Truthahn um zwölf
launisch wie Anne, aber ohne ihre Entschuldigung«, gab er zurück, und ich konnte nicht anders als sagen: »Ich werde dir Lektion Nummer zwei, drei und vier jederzeit mit Vergnügen erteilen, aber nicht bei einer Hochzeit.« Dann wandte ich mich Ursula mit einem heuchlerischen Lächeln zu: »Ein herrliches Fest. Ich möchte wissen, wie Mrs. Evans das macht. Sie sorgt anscheinend mit der gleichen Leichtigkeit für fünfzig wie für zwanzig Leute.«
Ihre selbstgefällige Antwort reizte mich. »Ach, ich bin gestern heruntergekommen und habe geholfen. Von Anne kann man im Augenblick natürlich nicht erwarten, daß sie sich um so etwas kümmert, und ich bin große Feste gewöhnt. Obwohl«, fügte sie mit einem nachdenklichen Blick über die Gäste hinzu, »so etwas habe ich noch nie erlebt. Niemand kümmert sich um Hautfarbe oder Klassenzugehörigkeit des anderen. Höchst interessant. Ich frage mich, ob ich sie ein wenig hätte auseinanderhalten sollen. So grundverschiedene Menschen.«
Das ärgerte mich. Solche Gedanken kennen wir nicht hier in den Backblocks. Für mich war das völlig in Ordnung, daß Paul gerade mit Mick O’Connor einen trank und Larry ganz selbstverständlich dem kleinsten Maorimädchen die Nase putzte, als sie ihm Vanilleeis auf den Teller löffelte.
Ich sagte: »Darüber brauchen Sie sich wirklich nicht den Kopf zu zerbrechen. Wir haben uns sehr aneinander gewöhnt hier in Tiri.« Aber ich bereute gleich meinen scharfen Ton. Ich vergaß immer, daß Ursula wirklich eine Hilfe für uns bedeutete.
Das war eben das Schlimme mit dieser Frau. Sie brachte es immer fertig, daß Larry und ich uns von der schlechtesten Seite zeigten, und vermutlich ging es anderen Frauen genauso. Das nahmen wir ihr wahrscheinlich so übel, denn eigentlich meinte sie es gut und war wirklich tüchtig. Ich schämte mich für meine Heftigkeit und versuchte eifrig, es wieder gutzumachen.
Alle waren sehr lustig und vergnügt. Die meisten Gäste hatten sich auf die Terrasse oder in den Garten zurückgezogen, und der Colonel und ich unterhielten uns gerade angeregt, als Colin Manson hereinkam und sagte: »Da ist einer an der Tür. Will nicht reinkommen. Hat eine Nachricht für Ted, so viel ich verstanden hab’. Ist ziemlich aufgeregt. Können Sie mal nachsehen, Sir?«
Neugierig und ängstlich folgte ich dem Colonel auf den Flur. Ediths Nervosität hatte mich angesteckt, denn ich hatte die albernsten Befürchtungen. Es war doch sicher nichts schiefgegangen? Verrückte Idee, daß Freeman vor der Türe stehen könnte.
Aber es war nur Caleb Fielder, ein wenig erhitzt und atemlos, aber sein abgetragener Anzug war sauber und ordentlich. Colonel Gerard kannte ihn offensichtlich schon und begrüßte ihn herzlich.
»Nur immer herein, Caleb! Erzählen Sie, was es gibt. Ted hat gesagt, Sie würden die Festung halten, solange er weg ist. Hoffentlich ist nichts schiefgegangen?«
Caleb murmelte etwas, was ich nicht verstehen konnte. Beschämt wegen meines Horchens hatte ich mich taktvoll vom Flur zurückgezogen, aber ich konnte den Colonel lachen hören, und er sagte: »Vorzüglich, ganz vorzüglich! Aber kommen Sie herein, mein Bester, und erzählen Sie ihm die Neuigkeit selbst.«
Caleb murmelte wieder etwas, ließ sich aber überreden. Mit der verzweifelten Entschlossenheit eines hoffnungslos schüchternen Menschen stürzte er auf den Bräutigam zu, der ziemlich erschrak.
»Es sind Zwillinge!« stieß Caleb hervor, und seine Stimme schnappte vor Aufregung über. »Zwei kleine Töchter, Ted, und nicht eine, und es geht ihnen beiden gut.«
Ted war so schnell auf den Beinen, daß seine Braut staunte. »Zwillinge?« brüllte er, »Trilby? Zum Teufel, Caleb, das ist ja toll! Hab’ bisher noch nie Zwillinge auf der Farm gehabt. Ich hab’ mir schon Sorgen gemacht. So ein kleines Kalb, und Trilby ist so dick gewesen. Hab’ in der Kirche immer daran denken müssen...«
Dann merkte er, daß alle ihm zuhörten, und er nahm sich zusammen und sagte unbeholfen zum Colonel: »Entschuldigen Sie bitte, Colonel, daß ich ein wenig aufgeregt bin. Aber ich hab’ Trillby selbst aufgezogen, und sie ist meine beste Milchkuh. Hab’ mir immer überlegt, ob wohl doch was schiefgegangen ist.«
Colonel Gerard ist der perfekte Gastgeber. Er beeilte sich zu sagen: »Und jetzt können Sie beruhigt sein. Ausgezeichnet. Wir müssen auf Trilbys Gesundheit trinken. Eine großartige Leistung, ein richtiges Hochzeitsgeschenk.« Und in kürzester Zeit hatte er
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