Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
Gib der Presse mal ’nen gehörigen Schubs. Der Kerl fühlt sich so sicher, dass er uns eine Steilvorlage nach der anderen liefert. Er liebt Kinder? Das ist fein. Das liebt Amerika. Hast’n einfaches Spiel mit ihm.“
Nicht mit mir
Bob Jones glühte.
„Wie konnte das geschehen?“ brüllte er. „Ich hab dich noch extra angerufen! Kannst du deine Sprache nicht mehr? Kannst du dir vorstellen, mit welcher Scheiße wir jetzt zu kämpfen haben?“
Der Gescholtene zog die Schultern ein, war sich aber keiner Schuld bewusst.
„Du hast mich zweimal angefunkt“, sagte er, „und das zweite Mal hast du gesagt, es ist zu spät, ich soll ihn lassen... ja, was denn jetzt?“
Bob hatte schon zu einer Erwiderung angesetzt, als ihm die Antwort im Hals stecken blieb.
„Ein zweiter Anruf? Nicht von mir“, sagte er schließlich.
„Das war deine Stimme, Bob, ich bin doch nicht blöd.“
Wortlos drehte Bob sich um. Er wusste genau, dass er sich nur einmal gemeldet hatte. In der letzten Zeit liefen die Dinge komplett aus dem Ruder. Und er hatte nicht die geringste Ahnung, wer dahinter steckte oder worauf die Sache hinauslaufen sollte. Er wusste nur, es war nichts Gutes. Und er hatte noch keine Zeit gefunden, mit Michael darüber zu sprechen.
„Michael, du solltest solche Bilder vermeiden“, sagten ihm seine Berater.
„Aber warum?“, fragte der perplex. Es war erstaunlich. Michael war ein so außergewöhnlicher Künstler, war so bedacht auf sein Image und ein gewiefter Geschäftsmann. Er fehlte nie auf einem Meeting seiner Gesellschaften, war dort immer hellwach, aufmerksam, vorbereitet und verfolgte diese mit akribischem Interesse. Aber wenn es um Kinder ging, um seine Lebenseinstellung oder Philosophie, war er stur, konnte er nicht verstehen, warum diese für die Außenwelt so schwer ersichtlich war.
„Warum?“, fragte er erneut, als sein Umfeld betreten schwieg.
„Ganz einfach, Mike“, sagte einer ziemlich grob. „Weil die Leute das missinterpretieren... sie sehen einen erwachsenen Mann mit einem Kind auf dem Schoß, das nicht seines ist.“
„Ja...aber...wenn ich dem Kind etwas antun wollte, zeige ich mich doch nicht mit ihm in der Öffentlichkeit! Das schnallt doch jeder! Und was sagt dieses Bild aus, außer, dass es eine liebevolle Beziehung ist?“, insistierte Michael dickköpfig.
„Es sagt vielleicht auch was anderes aus“, meinte sein Berater. „Ich meine, nicht jeder denkt positiv...“
„Aber ich lasse mir das nicht auch noch nehmen“, konterte Michael und wurde plötzlich wütend. „Sie nehmen mir meine Privatsphäre, sie machen sich über mein Gesicht lustig, über meine Hautkrankheit...sie schleusen mich so schon durch den Dreck... ich will mir nicht auch das nehmen lassen!“
„Michael, du musst an dein Image denken!“
„Welches Image?“, wütete Mike, bis in die Grundfesten frustriert über diese neuerliche Einschränkung. „Meinst du das Wacko-Jacko-Image? Es ist doch eh egal, was ich mache – die Presse schreibt immer Mist!“
„Michael“, sagte sein Berater und sah ihm in die Augen, „es gibt Mist und es gibt gefährlichen Mist. Das hier läuft unter ‚hochexplosiver Mist’. Ich weiß nicht, ob du das willst.“
Aber Michael blieb uneinsichtig. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was die Welt noch Schrecklicheres als bisher über ihn denken wollte. Er war Wacko- Jacko, der Verrückte, Durchgeknallte, schönheitsbesessene, exzentrische, rätselhafte Popstar. Das Image tat ihm weh, mehr als er zugab, weil es weit von der Realität abwich. Aber er wusste auch, dass es nützte, um in den Schlagzeilen zu bleiben, dass es gar nichts brachte, brav und skandalfrei zu sein...aber es wäre ihm tausend Mal lieber gewesen, wenn die Leute sich für die schönen Seiten interessiert hätten, für das, was er wirklich war. Aber das schien nicht nur langweilig, sondern auch gefährlich zu sein – seinem Berater nach.
Und dann kam noch Trotz dazu: Er war Michael Jackson. Er konnte machen, was er wollte. Fuck the Media!
***
„Hör mal, wenn Mike will, dass sein Freund auf dem Schoß sitzt, dann lass ihn“, sagte er.
„Mann, ich bin PR-Berater! Jeder Trottel weiß, dass das nach hinten losgeht! Was willst du!?“ Die beiden starrten sich in die Augen.
„Dass du ihn in Ruhe lässt.“
„Dafür werde ich nicht bezahlt! Er muss auf seine PR-Berater hören!“
„Auf dich?“
„Unter anderem, genau“, sagte der andere erstaunt über die seltsame
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