Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
passiert, werde ich sie quälen, Dave... sie haben morgen zum letzten Mal die Chance zu erklären, wie sie Jordy Gutes tun und ihm nicht schaden wollen. Sie kriegen ihre Chance...“
Am Tag X, dem 09. 07. 1993, einen Tag nach diesem Telefonat, war Evan Chandler pünktlich um 8.00 Uhr anwesend. Er blieb der Einzige. Das riss die letzte Schleuse nieder, verätzte wie Säure jeden Zweifel und jeden Rest vorhandenden Gewissens.
Sturmwarnung
June und Dave spielten voller Panik Michael die Bänder vor. Michael wurde blass.
„Der Mann ... ist krank“, sagte er und schüttelte mit dem Kopf. Aber nun...nun war auch für ihn die Sache sehr, sehr ernst geworden. Er musste reagieren.
Im Jackson-Camp wurde sofort der Privatdetektiv Anthony Pellicano aktiviert und einer der besten Anwälte des Landes, der bekannt dafür war, noch nie einen Prozess verloren zu haben.
Pellicano schnappte sich Jordy allein.
„So, Junge, du setzt dich hierher und schaust mir genau in die Augen“, sagte er in äußerst einschüchternder Mafioso-Art und stierte Jordy ins Gesicht. „Du sagst mir jetzt die Wahrheit. Und übrigens... ich habe Jahre für die Army Intelligence gearbeitet... ich sehe, wenn jemand lügt.”
Jordy blieb ruhig und ernst, blickte Pellicano unerschrocken ins Auge und beteuerte, dass nichts Unangemessenes zwischen ihm und Michael gewesen sei.
Pellicano fragte ihn mehr als einmal und beobachtete genau dessen Reaktion. Er beobachtete auch Michael.
„Wenn nur einer von denen zuckt und ich den Eindruck kriege, da ist was faul, können die sich einen anderen suchen“, verkündete er.
Aber beide, Michael und Jordy waren offen und natürlich. Sie hatten nichts zu verstecken. Und sie verbargen auch nicht ihre Zuneigung zueinander.
Kaum war Pellicano gegangen, umarmten sie sich. Jordy zitterte.
„Michael“, flüsterte er, „mein Vater dreht durch... er... ich weiß nicht, was er vorhat... aber diese Bänder... sind furchtbar... was er da sagt... er sagt, er liebt mich und dann tut er mir das an!“
Michael drückte Jordy an sich und schluckte. „Ich beschütze dich, Jordy. Ich hab dir versprochen, dass ich dich nicht im Stich lasse und das halte ich auch...du musst mit deiner Mutter von hier weg...ich weiß nicht...wenn dein Vater dich in seine Hände bekommt...was wird er mit dir machen?“
Aber er wusste, er hatte kein Recht, gegen den Willen des Vaters zu handeln. Jordy stak in der gleichen Situation wie er als Kind. Er sah Jordy an. Und Jordy brach in Tränen aus.
***
Junes Telefon klingelte. Ein LAPD-Officer war in der Leitung.
„Worum geht es?“, fragte sie befangen.
„Madam, wir haben einen Jungen hier, der von Michael Jackson sexuell missbraucht wurde. Er will seinen Namen aus verständlichen Gründen nicht nennen, aber da Ihr Sohn in der gleichen Situation ist...“
June wurde bleich. Ihre Knie wankten, sie musste sich an die Wand lehnen.
Evan pochte derweil auf sein Besuchsrecht. June durfte dem Vater den Sohn nicht vorenthalten.
Die Anwälte beider Parteien, inklusive Pellicano, handelten eine Vereinbarung aus, in der Evan seinen Sohn für eine Woche haben durfte. Ort und Zeit, in der die Übergabe stattfinden sollte, wurden bestimmt, und auch, wann Jordy wieder zurück zu seiner Mutter gebracht werden musste.
„Geh da nicht hin, June“, beschwor Michael sie. „Du siehst doch, wie Jordy leidet... er will nicht zu seinem Vater! Wie kannst du ihn nur gehen lassen, nach allem, was Evan am Telefon gesagt hat?“
Es war noch dazu der Tag, an dem er für Jordys Halbschwester Lily eine Riesenparty auf Neverland hatte ausrichten lassen und sie waren, statt Jordy an Evan zu geben, auf dem Weg dorthin.
Für Jordy war klar: Er würde sich niemals an seinen Vater ausliefern lassen. Beide Kinder hatten sich demonstrativ ins Auto gesetzt und June war zögernd nachgekommen. Der Grund, warum sie mitfuhr: Sie musste mit Michael über ihre und Jordys Zukunft reden. Aber Michael war ärgerlich auf sie, weil sie nicht klar zu Jordy und zu ihm stand und er ließ es sie spüren.
June war unsicher bis auf die Knochen. Evan hatte von einem Beweis erzählt, sie hatte ein Treffen mit zwei LAPD-Officern hinter sich, die glaubhafte Unterlagen über einen früheren Sexualmissbrauch Michaels vorgelegt hatten, sie hatte die Ansagen Evans auf Band gehört, dass Michael sie hasse. Michael war hier und heute zum ersten Mal offen sauer auf sie. Wo war ihre Zukunft?
Die Fahrt verlief angespannt. Währenddessen bekam
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