Truthahn um zwölf
namens Deardon, der vor ein paar Jahren in Daddys Geschäft eingetreten ist. Daddy hält viel von ihm und setzte durch, daß er befördert wurde. Ich traf ihn auf unserer Reise, und mir fiel auf, daß er Daddy sehr bewunderte. So meinte ich, wenn es der richtige Deardon wäre...« Sie machte eine Pause, und ich sagte empört: »Ich verstehe vollkommen. Der Traffic Officer ist sein Vater. Und Caleb hat seinen Führerschein.«
Tony war entrüstet. »Den hätte er sowieso bekommen, aber so ging alles viel reibungsloser. Wir unterhielten uns über Bruce, und sein Vater sagte, daß er alles Daddy verdanke, und es war sehr lustig.«
»Das glaub’ ich dir aufs Wort. Und hat Caleb das Rückwärtsfahren geschafft?«
»Na ja, ich hatte etwas Angst davor, aber es ist gut gegangen, und als der Officer ihn in ein sehr schwieriges, enges Gäßchen fahren lassen wollte, fiel mir ein, daß Daddy etwas über die Eignung des jungen Mannes für eine leitende Stellung gesagt hatte.«
»Du hast ihn also abgelenkt. Wenn Caleb sich oder jemand anderen auf der Straße umbringt, wissen wir, wer schuld ist.«
»Das tut er bestimmt nicht. Er ist schrecklich vorsichtig. Aber, Susan, mir ist etwas Komisches passiert. Erinnerst du dich an den Mann — den in dem großen Auto, den wir fast zusammengefahren hätten?«
Ich sagte, daß wir einander nie vergessen würden.
»Er hat uns bestimmt nicht vergessen. Als wir gerade vor dem Büro standen, und der Traffic Officer Caleb seinen Führerschein gab und ihm gratulierte, fuhr er langsam vorbei. Die Augen fielen ihm fast aus dem Kopf, als er uns sah, und er hielt an und fragte mich: >Hat Großpapa seinen Führersdiein bekommen?< Und als ich nickte, pfiff er ziemlich ordinär und sagte: >Mein liebes Mädchen, Sie haben eine große Zukunft vor sich. Sie vollbringen Wunder.<«
Als ich Paul später die ganze Geschichte erzählte und mit dem Kommentar des Vertreters schloß, meinte er niedergeschlagen, manchmal glaube er, wir hätten uns zu viel zugemutet.
9
Als sich an diesem Wochenende die Aufregung über Calebs Führerschein gelegt hatte, schien Tony recht niedergeschlagen. Ihre Fröhlichkeit wirkte gezwungen, offensichtlich bedrückte sie etwas. Als Larry am Samstag Vormittag herüberkam, sagte ich zu ihr, als wir einmal allein waren: »Irgend etwas stimmt nicht mit Tony. Kann etwas mit Colin Manson los sein? Ist sie verliebt in ihn? Irgendwer hat mir erzählt, er sei für seine Flirts bekannt, und ich glaub’ nicht, daß er im Moment ans Heiraten denkt.«
Larry sagte aufreizend gönnerhaft: »Meine liebe, arme Susan, genau das hab’ ich befürchtet. Du spinnst tatsächlich. Mütterliche Fürsorge in ihrem gefährlichsten Stadium. Hast du nicht genug zum Nachdenken über deine eigenen Kinder? Wenn ich eine fürsorgliche Mutter wäre, würde ich mir wegen dieser elenden Schule Sorgen machen. Bertie Dier ist schon langsam eine Zumutung.«
»Das weiß ich, aber es heißt, daß er am Jahresende geht. Ist etwas Besonderes los? Es stimmt, daß er keine Disziplin hält, aber was können wir dagegen machen?«
»Weiß ich nicht, aber es ist wirklich traurig, daß die Kinder sich alle zu Kriminellen entwickeln werden. Du hast doch sicher von ihren Taten am Freitag nachmittag gehört?«
Das hatte ich nicht, obwohl mir aufgefallen war, daß Christopher ungewöhnlich still und brav gewesen und mir sehr auffällig aus dem Wege gegangen war.
»Sind dir diese lammfrommen Gesichter nicht merkwürdig vorgekommen? Ich wußte sofort, daß sie etwas angestellt hatten, als Christopher mir anbot, Kartoffeln zu schälen. Normalerweise kann ich sie nirgends finden, wenn ich ihre Hilfe brauche.«
»Wer hat dir davon erzählt?« fragte ich, denn ich wußte nur zu gut, daß unsere Bande — wie ich sie in Gedanken immer nannte — zusammenhielt wie Pech und Schwefel. Sie würden einander nicht verraten.
»Mrs. White. Sie tat es mit Vergnügen, denn ihr kleiner Bertie ist so vorbildlich.«
Mrs. White hatte entdeckt, daß die Zwillinge und unsere beiden nicht nur Mr. Diers Weihnachtspflaumen gestohlen hatten, sondern sich auch noch mit ihrer Beute zum Bach hinunter verzogen und sie dort mit ihrem Pausebrot verzehrt hatten. Der arme Bertie, der keine Frau hatte, die seinen Besitz beschützen konnte, hatte ohne besonderen Nachdruck nach ihnen gesucht und es bald aufgegeben, wie gewöhnlich.
»Irgendetwas muß geschehen!« sagte ich schwach. »Unsere zwei sind schlimm genug gewesen, aber seit die
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