Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
Unterhaltung, „wozu hat er uns denn?“
„Er ist Michael Jackson und er kann machen, was er will.“
„Kann er nicht. Gerade weil er Michael Jackson ist!“
„Aha. Und was hast du vor?“
„Zu verhindern, dass er blödsinnige Dinge macht wie in Monte Carlo?“
„Und wie willst du das anstellen? Niemand schreibt Michael vor, was er zu tun und zu lassen hat. Er ist der King of Pop, der größte Entertainer, den die Welt je gesehen hat.“
„Ach ja? Das wird er die längste Zeit gewesen sein – wenn ihr ihn weiterhin so was tun lasst. Er ist dabei, sein Image zu zerstören. Und ich soll mit einem freundlichen Kopfnicken zusehen? Nee, mein Freund, nicht mit mir. Ich mag Michael, er ist freundlich und höflich und er braucht gute Beratung. Und die will ich ihm geben.“
Kurze Zeit später wurde Michael ein Band vorgespielt:
„Er ist Michael Jackson und er kann machen, was er will.“
„Kann er nicht. Er muss auf seine PR-Berater hören.“
„Auf dich?“
„Genau.“
„Niemand schreibt Michael vor, was er zu tun und zu lassen hat. Er ist der King of Pop, der größte Entertainer, den die Welt je gesehen hat.“
„Ach ja? Das wird er die längste Zeit gewesen sein...“
Kratzen, undefinierbare Geräusche, dann „...dabei, sein Image zu zerstören...Kratzen...dafür werde ich ...bezahlt...“
Michael wurde blass, als er das hörte. Seit Jahren passierte ihm das. Seit 1983 passierten immer mehr komische Dinge. Er wusste, dass das Geschäft ein dreckiges war, dreckiger, als sich das jeder Normalbürger da draußen vorstellen konnte. Er war umgeben von Speichelleckern, Betrügern, Menschen, die nur darauf aus waren, von der Riesentorte Michael Jackson etwas abzubekommen. Menschen, die ihn bedrohten, mit Briefen, Anrufen, falschen Aussagen und falschen Verträgen. Fairness spielte keine Rolle. Immer öfter wurden ihm Bänder vorgestellt, Beweise dargelegt, Videos gezeigt, Briefe und Doppel - Verträge, die seine Berater mit Presse oder anderen Leuten hatten... es war ein unübersichtlicher Wust an Misstrauen und Undurchsichtigkeit. Er war müde von all diesem Kram, müde davon, immer wieder einen Beweis für die Unehrlichkeit, für das Gemeine im Menschen zu bekommen.
„Entlass ihn“, sagte er traurig und wandte sich ab. Solche Situationen waren an der Tagesordnung. Umso mehr fühlte er sich zu Kindern hingezogen, die all diesen Schwachsinn nicht im Kopf hatten, umso mehr zu Jordy, seinem Anker, mit dem er über Welten redete, die keiner verstand.
***
Drei weitere, lange Monate waren vergangen. Monate, in denen Emotionen gärten wie Bakterien im Komposthaufen. Monate, in denen diverse Presseartikel, Junes Schwärmereien, ihre teuren Klamotten und Schmuckstücke sowie Jordys gleichgültige Haltung wie hochexplosive Zusätze das Gedankengebräu in Evans Kopf katalysierten. Doch mit einem Mal gab es ein Ventil, das eine Ableitung der gefährlichen Gase ermöglichte und eine bevorstehende Explosion zu verhindern schien:
Evan Chandler traf auf Michael Jackson.
Michael war öfters bei Jordy. Und wenn Michael im Haus der Chandler-Schwartz’ war, übernachtete er auf einem Feldbett in Jordys Zimmer, glücklich und vollkommen zufrieden. June wunderte sich oft darüber. Sie wunderte sich, genau wie alle anderen, dass jemand mit einem so unermesslichen Reichtum und Talent und Beziehungen, die Gesellschaft einer einfachen, kleinen Familie und eines 13-jährigen Jungens allem anderen vorzog. Da lag er auf dem unbequemen Feldbett, in alten Jogginghosen und einem T-Shirt, lag da wie ein Kind und schlief. O ja, es ist für viele in unserer Welt schwer vorstellbar, dass Nähe und Wärme, Liebe und Geborgenheit viel kostbarer sind als aller Reichtum dieser Welt.
Es war an einem dieser Tage, da Evan unangemeldet vorbei kam und Michael Jackson das erste Mal persönlich sah.
Evan begrüßte June, die seinem Sohn Nikki aus zweiter Ehe in der Küche einen Kakao machte, und er ging nach oben, um Jordy Hallo zu sagen. Was er nicht wusste: Er hatte mit seiner Ankunft eine mittelgroße Panikattacke im Kinderzimmer ausgelöst. Als es klingelte, war Jordy ans Fenster gelaufen und hatte nach unten geschaut.
„Oh“, meinte er, „mein Daddy kommt.“
„Dein Daddy kommt?“, sagte Michael erschrocken, „du meinst...er kommt hier rein?“
„Ist anzunehmen“, sagte Jordy, erstaunt über Michaels furchtsamen Ton. Seine Augen wurden noch größer, als er sah, wie Mike planlos und fast panisch irgendein Spielzeug in
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