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Truthahn um zwölf

Truthahn um zwölf

Titel: Truthahn um zwölf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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fürsorglich begleitet.
    Dann versuchten alle verzweifelt, fröhlich zu sein. Zum Glück waren bei der Geschichte nur wenige im Zimmer gewesen. Der Colonel hatte den Wutausbruch seiner Nichte nicht miterlebt, und Tim und Sam leider auch nicht, aber Paul hatte alles mitbekommen und war offensichtlich fassungslos. Als der Colonel hereinkam, wollte Caleb sich unbedingt entschuldigen, wurde aber beruhigt.
    »Machen Sie sich keine Gedanken, mein Bester. Diese Teppiche sind wirklich Fußangeln. Ein Glück, daß Sie sich kein Bein gebrochen haben. Mrs. Evans muß diese Dinger verbrennen. Das Kleid? Völlig unbedeutend. Wahrscheinlich ist es nach dem Waschen so gut wie neu«, und er begann laut und wohlwollend mit dem Bräutigam und Caleb über Kühe zu sprechen — von denen er überhaupt nichts verstand — und machte derbe und freundliche Späße über Trilbys Hochzeitsgeschenk, wie er die Zwillinge nannte.
    Aber für Caleb war das Fest verdorben. Er wirkte so verzweifelt, daß Tony schier das Herz brach. »Und er ist so glücklich gewesen! Ich könnte diese Frau umbringen.«
    Es überraschte mich nicht, daß er sich davonstahl, sobald er sich unbeobachtet fühlte. Zweifellos war er darauf bedacht, weiteren Kontakt mit der aufgebrachten Ursula zu vermeiden. Ich folgte ihm trotzdem und wollte ihn überreden, doch bis zur Abfahrt des Brautpaares zu bleiben. Aber als ich zur Tür kam, sah ich ihn gerade noch die Einfahrt hinunterradeln, und seine Schultern schienen noch mehr zu hängen als gewöhnlich. Sein einziger Versuch, bei einem unserer Feste mitzufeiern, hatte mit einem Mißerfolg geendet, und er kehrte dankbar in Trilbys anspruchslose Gesellschaft zurück. Er tat mir sehr leid.
    Inzwischen hatten sich alle im Salon versammelt, Ted und seine Braut brachen gerade auf. Das erste Mal an diesem Tag kam ich zufällig neben Peter Anstruther zu stehen, der unauffällig und hilfsbereit wie immer gewesen war, aber sich wenig an der Unterhaltung beteiligt hatte. Ich sagte: »Wissen Sie, Peter, daß wir uns zum letzten Mal vor sechs Monaten getroffen haben? Wie war die Reise?«
    »Ich bin zufrieden«, sagte er und lächelte dabei. »Aber tun Sie nicht so, als wollten Sie etwas darüber hören. Nichts ist so langweilig wie eine Reise, die man nur erzählt bekommt.«
    Das brachte mich aus der Fassung. Normalerweise brennen alle Leute darauf, zu erzählen, was sie in Tokio getan haben, und wie sehr Venedig ihnen gefallen hat. Ich sagte unsicher: »Sind Sie froh, daß Sie wieder hier sind?« und er nickte: »Ist auch Zeit geworden. Der Mann, der inzwischen die Farm versorgt hat, ist zwar ein guter Arbeiter, aber er versteht nichts vom hiesigen Boden.«
    »Soll das heißen, daß Sie sich gleich wieder auf Ihrer Farm vergraben wollen? Nehmen Sie sich doch Zeit für ein wenig Vergnügen. Wir haben Sie vermißt!«
    »Das ist pure Höflichkeit. Sie haben mich vorher auch fast nie gesehen.«
    Das war leider wahr. Peter war immer zu beschäftigt gewesen, erst mit seinem schwierigen Vater und der Farm, dann mit seiner herrschsüchtigen Mutter und der Farm, und zuletzt nur noch mit der Farm, woran wir uns inzwischen schon gewöhnt hatten. Wir mochten ihn alle gern, kannten ihn aber nicht so gut wie seine Schwester Alison. Trotzdem hatte ich immer das Gefühl gehabt, daß es bei ihm einiges kennenzulernen gab, was der Mühe wert gewesen wäre. Ich konnte nur antworten: »Stimmt, aber das sollte sich ändern!«
    Er lächelte unverbindlich und wechselte das Thema. »Der Colonel bewirtet die Gegend immer noch königlich. Ein herrliches Fest.«
    In diesem Moment kam Ursula ins Zimmer zurück, gefolgt von Anne. Sie hatte ein anderes Kleid angezogen, das nicht so elegant war wie das erste, und von der Art, wie Larry und ich es nie angezogen hätten. Sie hatte auch ihre gewohnte Haltung wiedergefunden, schämte sich jedoch vielleicht ein wenig für die Szene, die sie gemacht hatte, und war offensichtlich entschlossen, alles im Scherz abzutun. Nur leider waren Ursulas Scherze immer etwas plump. Sie blickte sich in der leicht verlegenen Gesellschaft um und sagte herzlich: »Alles vergeben und vergessen. Aber wo ist er denn, der reizende Herr, der mich mit Vanilleeis überschüttet hat?«
    Alles lächelte gequält, und Larry sagte: »Hat sich verzogen, der arme Alte. Radelte dankbar heim zum Frieden seines Kuhstalls.«
    Der Ton war beißend, und alle begannen eiligst zu reden, aber Peter sagte ruhig zu mir: »Eins zu Null für Larry. Sie nimmt immer

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