Truthahn um zwölf
sie jeden Freitag abend vorbei und brauchen schrecklich viel Zeit zum Einkaufen.«
Ich erzählte ihr von dem Hubschrauber. »Ich weiß, daß die Idee gut ist. Paul wollte es schon lange einmal damit versuchen, aber Colin wird es als Vorwand benützen, sich an unsere Familie anzuschließen.«
Sie schüttelte mißbilligend den Kopf. »Also Susan, nehmen Sie sich zusammen. An so was müssen Sie sich gewöhnen. Wenn Sie das stört, dann hätten Sie keine so hübsche Nichte bei sich aufnehmen dürfen.«
Sie wechselte schnell das Thema und fragte, wie Larry mit Babette vorankäme.
»Sie hat sie ja noch nicht lange, aber Sam hat ein paar gute Hindernisse aufgebaut, und Larry ist ganz weg vor Begeisterung. Sie sagt, Babette sei die geborene Springerin und sehr intelligent. Haben Sie eine Ahnung, wie Sahib sich entwickelt?«
»Ursula kam am Samstag auf ihm heruntergeritten und entschuldigte sich furchtbar, weil sie mich am Wochenende störe. Sie sah sehr elegant aus, und vermutlich hätte Sahib jedem Pferdefreund gefallen. Er tänzelte umher, aber das störte das Mädchen nicht. Er warf dauernd den Kopf hoch in der ekelhaften Art, wie es Pferde eben tun, aber sie lachte nur darüber und sagte, es sei ein Jammer, daß er an eine so schlechte Reiterin wie Anne vergeudet würde.«
»Das hat sie wirklich gesagt? Typisch für sie. Dabei hat sie Anne kein einziges Mal auf einem Pferd gesehen. Sie haben ihr hoffentlich gründlich die Meinung gesagt?«
»Aber Susan, Sie wissen doch, daß mir das nicht liegt. Ich sagte nur sanft, daß Babys und temperamentvolle Pferde schlecht unter einen Hut zu bringen seien, daß Anne aber später sicher viel Freude an ihm haben würde. Es ist sinnlos, sich mit dieser Frau zu verfeinden. Sie benimmt sich so gut sie kann, und sie hilft Anne durch eine schwierige Zeit.«
»Kurz gesagt, sie macht sich nützlich. O ja, ich weiß, sie ist ein Muster von Tugend.« Worauf Tantchen nur antwortete, es sei ein Jammer, daß ich die meine nicht mehr pflegte, und dann mit der Frage ablenkte, ob ich schon gehört hätte, daß Peter Anstruther in ein oder zwei Tagen heimkommen sollte.
»Nein. Ich hab’ Julian und Alison seit einiger Zeit nicht mehr gesehen. Sie wird sich freuen, wenn ihr Bruder wieder da ist. Das war eine lange Reise, nicht wahr?«
»Sechs Monate. Er hat es nötig gehabt, nachdem er jahrelang hier angekettet war und seine selbstsüchtige Mutter bedient hat. Es war ein Glück für die beiden, daß sie heiratete, obwohl Sie und Larry ja bei dieser Geschichte die Hände mit im Spiel gehabt haben. Nein, ich will nichts hören. Je weniger ich von eurem Treiben weiß, desto besser.«
Tantchen hatte sich diese Haltung angewöhnt, seit Larry und ich eines Tages das Verbrechen begangen hatten, die Telefonleitung durchzuschneiden, um ein Eingreifen des Colonels bei der Hochzeit von Anne und Tim zu vermeiden. Bis heute hatten wir über diese Affäre weder gesprochen, noch sie Tantchen direkt erzählt. Aber wir waren uns beide ziemlich sicher, daß sie unsere Rolle dabei schon lange ahnte.
Ich sagte schnell: »Ich kenne Peter eigentlich kaum. Komisch, wo wir doch mit Alison so gut befreundet sind, aber er war immer auf der Farm beschäftigt und war ernsthaft und zurückhaltend. Mögen Sie ihn, Tantchen?«
»Sogar sehr. Und Sie werden ihn auch mögen, wenn Sie ihn erst kennengelernt haben. Ernsthaft? Nun, er albert eben nicht immer herum, wie gewisse Leute. Aber in meinen Augen steigt er deshalb nur um so höher«, und Tantchen bemühte sich um einen strengen Gesichtsausdruck.
An diesem Abend sagte ich zu Paul: »Peter Anstruther soll diese Woche von seiner Reise zurückkommen. Ich bin gespannt, ob er jetzt etwas geselliger ist, nachdem er sich für einige Zeit von seiner Farm losgerissen hat.«
»Gesellig? Vermutlich meinst du damit, daß er zu allen Tanzveranstaltungen und nach Te Rimu rennen soll? Das kann ich mir von Peter nicht vorstellen. Er ist mehr einer von den Zuverlässigen und Ruhigen.«
Aus Pauls Mund war das das höchste Lob. In meinen Augen war es nicht unbedingt eine Empfehlung, und in Larrys auch nicht. Noch weniger sicher in Tonys.
5
Ein oder zwei Tage später rief Tony an: »Susan, ich möchte so gerne, daß die Hochzeit in der Kirche ist!«
»Jetzt ist es also passiert!« dachte ich niedergeschlagen. Natürlich Colin Manson. Aber was für eine Art, mir das mitzuteilen! Um Zeit zu gewinnen, murmelte ich: »Was hast du gesagt, Tony?«
»Ich hab’ gesagt:
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