Truthahn um zwölf
Schützling, Caleb Fielder? Hat sich etwas getan?«
»Noch nicht, aber er erwartet jeden Tag, daß er hinausfliegt, der arme Kerl. Ich grüble immer darüber nach, aber ich muß mich jetzt erst um Edith kümmern.«
Ich lachte, als ich den Hörer auflegte. Wenn Tony nicht so jung und hübsch gewesen wäre, dann hätte es uns sicher gestört, daß sie ihre Nase in alles steckte.
Tony hatte erklärt, sie könnten nur ein oder zwei Stunden bleiben, weil im Supermarkt so viel zu tun sei, und fügte vergnügt hinzu: »Nur um schnell zu sehen, ob du es überhaupt ändern mußt. Wenn es gar nicht paßt, müssen wir natürlich etwas anderes suchen. Larry ist zu groß, aber vielleicht hast du oder Anne ...«
Mir wurde klar, daß wir nun alle hineingezogen wurden.
Ich sagte zu Larry: »Eigentlich schäme ich mich, daß ich mich um Ediths Hochzeit nie gekümmert hab’. Es sah so uninteressant aus.«
»Wir sind natürlich schon ein bißchen zu alt, um von Hochzeiten zu schwärmen. Wir haben das Gefühl — wieder ist eine gute Frau in die Falle gegangen.«
Dann sagte sie ernsthaft: »Tony hat recht, und wir sind egoistisch gewesen. Es stimmt, daß Edith uninteressant und ein wenig langweilig ist. Aber Tony schließt alle immer gleich ins Herz. Wir sollten uns ein Beispiel an ihr nehmen. Also los, sorgen wir dafür, daß die Hochzeit ein rauschendes Fest wird.«
Anne sagte fast das gleiche. »Ich hab’ Tony richtig lieb. Sie ist so ungeheuer jung.«
»Mit deinen sechsundzwanzig bist du auch kein Methusalem.«
»Ich fühle mich aber bald so. Viel älter als Ursula. Susan, sieht sie nicht gut aus?«
»Für einen Pferdefreund vielleicht. Aber wie steht es mit einem Hut, Anne?«
»Da find’ ich sicher was. Was für eine Farbe hat das Kleid? Dieses entzückende Blaugrün? Tony müßte bildschön damit aussehen.«
»Das glaub’ ich auch. Sie hat sicher viel Erfolg gehabt auf Alastairs Party, mit kastanienbraunem Haar, braunen Augen und magnolienfarbener Haut.« Das Kleid war genau richtig für sie. Nicht für Edith Bolton, die unscheinbar war wie eine kleine Maus.
Anne fuhr fort: »Sicher hab’ ich irgendwas — vielleicht dieses Ding aus dunklem Stroh, etwas ganz Schlichtes. Er gefiel mir sehr gut, aber Tim nicht, deshalb hab’ ich ihn nie aufgehabt. Sag’ Tony, sie soll auf dem Weg zu euch hereinschauen, ich werde ein paar Hüte herrichten.«
Larry hatte versprochen, zu kommen und bei der Kleiderprobe zu helfen. Als sie kam, zog sie die wunderschöne Türkiskette heraus, die ihr Onkel Richard zum letzten Geburtstag geschenkt hatte.
»Ich leihe sie ihr. Sie paßt genau zum Kleid. Ist es nicht unglaublich, um wieviel schöner Onkel Richards Geschenke geworden sind, seit er Lydia geheiratet hat? Sie waren früher immer so scheußlich. Das Kleid ist wirklich reizend. Am liebsten würde ich ihr die Türkise schenken, aber ich trau’ mich nicht, Onkel Richard hat die unangenehme Angewohnheit, seine Geschenke zu überprüfen, wenn er uns besucht. Als wenn ich nicht in Ehren hielte, was ich von ihm bekomme.«
»Das >in Ehren halten< ist mir neu«, sagte ich boshaft und erinnerte sie an den gräßlichen Anhänger, den Onkel Richard ihr vor Jahren geschenkt hatte, und den sie einem Juwelier verkauft hatte. Dabei war sie fast erwischt worden, und allein Julians Geistesgegenwart hatte sie gerettet.
Sie überging das mit der Bemerkung, daß das eine alte Geschichte sei und ich lernen müsse, mich von der Vergangenheit zu lösen. Ich brauchte mir keine passende Antwort mehr zu überlegen, denn Tony und die Braut kamen gerade.
Tony stürzte ins Haus, mit einer Hutschachtel in der Hand. »Anne hat uns ein paar zum Aussuchen mitgegeben. Ich bin schon sehr gespannt. Ist das Kleid nicht reizend? Genau das richtige für Edith, aber sie stellt sich furchtbar an und meint, daß sie es nicht annehmen könne. Bring du ihr bei, Susan, daß ich es einfach nicht mehr haben will.«
Edith blickte unglücklich drein, und sie war nur schwer dazu zu überreden, das Kleid auch nur anzuprobieren.
»Aber das geht doch nicht. Es ist viel zu schön. Tony, es ist dein Kleid, genau deine Farbe und dein Stil!«
»Das stimmt nicht, und außerdem gehört es jetzt dir. Mein Hochzeitsgeschenk — mit dem Unterzeug, das dazugehört. Du wirst dich selbst nicht mehr kennen, Edith, wenn wir erst mit dir fertig sind. Keine Widerrede! Willst du für Ted nicht hübsch aussehen?«
»Ja, schon! Ted ist so gut und lieb zu mir. Aber ich kann dir doch nicht
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