Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
brauchte, und das nutzte die gesamte Familie aus – alle, bis auf Janet.
Katherine selbst war in der Zwickmühle: Ihre eigene Existenz war abhängig von der Familienband. Und es sah nicht so aus, als ob die Brüder auch ohne Mike Erfolg haben würden. Aber Michael war nicht ihr einziges Kind. Sie hatte neun. Also setzte sie sich für die Erhaltung der Jackson Five ein und Michael ließ sich wieder einmal zu etwas überreden, zu dem er gar nicht stand.
Nach ihrer Intervention war er bereit, ein geschlagenes Jahr an Zeit zu opfern, um mit seinen Brüdern eine Welt-Tournee zu vorzubereiten und durchzuführen. Er unterschrieb den Vertrag für die Victory-Tour und schwor sich, es würde die letzte sein. Die Brüder allerdings hofften, damit neu starten zu können.
Inzwischen stand Michael selbst seiner Mutter manchmal zweifelnd gegenüber. Sie war seine Stütze, aber sie engte ihn auch ein. Warum blieb sie bei Joe? Er, Michael würde doch immer für sie sorgen, so wie er es jetzt schon tat!
Aber obwohl Joe sie betrog und sogar ein Kind mit einer anderen hatte, verließ sie ihn nicht. Dabei war er noch nicht einmal in der Lage, sie zu ernähren! Mittlerweile war er pleite – kein einziges Geschäft von ihm funktionierte. Die Situation wurde für Joe so prekär, dass Michael das Haus kaufen musste, in dem sie alle wohnten. Das Einzige, was Joe zustande gebracht hatte, waren die Jackson Five und er hielt an diesem Ding fest, als ob es eine Rezeptur fürs Leben wäre.
Die Planung der Victory-Tour bestätigte Michael, dass die Denkweise seiner Brüder nicht die seine war. Mit sehr gemischten Gefühlen saß er in den ersten Vorbereitungsgesprächen und bot ihnen an, die Organisation von seinem professionellen Management bewältigen zu lassen – auf seine Kosten. Aber die Brüder lehnten dankend ab – um ihre eigene Auffassung vom Geldverdienen realisieren zu können.
Sie engagierten eine zwielichte Gestalt, den Ex-Box-Promoter Don King, dem Michael von Beginn an misstraute und der obendrein keine großartige Ahnung von der Planung eines Events solchen Ausmaßes hatte. Es fehlte an wichtigen Sicherheitsvorkehrungen. Wo es um die Fans ging, wurde eingespart, wo Einnahmen zu holen waren, wurde er unverschämt.
Sie erfanden ein hanebüchenes System, einen Paket-Ticketverkauf, der Tickets nur im Viererpack anbot. Dazu eine Art Lotterie, die den Fans das Geld nur so aus der Tasche zog. Damit flossen Millionen schon vorher auf die Konten, die hübsch Zinsen erwirtschafteten, bevor auch nur einer von ihnen einen Fuß auf die Bühne gesetzt hatte.
Michael war entsetzt, als er davon erfuhr ... und er erfuhr davon, als ihm ein Mädchen schrieb, wie sehr sie sich wünsche, ihn am Konzert zu sehen, sie sich aber das Lotteriesystem nicht leisten könne... Er kochte ohne Ende.
Ohne Zustimmung seiner Brüder berief er kurzerhand eine Pressekonferenz ein und stand – diesmal ganz ohne jede Scheu – sehr entschlossen und mit zusammengebissenen Kiefern am Mikro. Dann erklärte er der Presse, dass ab sofort der Preis pro Ticket gesenkt werden würde, dass sie einzeln erwerbbar seien und dass es keine Lotterie gäbe. Er erklärte weiterhin, dass er persönlich der jeweiligen Stadt, in der sie spielten, seine komplette Gage spenden würde und pro Veranstaltungsort ein Kontingent an Karten für benachteiligte Kinder zur Verfügung stelle, sowie Autogrammstunden geben wolle.
Mit einem tödlichen Blick nach hinten, der den Brüdern und Don King den Mund schloss, sagte er, die Ticketstrategie vorher sei ein Missverständnis gewesen und er bitte um Entschuldigung.
Und schließlich kam der Hammer: Er rief diese Tour offiziell als Abschiedstour der Jackson Five aus. Seine Brüder wurden bleich.
Danach suchte Mike das Mädchen auf, das ihm den Brief geschickt hatte, bedankte sich bei ihr, kaufte ihr Spielzeug, schenkte ihr Tickets und gab ihr im Konzert einen besonderen Platz.
Trotzdem - die Tour mit den Brüdern genoss er unendlich. Alle fühlten sich in die alte, glorreiche Zeit zurückversetzt und es war wunderbar, diese Verbundenheit erneut zu spüren. Doch von der gesamten Tour, die ein halbes Jahr dauerte, behielt Michael keinen Cent für sich. Er übergab alles Kinderhilfsinstitutionen.
Die Brüder waren doppelt und dreifach angestrichen: War ihr Tickettrick vor allem auch der Angst entsprungen, die Hallen nicht mehr voll zu kriegen, sahen sie geradezu entsetzt, wie der Ruf ihres kleinen Bruders die Karten in weniger als zwei
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