Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

dann die vertragliche Vereinbarung zeigten, dass er sich nicht aus Los Angeles heraus bewegen durfte. Er war ein Gefangener.
    Jordy wurde innerlich ohnmächtig und war minutenlang taub für das, was seine Eltern sonst noch besprachen. Es sickerte nur fragmentweise in sein Hirn und vielleicht war das ganz gut so.
    ***
    „Lassen Sie sich was einfallen. Das ist Ihr Part.”
    Evan guckte bedröppelt. „Wir haben es geschafft, den Jungen zu holen, aber er will nicht aussagen.”
    „Das ist Ihr Part.”
    Schweigen
    „Und vergessen Sie nicht – wir haben eine deadline: 20. August.”
    Evan traf sich mit seinem Rechtsanwalt in dessen Büro. Er war nervös. Jackson war sich keiner Schuld bewusst und nicht zu Verhandlungen bereit. Die „Experten“ setzten ihn unter Druck. Sein Rechtsanwalt half ihm nicht wirklich weiter, außer, dass er dessen Bösartigkeit und Gemeinheit nun selbst zu spüren bekam.
    „Warum setzen Sie nicht das Video und die Tapes ein?“ fragte Evan ihn gereizt.
    „Solange Sie Ihren eigenen Sohn nicht im Griff haben und er das Gegenteil hinausposaunt?“
    „Aber... auf dem Band...das IST eine Aussage!“
    „Es ist zu wenig“, schnorrte der andere, „weil... es ist... interpretierbar. Haben Sie so wenig Arsch in der Hose, dass Sie sich noch nicht einmal gegen Ihren eigenen Rotzlöffel durchsetzen können?“
    ***
    Evan stand unter Druck und er kam von allen Seiten. June hatte einen Sorgerechtsstreit angezettelt, nachdem sie geschnallt hatte, dass Michaels Prophezeiung sich bewahrheitet hatte. Jordy trotzte und wollte in Evans Spiel nicht mitmachen. Beharrte auf Jacksons Unschuld. Aber Evan konnte nicht mehr zurück – die „Experten“ hatten ihm klargemacht, wie sein Leben aussehen würde, wenn diese Sache schief lief. Sie hatten ihm sehr klar gemacht, dass sie einige Dinge nun auch gegen ihn in der Hand hatten. Sehr klar. Klarer, als ihm lieb war. Er konnte nicht zurück. Er musste sich etwas einfallen lassen.
    Sollte er Jordy sagen, dass es beschlossene Sache war, Michael zu stürzen? Dass er eh nichts mehr daran ändern konnte? Dass da Mächte am Werk waren, die sie alle zermalmen würden? Ihm bewusst machen, dass sie zumindest noch Geld von Michael zapfen könnten, solange er es noch hatte, um damit wenigstens Jordys Zukunft zu sichern? Dass er, sein Vater, sich endlich, so wie Jordy sich das immer gewünscht hatte, um ihn kümmern konnte, wenn er genügend Geld hatte?
    Evan war im Fortlauf des Geschehens und aufgrund des Drucks immer weniger sensibel. Er versuchte Jordy in einem Alter an sich zu binden, in dem Kinder sich auf natürliche Weise von ihren Eltern lösen, das Umfeld wichtiger wird und sie ihre Kinder oft an dieses verlieren. Und er meinte, Geld wäre die Lösung für alles. Evan war nie wirklich präsent in Jordys Leben gewesen und zwang sich seinem Sohn auf unmögliche Weise in der denkbar ungünstigsten Zeit auf.
    Jordy konnte Michael nicht warnen, nicht sprechen, nicht erreichen. Er durfte nicht telefonieren, nicht schreiben, nicht alleine irgendwohin gehen. Er war weit davon entfernt, seinen Vater zu unterstützen. Und die Zeit lief.
    In ihrer Not schickten Chandler und sein Rechtsanwalt einen hypothetischen Brief an einen Psychiater... was wäre, wenn...ein 34 jähriger Mann zusammen mit einem 13- jährigen in einem Bett schläft, obwohl genügend andere Betten vorhanden sind...etc... . Sie schilderten die Zuneigung der beiden zueinander, erwähnten, dass sie oft Arm in Arm liefen...
    Der Psychiater schrieb zurück, dass er, sollte der Fall real sein, darin eine absolute Gefahr für den Minderjährigen sähe und er den Fall dem Jugendgericht übergeben müsse.
    „Was sollen wir mit Hypothesen? Wir brauchen Tatsachen! Kriegt der Typ jetzt Arschzwicken? Mach ihm klar, was es bedeutet, wenn er das versaut. Mach ihm noch mal die deadline bewusst. Vielleicht hat er das vergessen.”
    Und sie machten Evan die deadline äußerst genau bewusst.
    Am 02. August verabreichte Evan seinem Sohn eine Vollnarkose - um einen kranken Zahn zu ziehen. Dafür verwendete er unverständlicherweise ein Barbiturat mit wenig analgetischer Wirkung, bekannt unter dem Namen Sodium Amytal oder Amobarbital.
    Diese Droge war als Wahrheitsserum von Geheimdiensten benutzt und wieder verworfen worden, da es starken hypnotischen Einfluss aufwies, mit dem man dem damit Behandelten alles suggerieren konnte, was man wollte.
    Die Wirkung:
    Einfluss auf das Zentralnervensystem, Unterdrücken der Funktionen,