Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
nicht die geringste Chance mehr gab, Jordy zu schützen. Warum sagte Jordy nichts? Er sah ihn an. Das Licht um Jordy war weg.
Tony forderte Evan ein zweites Mal auf, zu gehen. Evan stand auf. Triumphierend. Er hielt seinen Zeigefinger auf Michael und stieß einen Schwur aus:
„Ich werde dich so was von fertigmachen, ich werde dich niedermachen... ich werde dich ruinieren...du wirst nicht eine einzige CD mehr verkaufen!“
Jordy folgte seinem Vater zur Tür. Drehte sich um. Warf Michael einen langen, traurigen Blick zu.
Michael brach in Tränen aus, als sie gegangen waren. Furchtbare Angst umschlang ihn. Alles, was er liebte, war in Gefahr. Nun betraf es nicht nur diese einmalige Freundschaft, sondern auch seine Ziele, seine Karriere...seine Musik...sein gesamtes Leben.
U nd doch scheute Evan immer wieder vor dem Schritt zurück, an die Öffentlichkeit zu gehen, seinen Namen und den seines Sohnes in fetten Schlagzeilen in jeder verdammten Zeitung zu sehen. Er wusste, dass ihrer aller Leben damit restlos zerstört werden würde. Ihre Identitäten würden gelöscht werden. Es würde nach dieser Affäre weder einen Evan noch einen Jordy Chandler geben. Sie müssten wegziehen. Sich verstecken. Alles aufgeben. Und bis dahin: Den Spießrutenlauf durch den Moloch Presse und durch wütende Fans ertragen. Ihm wurde heiß, wenn er an dieses riesige Szenario mit ihm und Jordy in der Hauptrolle dachte. Durfte er das seinem Sohn antun? Evan war sich überhaupt nicht sicher, ob etwas Ungebührliches zwischen Mike und Jordy gelaufen war. In ehrlichen Momenten mit sich selbst war ihm klar, dass es Enttäuschung und Eifersucht war, die ihn zu diesem Punkt getrieben hatten.
Und neulich...neulich hatte er eine Zeichnung in Jordys Zimmer gefunden – ein Junge, der sich aus dem Fenster stürzte und in einer Blutlache auf dem Bürgersteig lag. Jordy wollte sich umbringen! Eine der erwähnten Nebenwirkungen von diesem Barbiturat! Oh, Gott, manchmal verstand er selbst nicht, wie er in diese fatale Situation geraten war, wie es dazu hatte kommen können.
Noch dazu lief inzwischen gegen ihn ein Verfahren wegen Erpressung – das Erste, womit Michaels Anwälte reagiert hatten. Und da sie die Bänder hatten, standen Evans Chancen erdenklich schlecht. Evan bekam es mit der Angst zu tun. Die „Experten“ waren nicht erfreut über die Tapes gewesen und sie hatten ihm gedroht, weil er sich zu diesen Gesprächen hatte hinreißen lassen und nicht gespannt hatte, dass er aufgenommen worden war. Er war inzwischen schon so weit gegangen, war so verwickelt in das Ganze... er bekam kaum noch Luft. Sein Herz tat weh, wenn er an Jordy dachte. So hatte er das nicht gewollt! Nicht so! Nicht zu diesem Preis! Sie hatten ihn darauf vorbereitet, dass Jordy ihn hassen würde... aber es war hart... dieser Hass... diesen Hass hatte er nicht gewollt. Vielleicht wäre es besser, wenn er doch noch zurückrudern würde...der Druck war so groß und... vor allem... was wäre danach? Sie hätten ihn in der Hand...immer... ewig...auch das war ihm klar...und hatten sie nicht gesagt, sie würden es auch ohne ihn schaffen? Vielleicht konnte er noch raus.
Er wagte einen Vorstoß.
„Das Ganze... belastet Jordy zu sehr“, machte er beim nächsten Treffen seinem Anwalt klar. „Vielleicht ist es besser... eine andere Art der Einigung zu suchen...“
Er fand seine Idee nicht schlecht – Jackson wäre die Abwendung der Katastrophe sicher einiges wert...Evan könnte ja kleinere Brötchen backen...Hauptsache raus aus diesem Desaster, ein bisschen Geld, um ein neues Leben anzufangen, seine Schulden zu bezahlen...
Aber sein Anwalt rastete schier aus, als Evan das vorschlug und machte ihn fertig.
„Es ist mein Kopf, den ich hinhalten muss!“ schrie der zurück. „Ich bin derjenige, der bluten muss, wenn die Sache schief läuft! Ihr anderen haltet euch ja schön im Hintergrund! Ihr verliert gar nichts! Ich verliere alles!“
Er brachte seinen Anwalt dazu, ein niedrigeres Angebot zu machen. Von 20 Millionen runter auf 350 000 Dollar.
Doch Michael lehnte selbst die 350 000 ab.
„Ich zahle diesem Mann nichts“, sagte er. „Ich habe nichts Schlimmes getan.”
Die „Experten“ knirschten mit den Zähnen, als sie davon erfuhren. Der Anwalt wurde gewechselt. Und sie machten Evan Chandler unmissverständlich klar, dass in ihren Kreisen „in die Hosen machen“ nicht angesagt war. Und dass es unanständig war, seiner eigenen Rechtsberatung in den Rücken zu fallen,
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