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Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Titel: Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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erfolgreich überredet hatten. June sah ihnen mit gemischten Gefühlen nach.
    Sie war weit davon entfernt, diese Episode bei ihrem Exmann zu erwähnen. Das musste sie auch nicht. Es gab auch andere Möglichkeiten. Der Tag des Awards stand an. Und da wurden viele schöne Bilder von Michaels neuer Familie gemacht.
    ***
    Michael saß an den Baum gelehnt und schaute ins Nichts, seine Finger spielten mit einem Grashalm und ich dachte mir, wie fein doch seine Ausstrahlung war und wie grazil er selbst im Sitzen aussah – selbst in legerer Kleidung. Es war wirklich etwas an ihm, das ihn einfach schön machte.
    „Ich habe nie mit jemandem darüber gesprochen“, sagte Michael und wandte sich mir mit einem gequälten Gesichtsausdruck zu, „aber ich hatte immer das Gefühl, einer fremden Spezies anzugehören. Ich dachte nicht wie die meisten Menschen hier, ich hatte andere Ideen, fühlte anders, ich…sehe Dinge, die andere nicht sehen können…ich hab wirklich oft gedacht, dass mein Dasein auf dieser Erde ein riesengroßer Irrtum sein könnte…wenn nicht die Musik und die Kinder gewesen wären. All die Jahre suchte ich nach Gleichgesinnten, nach Menschen, die mich verstanden, für die ich einfach ‚Michael’ sein konnte. Aber im Showbiz, wo es nur um Verkaufszahlen, Image und Geld geht, musste ich funktionieren, als Musikmaschine, als Bühnenprodukt, und das Verwirrende war, dass ich sicher wusste, dass ich da auch hingehöre. Es ist der einzige Schauplatz, wo ich mich ausdrücken konnte und in der ich Akzeptanz fand. Ein Schauplatz in einer Welt, die mich abzulehnen schien...und Jordy... tickte wie ich...er...er...“ Michael brach ab. Er schämte sich die nächsten Worte zu sagen, er brachte sie nicht heraus.
    Ich blieb stumm, hörte nur zu. Wartete.
    Er wischte sich die Tränen, neue sprudelten hervor und sein Mund verzog sich.
    „Chirelle“, sagte Michael gepresst, „er...liebte mich. Ich spürte das so deutlich. Er bewunderte mich nicht. Er liebte mich... und...ich genoss es...ich...ja, ich gebe zu...ich genoss es...es war eine unschuldige Freundschaft...und wie sehr bin ich dafür bestraft worden...die Liebe eines Freundes zu genießen...ich hatte so was noch nie erlebt...aber wie bin ich bestraft worden...“
    Er begann zu weinen. Sein Schmerz hatte eine Hoffnungslosigkeit, die mir die Kehle zuschnürte. Ich stellte mir vor, wie es für mich gewesen wäre, 34 Jahre ohne einen Vertrauten aufwachsen zu müssen, ohne die so wichtigen Jugendfreundschaften, mit denen man reifen konnte...er war erfahrungsmäßig nicht älter als Jordy gewesen. Und dann diese Aussage, er sei bestraft worden!
    Als Michael sich wieder nach vorne wandte und die Augen schloss, rollten einzelne Tränen herunter. Eine, zwei, drei. Er ließ sie rollen. Dann wischte er die nassen Stellen auf seinen Wangen mit den Händen trocken und schniefte.
    „Die Zeit mit Jordy war so traumhaft...“, erzählte er und ein wehmütiges Lächeln entstand um seinen Mund, „wir wollten zusammen die Welt verändern. Er verstand, wenn ich über Dinge wie universelle Liebe redete. Er verstand mein Bedürfnis, der Welt helfen zu wollen, er wollte das auch. Er machte es nicht lächerlich wie all die anderen...“
    Ich reichte Michael ein Taschentuch, er putzte sich die Nase und starrte weiter über den See.
    „Wir unterhielten uns über die Sterne, über das Universum, über Dinge, die er gelesen oder die ich gehört hatte. Ich begann, mich einsam zu fühlen, wenn er nicht da war...sehnte ich mich nach ihm und seinem Verständnis.“
    Ich musste nicht fragen, ob Michael Jordy geliebt hatte. Natürlich hatte er das. Wie konnte man einen Menschen, der einem diese elementaren Gefühle vermittelte, nicht lieben? Selbst unter vollendeten Bedingungen? Und Michael war unter dramatischen Voraussetzungen gestartet. Ja, er hatte Jordy aus tiefstem Herzen geliebt, als seinen Seelenverwandten, als den Freund, mit dem man seine Jugend erlebt. Ich brauchte die Frage nach Sex nicht stellen, sie erübrigte sich. Sex war nicht das, was Michael von Jordy gewollt hatte. Es war, als ob Michael stumm nach Liebe geschrien und Jordy der Erste war, der diesen Schrei in aller Deutlichkeit vernommen und sich dessen angenommen hatte.
    Michael griff unterdessen mit größter Selbstverständlichkeit meine Gedanken auf.
    „Weißt du, es war nie körperliche Zuneigung, die uns verband. Unsere Freundschaft befand sich auf einem ganz anderen Niveau. Sie war... kosmisch.“
    Es folgte eine

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