Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
tatsächlich nur die von ihm angegebenen, mehr oder weniger harmlosen 25 mg. Propofol gegeben. Und die tödliche Menge jemand anderes...?
Die Nachricht in der Presse: „Fremde Fingerabdrücke auf der Propofolspritze“, erhärteten den ungeheuerlichen Verdacht, dass Michael vor unseren Augen ermordet worden sein könnte.
Viele glaubten an eine Verschwörung, nur wusste keiner, aus welcher Richtung sie kam. Michael hatte immer von „Namen” gesprochen. Auch Lisa Marie sagte in einem Interview: „I know the names, but I will not say them.”
Warum sprach sie keiner aus? Waren sie wirklich so gefährlich, dass niemand es wagte?
Und warum hatte Mike die Namen zu seinem Schutz nicht irgendwo hinterlegt? Weil er wusste, dass sie niemand abdrucken würde, da die Presse in gewissen Händen zusammenlief und für uns Normalos sowieso manipuliert war?
Diese Gedanken raubten mir meine ohnehin in diesen Tagen schwächelnde Gemütsruhe, der Schmerz, nie mehr mit Michael reden zu können, wurde nicht kleiner.
Chris rief mich an. Er weinte Rotz und Wasser.
„Chirelle“, schniefte er, „sie haben ihn kaputt gemacht, diese geldgierigen Arschlöcher... sie wollten einfach immer mehr aus ihm rausholen. Und diese Scheißmedien! Erst machen sie ihn alle, dann soll er für sie tanzen... Chirelle, manche sagen, dass er den Absprung geschafft hat, glaubst du das?“
„Chris“, sagte ich gequält, „wenn du es nicht weißt...du warst in seiner Nähe! Ich bin Tausende von Kilometern entfernt!“
Ich hörte Chris schluchzen.
„Sie haben uns alle entlassen, Chirelle, sie haben ihn umgebracht...sie haben ihn umgebracht...oh, diese Schweine...diese Schweine...!“
Mein Herz war wund, und oh, es schmerzte so sehr. Immer, wenn ich an Mike dachte, vermisste ich ihn so schrecklich, so schrecklich. Chris’ Worte verursachten einen Stacheldraht im Hals.
„Chris“, sagte ich heiser, unfähig, ihm Trost zu spenden, „er ist weg. Wie auch immer. Es gibt keinen Michael Jackson mehr.”
Dann legte ich einfach auf. Ich hasste diesen letzten Satz von mir.
***
I n meiner Verzweiflung rief ich einen meiner Lehrer in Indien an. Er war hellsichtig und obwohl ich wusste, dass er sich wohl kaum darauf einlassen würde, wünschte ich mir, er möge mit einem Wort die Hoffnung vieler Menschen untermauern.
„Ein großartiger Mensch. Ein wirklich großartiger Mensch“, sagte mein Lehrer und hörte sich so stolz an, als ob er der Vater wäre.
Ich fing an zu weinen. Wie immer, wenn ich mir Mikes Wesen in Erinnerung rief.
„Ich vermisse ihn so“, schluchzte ich, „ich kann dir nicht sagen, wie ich ihn vermisse...er war ein so feiner Mensch, so gut, so edel, so liebevoll...er war einfach nicht reif für diese raue Welt.”
„Oh, nein“, antwortete mein Lehrer warm, „eher war die Welt nicht reif für ihn. Irgendwann werden wir alle wieder sein wie Kinder, das, was er so gern wollte...das ist unser aller Ziel.”
„Aber er...ist zu früh gegangen!“ schluchzte ich. „...viel zu früh...!“
„Niemand geht zu früh, mein Kleines“, sagte mein Lehrer sanft, „jeder geht zur rechten Zeit. Und wenn Michael gehen wollte – wohin auch immer – dann sende ihm deine Liebe. Das ist das, was er zu jeder Zeit und an jedem Ort immer gebrauchen kann. Das ist das, was wir alle tun können. Und genau das hat er dich gelehrt, nicht? Nun beweise, dass du verstanden hast.“
Doch zunächst überwog der Satz: Es gibt keinen Michael Jackson mehr.
Und so brachten mir die Worte meines Lehrers in der ersten Zeit keinen Trost. Ich brauchte eine Weile, bis ich sie annehmen konnte. Es gibt keinen Michael Jackson mehr. Er war das Kind in uns allen, unser faszinierender Mitstreiter in unserem universellen Streben nach Glück, nun war er tot. Wir hätten ihn so gern glücklich gesehen. Es gibt keinen Michael Jackson mehr.
Es gibt noch seine Musik. Seine Texte, seine Gefühle, seine Botschaften. Es gibt seine bewundernswerten Kinder, die ihn so sehr lieben und die in seinem Sinne weitermachen wollen. Und nun sind sie es, an denen wir uns ein Beispiel nehmen können: Wir können alle in seinem Sinne weitermachen.
Langsam...langsam...sickerten die Worte des indischen Weisen in mein Herz, begann sachte und behutsam die Heilung. Liebe – das ist das, was uns Michael gelehrt hat. Er hat uns sein Vermächtnis hinterlassen. Es steht in jeder Note seiner Songs, in jedem Buchstaben seiner Worte. Und es ist für uns alle Zeit, dieses zu leben. Das Kind in uns
Weitere Kostenlose Bücher