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Truthahn um zwölf

Truthahn um zwölf

Titel: Truthahn um zwölf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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wich aus. »Ach, nicht direkt Einkäufe. Nur so bei Gelegenheit ein paar Kleinigkeiten.«
    »Aber du hast gesagt, daß es sowas dieses Jahr nicht gäbe.
    Nicht diese Hin-und-her-Schenkerei. Du hast viel darüber geredet, und ich hab’ es für abgemacht gehalten.«
    »Komm, Susan, ich wollte, du wärst nicht so stur. Man merkt, daß du älter wirst. Du kennst das doch, wie die Leute im letzten Moment noch Geschenke schicken, wenn man schon hofft, daß sie einen endlich vergessen haben.«
    »Und das ist genau der richtige Moment, um festzubleiben und nichts zurückzuschicken.«
    Larry lenkte ab, wie gewöhnlich. »Du bist komisch, Susan. Du siehst so lieb und freundlich aus, und im Grunde deines Herzens bist du so grausam. Im Prinzip hast du natürlich recht, aber...«
    Das war es. Dieses »aber« erfaßte die ganze Lage.
    Anne bestand darauf, daß wir unsere Kleinen zu ihr brachten. Als wir widersprachen und sagten, daß sie uns keine Last seien — was restlos gelogen war — ergriff Ursula den Hörer und sagte fröhlich, daß das gut ginge. Sie werde nicht mit Tim auf der Farm draußen arbeiten und könne sich leicht um die Kinder kümmern. Eigentlich habe sie noch nie verstanden, warum man so ein Getue mit Kindern mache. Sie habe nie Schwierigkeiten mit ihnen.
    Als ich Larry das erzählte, lachte sie grimmig. »Warte nur, bis sie Patience und Mark einen Tag lang gehütet hat. Dann hält sie uns vielleicht nicht mehr für vollkommen blöd.«
    Der Colonel kam extra heraufgefahren, um die Kinder zu holen und uns den Umweg zu ersparen. »Mühe? Keine Rede davon. Sie werden unter Ursulas Obhut wie die Lämmer sein.«
    Wir verbrachten einen herrlichen Vormittag und waren sehr zufrieden mit unseren Einkäufen. Wir kauften für Edith ein paar Baumwollkleider und noch ein eleganteres. Dann konnten wir uns in der Wäscheabteilung lange nicht entschließen, und nachher kauften wir sogar noch ein Paar hübsche Sandalen und Schuhe für den großen Tag. Das konnten wir, da Tony Edith ihr einziges gutes Paar geklaut und uns als Muster mitgegeben hatte, und sie es glücklicherweise nicht vermißt hatte. Nach Hüten schauten wir gar nicht, Edith würde selten Gelegenheit haben, einen zu tragen, und wir wollten sie schließlich nicht mit Geschenken überhäufen. Es blieb Tony überlassen, ihr alles zu überreichen und sie zur Annahme zu bewegen. Sie würde ihre Sache sicherlich gut machen, auch wenn sie sich nicht ganz an die Wahrheit hielte.
    Am Nachmittag feierten wir die Tatsache, daß wir ohne Kinder unterwegs waren. »Da läuft gerade ein Film«, begann Larry, und das genügte schon.
    Auf dem Land geht man wenig ins Kino. Larrys und meine Auffassung von Vergnügen entsprechen sich völlig; notwendige Einkäufe, ein exotisches und schwerverdauliches Mittagessen, und ein Film. Als er zu Ende war, wankten wir leicht benommen ans Tageslicht hinaus und lechzten nach einer Tasse Tee.
    Dann murmelten wir etwas von »Geschenke für die Kinder kaufen« und trennten uns. Es sei so einfach diesmal, erklärten wir einander, da wir nur für sie einzukaufen brauchten. »Mir tun all die armen Teufel leid, mit langen Listen in der Hand, die sich um Sonderangebote schlagen«, sagte Larry überheblich.
    Bald darauf entdeckte ich Larry mitten im Gewühl, sie hatte sich der kämpfenden Menge angeschlossen. Gleich darauf war ich ebenfalls darin untergetaucht und suchte ein Buch für den Colonel aus und eines für Mrs. Evans und eine Krawatte für Mr. Evans. Dann kam Tantchen an die Reihe — wir hätten auch nicht im Traum daran gedacht, ihr nichts zu schenken. Und so ging es weiter, bis ich mir einen Weg durch die Freitagabend-Einkäufer bahnte, hinein in ein großes Warenhaus, das eine riesige Glückwunschabteilung hatte. Besser, ein paar in Reserve zu haben, so für den Fall...
    Ich hatte mir fünf Dutzend beiseite gelegt, als ich eine Stimme sagen hörte: »Ich nehme ein paar von diesem Regal«, und ich war nicht überrascht, als ich Larry sah — erhitzt und zerzaust und mit Unmengen von Paketen in der Tasche. Ich schlüpfte hinter ein hohes Regal und sah ihr zu, wie sie in fünf Minuten fünfzehn Schillinge ausgab. Dann verstaute ich meine eigenen Karten tief in der Tasche und gesellte mich zu ihr mit der freundlichen Bemerkung: »Sag bloß, du gibst dich mit diesem altmodischen Kram ab? So eine Geldverschwendung.«
    Auf dem Heimweg fingen wir plötzlich zu lachen an. Larry fragte: »Wieviel hast du ausgegeben? Nicht für Edith, mein’ ich.

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