mrs. Lees Auto die Einfahrt heraufkommen sehe. Deine Leute mögen Paul, obwohl
deine Mutter sicher nicht besonders begeistert gewesen ist, daß du dich in den
Backblocks begraben hast. So nennen das die lieben Verwandten immer. Ich werde
nie vergessen, wie Onkel Richard sich aufgeführt hat.«
»Er glaubte wohl, du wärst viel
zu gut für Sam?«
»Bevor er Sam kennenlernte, war
er fast so sehr dagegen wie Mrs. Lee. Du hättest sie bei unserer Hochzeit sehen
sollen. Sie waren zwar einigermaßen höflich, betrachteten einander aber mit
offenem Haß. Dem Himmel sei Dank, daß sie sich seither nicht getroffen haben und
es auch nicht tun werden.«
Unser Weihnachtsfest schien
ziemlich kompliziert zu werden, aber das war noch nicht alles. Noch am gleichen
Abend rief Larry an, und daraus, daß sie mit einem hysterischen Lachen kämpfte,
schloß ich, daß etwas Entsetzliches geschehen war.
»O Susan, warum hab ich das nur
gesagt? Es war Wahnsinn! Eine Herausforderung des Schicksals.«
»Wovon redest du eigentlich? Du
forderst das Schicksal immer heraus.«
»Und diesmal hat es
zugeschlagen! Warum hast du mich das nur sagen lassen, daß Onkel Richard und
Mrs. Lee sich nie wieder treffen würden?«
»Du meinst... Aber das ist doch
nicht dein Ernst, Larry?«
»Doch, vollkommen. Sie werden
sich Weihnachten unter diesem Dach treffen. Unser stilles Fest…«
»Hör auf zu lachen und erklär mir
das genau. Soll das heißen, daß Onkel Richard ...?«
»Ja, Richard und Lydia. Sie
haben heute abend angerufen.«
»Und sie kommen an
Weihnachten?« Das war ja entsetzlich.
Wir alle liebten Lydia, die
Richard O’Connor kennengelernt hatte, als sie unsere Kinder unterrichtete, und
wir hatten auch Richard sehr gerne. Aber es waren zwei Leute mehr, und Mrs. Lee
und ihr Feind würden sich treffen. Zwei mehr — unser Weihnachtsfest wuchs uns
langsam über den Kopf — wo blieb da unsere viel gepriesene Weihnachtsfreude?
Ich sagte: »Aber Larry, das
geht einfach nicht... Ich meine, drei Leute ... Und du sagst, daß sie sich alle
nicht mögen.«
»Das ist milde ausgedrückt.
Mrs. Lee kriegt immer eine Gänsehaut, wenn jemand von unserem Richard spricht,
und ich hab’ einmal gehört, wie sie zu Sam sagte, er sei ein typischer
Geschäftsmann und sehr gewöhnlich. Und Richard spricht immer von >dieser
verdammten Frau<. Sie vergeben einander nie, daß Sam und ich geheiratet
haben. Richard mag Sam inzwischen, aber er glaubt immer noch, daß ich etwas
besseres hätte erwischen können, wie er sagt.
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