Truthahn um zwölf
dein neues Kleid wegnehmen, und ich bin nicht so hübsch wie du.«
»Abwarten!« Und in kürzester Zeit hatte sie ihr das Kleid über den Kopf gestreift, und Larry hatte ihr die Kette umgelegt. Die Wirkung war überraschend. Tony hatte recht gehabt mit der Farbe, sie bewirkte bei Ediths ordentlicher, unauffälliger Erscheinung das, was die Verkäufer »nachhelfen« nennen. Ihre Augen waren von einer unbestimmten Farbe und schienen nun so blaugrün wie das Kleid, und ihr weiches blondes Haar ließ sie sehr zart aussehen. Sie war eine süße kleine Braut, und Ted Stuart würde glücklich sein.
Der Hut paßte genau. Anne erzählte mir später, sie sei sich damit sehr schön vorgekommen, aber Tim habe nur einen Blick darauf geworfen und gesagt: »Der ist für die Gartenarbeit, nicht wahr, Liebes?« und sie hätte sich nie mehr überwinden können, ihn wieder aufzusetzen. »Also bin ich Edith richtig dankbar, daß sie ihn mir abnimmt.«
Als wir Edith angekleidet hatten, und Tony ihr das Gesicht flüchtig, aber wirkungsvoll zurecht gemacht hatte, führten wir sie vor den großen Spiegel in meinem Zimmer. Sie starrte ihr Spiegelbild eine ganze Weile an, und dann stieg ihr langsam eine hübsche Röte in die Wangen. Vermutlich kam ihr da zum ersten Mal der Gedanke, daß in dieser Ehe nicht nur Ted der Gebende war.
»Dem Himmel sei Dank, daß wir einen kleinen Funken Selbstvertrauen in ihr entfacht haben«, sagte Larry nachher. »Stell dir nur vor, wenn sie immer geglaubt hätte, ihm dankbar sein zu müssen. Ted wird dankbar sein, wenn er sie durch die Kirche auf sich zukommen sieht.«
»Ich hätte gerne gewußt, was Ted von diesen ganzen Vorbereitungen hielt.«
»Ach, dem ist es recht«, sagte Tony gutgelaunt. »Edith bat mich, es ihm beizubringen, und er wandte nichts ein. Ich hielt die Gelegenheit für günstig, auch gleich von einem neuen Auto zu reden. Er kann es sich leisten, und seine alte Karre würde bei der Hochzeit fürchterlich aussehen.«
»Und ist er damit einverstanden, daß du alle seine Angelegenheiten in die Hand nimmst?« Das war natürlich Paul.
Tony war erstaunt. »Aber Paul, das tu’ ich doch gar nicht!
Edith ist nur so unglaublich schüchtern. Ich versteh’ das gar nicht.«
»Wirklich? Ich schon«, sagte er grimmig, aber Tony sprudelte weiter.
»Dann, als wir über Autos redeten, fragte ich, wohin sie ihre Hochzeitsreise machen würden. Und stellt euch vor, auf diese Idee ist er überhaupt noch nicht gekommen!«
»Aber ich nehme an, du hast ihm auch das beigebracht?«
»Wirklich nicht! Ich hab’ nur gesagt, daß das keine richtige Hochzeit wäre, wenn sie dann gleich zum Kühemelken heimgingen. Und wie wäre es mit Caleb?«
»Wie was mit ihm wäre?« fragte ich verwirrt. »Was hat er damit zu tun?« Sollte Caleb auch noch in diese Hochzeit verwickelt werden?
»Ich hab’ gedacht, er könnte so lange auf Teds Farm leben und die Kühe versorgen.«
»Und damit soll Caleb fertig werden? Er wird versuchen, die einen zweimal zu melken und die anderen vergessen.«
»Damit hast du nun wirklich nicht recht, Susan. Ein paar Tage lang versorgt Caleb alles wunderbar. Es wäre ja nicht für so lange, daß er alles durcheinander bringen könnte, und er ist schrecklich nett und lieb zu Tieren. Und außerdem so zuverlässig und vorsichtig. Und es würde ihm gut tun, wenn er dann auch zur Hochzeit kommen könnte ...«
In dem Moment lachten Paul und ich laut los, und Paul sagte: »Beim Teufel, du bist eine Gefahr für die Allgemeinheit, Tony. Du wirst bald alles in der Gegend organisieren.«
Tonys hübsche Augen wurden sehr groß, und sie war beleidigt. »So ein Blödsinn, Paul. Ich versuche nie, jemanden herumzukommandieren. Ich mache nur Vorschläge!«
Das nächste Opfer für einen Vorschlag war der Colonel. Nachdem ihm Tony alles über die Hochzeit erzählt hatte, fragte er: »Wie steht es mit einem Empfang nach der Trauung? So nennt man das wohl heutzutage nicht mehr? Ich meine so eine Art Party. Macht man doch für gewöhnlich?«
»Ja. Susan wird sicher eine geben, und wir wohnen nur neun Meilen von Tiri weg.«
Der Colonel wohnte nur drei Meilen weg.
»Warum so weit laufen? Nein, belästigen Sie Susan nicht damit. Die hat genug zu tun. Ich werde ein Wort mit Mrs. Evans reden, sie liebt Partys.«
Mrs. Evans versorgte den Colonel seit dem Tod von Annes Mutter, und sie war mit allem einverstanden, was der Colonel wünschte. Tony sagte hoffnungsvoll: »Es werden sicher nicht viele. Auch wenn
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