Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
Tür.
„Sind Sie einverstanden, wenn ich Ihnen was gebe? Es ist etwas Natürliches.“
„Etwas Natürliches?“
„Ja“, sagte der Arzt und zog etwas aus der Tasche, „rein pflanzlich. Soll ich?“
Und Michael nickte. Er wusste nicht, was ihm der Arzt gab. Er wusste nur, dass diese Nacht die erste seit langem war, in der fest und traumlos durchschlief. Als er aufwachte, fühlte er sich trotz seiner Wunde wie neugeboren. So gut hatte er sich schon lange nicht gefühlt! Es war ein phantastisches Ereignis für ihn – ein tiefer, fester, erholsamer Schlaf - ohne Alpträume oder Schweißausbrüche, ohne jede Angst. Michael war unendlich dankbar dafür.
„Was haben Sie mir gegeben?“, fragte er den Arzt am nächsten Morgen.
„Sie können mich jederzeit anrufen, wenn Sie mich brauchen“, sagte der stattdessen und drückte Michael seine Visitenkarte in die Hand.
Michael verließ das Hospital mit einem Mix an Gefühlen. Er hatte viele Schicksale kennen gelernt und neue Freunde gewonnen. Er spürte diese Schwingung, die zwischen ihm und den Menschen war und er spürte die Veränderung, die mit ihnen geschah, wenn er ihnen etwas vorsang oder ihnen Mut machte. Die 1.5 Millionen Dollar Schadensgeld, die Pepsi an Michael zahlte, stiftete dieser sofort und in voller Höhe dem Brotman-Hospital für Brandopfer.
Nach diesen Tagen fühlte er mehr denn je einen Auftrag für sich. Er wollte mit dem, was er von Gott als Talent mitbekommen hatte, das Leid in dieser Welt lindern. Er sah seine Mission klar vor sich.
XX / 1986, ganz in der Nähe
„Wir unterlaufen jeden Aspekt seines Lebens. Auf subtile Weise. Das sicherste und nicht nachweisbarste Mittel sind Gerüchte, Misstrauen...und Abhängigkeit. Wir füttern die Presse. Das dürfte ein leichtes Spiel sein.“
Das war der erste Aspekt seiner Strategie. Das Netzwerk, auf das man zurückgreifen konnte, war nicht nur riesig, es war vor allem einflussreich und reich verzweigt.
Zweiter Punkt: Misstrauen.
Die Waffen: Menschliche Schwächen. Der Trieb nach Geld, Macht, Anerkennung, dem großen Coup und...Liebe. Zwietracht und Unfrieden gedeihen wie Unkraut, Menschen glaubten sowieso leichter an das Schlechte als an das Gute. War erstmal Misstrauen gesät, musste man nur die Ernte abwarten. In der Regel zerfleischten sich die Leute gegenseitig. Für das Zielopfer eine tödliche Kombination. Nichts macht einen Menschen schneller wahnsinnig, als das Gefühl, verfolgt zu werden, niemandem trauen zu können und einsam zu sein.
Dritter Aspekt: Finanzen und Existenz. Das war der langwierigste.
Und den vierten Aspekt bereitete man am präzisesten vor. Das war der heikelste.
Die Brüder hingen an ihm dran und machten Michael klar, dass er eine moralische Verpflichtung hätte, mit ihnen aufzutreten.
„Hey, Bruder“, sagten sie. „Wir haben dich mit groß gemacht und jetzt willst du nichts mehr von uns wissen – wie undankbar bist du? Wir sind immer noch die Jackson Five.“
In Michael rumorte das alles furchtbar. Mit seinen Brüder auftreten reizte ihn, die alten Zeiten waren zu schön, um vergessen zu werden. Aber er arbeitete an seiner Solokarriere und sein Management machte ihm klar, dass es nicht gut wäre, von einem zum anderen zu hüpfen. Außerdem hatte er Bedenken, unter Joes Fuchtel zu geraten und das war etwas, was er unbedingt verhindern wollte. Daher versuchte er, zu seinem ‚Nein’ zu stehen. Doch wenn ihn jemand um etwas bat, konnte er nicht hart sein, er konnte es einfach nicht. Er wusste, das war eine Schwäche und so fing er an, Absagen durch andere vermitteln zu lassen, um sich zu schützen. Aber Michaels Brüder kannten ihn lange genug, um zu wissen, wie sie ihn am besten knacken konnten.
Wieder fuhren sie ihr schwerstes Geschütz auf: Katherine, die Michael in all den Jahren schon zu so vielen Dingen überredet hatte.
Inzwischen hatte diese mehrmals die Scheidung eingereicht – nur, um sie wieder zurück zu ziehen. Für Michael war das jedes Mal ein Stich ins Herz. Er liebte seine Mutter, aber er konnte Joe nicht verzeihen, was er ihr und ihnen angetan hatte. Manchmal herrschte im Hause Jackson monatelang unheilvoller Frust und Spannung, die Michael in sein Zimmer scheuchten. Dort aß, schlief und tagträumte er. Er konnte ja nicht raus. Draußen hätten ihn die Fans zermatscht. Selbst zuhause war er ein Gefangener und es engte ihn mehr und mehr ein. Doch Katherine... Katherine war eine Größe in seinem Leben, die er als Anker in seinem Leben
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