Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
nicht hätten fehlen lassen!
Und doch glaubte Michael nicht daran, dass Evan ihm etwas anhaben könnte. Er hatte ein reines Gewissen und Jordy liebte ihn. Was, also, sollte Evan letzten Endes schon ausrichten können? Er konnte nur bluffen und auf Risiko spielen, wollte ihm, Michael, Angst machen, um sein Geld zu erpressen.
Vielmehr war Michael darüber verzweifelt, diese wunderbare Freundschaft zu verlieren, allein auf die Dangerous-Tour zu müssen. Und er machte sich Sorgen um Jordy...wie mochte es ihm gehen? Denn sein Freund war nun genau da, wovor er, Michael, ihm versprochen hatte, zu schützen.
„Oh, mein Gott“, dachte er, „Jordy wird mir nie verzeihen...“ Michael kam es vor, als erlebe er sein eigenes Schicksal noch einmal. Ein Junge, der sich seine Kindlichkeit, seine Verbindung nach oben bewahren wollte – und die Welt, die ihm diese gewaltsam entriss.
Und June? Sie hatte ihn betrogen! Nach allem, was er für sie getan hatte...die Reisen, die Kleidung, der Schmuck... und nun... nichts als Undank, mehr noch, Verrat auf jeder Ebene! Sie hatte Jordy einfach ausgeliefert! Ihr eigenes Kind! Seinen Freund, seinen besten Freund! Er vergrub sein Gesicht in seinen großen Händen. Jordy... was machten sie mit Jordy? Er vermisste ihn mit jeder Faser seines Herzens. Nun war er weg und es sah nicht danach aus, als ob es jemals wieder so werden würde, wie es einmal war. Kein Freund für Michael. Keine Liebe für ihn. Niedergedrückt setzte er sich unter einen großen Baum. Und als wollten ihn Traurigkeit und Verzweiflung an ihre lebenslange Existenz gemahnen, überschwemmten sie ihn mit einer Flutwelle, dass er meinte, das Herz müsse ihm zerreißen.
Er war allein. Wieder einmal.
Donnergrollen
„Ich hasse dich! Ich hasse dich! Ich hasse dich! Ich hasse dich!“
Wieder und wieder schrie der Junge seinen Vater an, der ihm gegenüberstand und aufreizend ruhig das Ende des Anfalls abwartete. Aber Jordy dachte gar nicht daran, aufzuhören. Die Nullreaktion seines Vaters zwang ihn zur Eskalation, sein überhebliches „ich-weiß-was–jetzt-kommt-Gesicht“, ließ eine Sicherung in ihm durchbrennen. Mit einem Wutschrei stürmte er auf ihn zu und hob die Hand gegen ihn. Evan schleuderte ihn mit einem einzigen Schlag zu Boden. Blut troff aus der Nase des Jungen und er heulte umso lauter auf.
Evan war geschockt. Die Experten hatten ihn darauf hingewiesen, dass Jordy von der Abfolge des Geschehens nicht begeistert sein würde, aber nie hätte er einen solchen Ausbruch erwartet! Der Hass war fast greifbar und in seiner kindlichen Intuition wusste Jordy genau, womit er seinen Vater am meisten treffen konnte:
„Ich will nicht bei dir sein! Ich will zu Michael! Michael ist der beste Freund, den ich je hatte! Er versteht mich! Er ist für mich da! Und du...du bist nur grausam! Du willst nur Geld! Du bist ein A...“
„Wag es nicht...!“, drohte Evan und hob die Faust gegen den am Boden liegenden blutenden Jungen, „... wag es ja nicht, noch einmal die Hand gegen mich zu erheben, sonst...“
„Und? Was dann? Bringst du mich dann um?“, mit feurigen Augen, von Abscheu geschürt, rappelte Jordy sich auf. „Dass du es nur weißt...das wäre mir tausend Mal lieber als bei dir zu sein!“
Evan konnte sich nicht beherrschen. Er schlug erneut zu.
Jordy sank zu Boden. In ihm brannte glühender Hass. Hass auf diesen Vater. Hass auf die Mutter, die ihn preisgegeben hatte, sobald sie ihre Ziele gefährdet sah. Nie würde er den Moment vergessen, den Moment in Michaels Limousine... die Stimme seiner Mutter, der Fahrer solle anhalten, er solle ein Taxi rufen...das rumorende Gefühl im Magen, die hochschießende Angst, der Blick Michaels, als er aus der Limo hatte steigen müssen...plötzlich im billigen Fonds einer Cab zu sitzen...ansatzweise nur zu begreifen, dass er nicht nach Neverland fuhr... und dann der tonnenschwere Stein, der in sein Inneres sank, als er hörte, wie seine Mutter Evan anrief, das Gespräch wie Schleim durch einen Trichter, langsam, langsam von Synapsen und Transmittern übersetzt wurde und er begriff: Er musste zu seinem Vater.
Doch noch war die Hoffnung nicht gestorben, noch hatte er das Gefühl, es würde sich alles noch einrenken, es würde alles noch gut werden... bis am nächsten Tag June und Evan zusammen saßen, ihm etwas erzählten, von einem Jungen, den Michael sexuell missbraucht haben sollte, von Polizei, Psychologie, pädagogischen Aufträgen und Experten, Gefahr und Schutz, und ihm
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