Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Titel: Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
Vom Netzwerk:
tatsächlich, einen Platz zu finden, der mir keine Chance gab, sein Geheimnis vorzeitig zu lüften. Er holte Bagels, Donuts und Kaffee und ich genoss das heiße Koffein in vollen Zügen. Frisch gestärkt führte mich Tom wieder zum Auto, hielt mir seine Hände wie Scheuklappen vor die Augen und befahl mir erneut, sie zu schließen.
    „Mann!“, schimpfte ich. „Hätte ich gewusst, dass das ne Blindenführung wird...!“
    „Nur noch drei Minuten! Hältst du das aus?“
    Nach gefühlten zehn Minuten fing ich an zu linsen. Der Wagen fuhr langsamer, Tom schien angekommen zu sein. Ich hörte, wie er den Motor abstellte. Mit immer noch geschlossenen Augen bugsierte er mich aus dem Wagen und stellte mich in Position.
    „Jetzt!“, sagte er.
    Ich öffnete die Augen und blinzelte in die Sonne. Zwei riesige, rote Blumenkränze an einem schmiedeeisernen Tor prangten mir entgegen. Bestürzt taumelte ich ein paar Schritte zurück. Tom ergriff meinen Arm.
    Er hatte mich nach Neverland gebracht.
    „Dafür, dass du kein Fan bist und dich nicht für Celebrities interessiert, bist du ziemlich beeindruckt“, stellte er fest. Wir standen immer noch vor dem Tor. Ich drehte mich zu ihm um. Sah ihn an. Ich verstand mich selbst nicht. In mir war alles durcheinander. Und ich brachte kein Wort hervor.
    „Okay, Mäuschen, ich fahr dich jetzt da rein, bis ans Haupthaus... und dann...“
    „Du hast die Schlüssel?“, fragte ich ungläubig.
    „Tja... Beziehungen! Manchmal ist es ganz hilfreich, wenn man die Branche kennt...“ Aber Tom lachte nicht dabei.
    Benommen setzte sich mich erneut auf den Beifahrersitz. Als Tom den Motor startete und langsam durch dieses Tor fuhr, kam es mir vor, als ob ich durch die Rückwand des verzauberten Kleiderschrankes nach Narnia, in ein unbekanntes Märchenland, geriet.
    Ein langer, langer, gewundener Weg durch dichte Baumgruppen, Alleen, freie Flächen. Der Boden unter den Bäumen war trocken, die Grasflächen teilweise verbrannt.
    Dennoch waren die Schönheit und der Zauber Neverlands zu jeder Sekunde spürbar. Blumen blühten überall und als wir dem Haupthaus näher kamen, sah ich Michaels Giving-Tree, den Baum, auf dem er so viele Melodien empfangen und an uns weitergegeben hatte. Mein Herz klopfte.
    Tom hatte sogar die Schlüssel für das Haus.
    „Es ist leer“, sagte er, „du kannst dir alles anschauen.”
    Sprachlos starrte ich ihn an. „Danke, Tom“, flüsterte ich endlich, „tausend Dank.”
    „Schon gut“, knurrte er. „Willst du deinen Rucksack nicht mitnehmen?“
    „Ach...den lass ich hier... Warte mal, ich hol nur schnell was raus.“
    Ich kramte nach einem Papiertaschentuch und steckte es mir in die Hosentasche.
    „Ein Taschentuch?“, fragte er so verdattert, als hätte ich eine Pistole gezückt.
    „Falls ich heulen muss“, erklärte ich dem verdutzten Tom.
    Er setzte sich auf eine Bank, legte den Stapel Akten neben sich und scheuchte mich weg.
    „Ich hab den ganzen Tag eingeplant“, sagte er, „lass dir Zeit.“
    Ich ließ mir Zeit. Lange blieb ich einfach nur vor dem Haus stehen, die Atmosphäre des Geländes aufnehmend, den verwunschenen Charakter eines Märchenlandes ohne seinen König.
    Die Natur hier war atemberaubend. Neverland war landschaftlich ein Juwel.
    Langsam ging ich die mit Buchs gesäumten Treppen hoch zum Haupthaus. Da war ein riesiges, in Stein gefasstes Blumenbeet in der Mitte, und auch daneben ein noch größeres, ungepflegt nun und wild wuchernd, aber man konnte noch die Worte ‚Neverland’ erkennen und einen Schmetterling aus Blumen. Weiter oben das Wohnhaus im Tudorstil, der große Eingang. Der Schlüssel brannte in meiner Hand.
    Doch mein Weg führte mich zunächst über das Gelände.
    Große, ehrwürdige Bäume überall, verschlungene Pfade, freie, riesige Flächen, wo all die Attraktionen gestanden haben mussten: Das Riesenrad, das Karussell, der Autoscooter, die Cartcars... die Stümpfe der Aufbauten waren noch zu sehen, verlassen und nutzlos, Ruinen vergangener Freuden.
    Überall waren verschlungene Wege angelegt, durch Grasflächen oder Baumgruppen hindurch, die zu unterschiedlich gestalteten Plätzen führten.
    Auf einer mit Steinplatten ausgelegten Fläche stand, vergessen und von alten Zeiten erzählend, ein rotes Fahrrad mit einer leeren Candykiste vorne dran. Es stand an einem kleinen, wunderhübsch angelegten Teich, die Berge im Hintergrund. Das rote Candy-Fahrrad wirkte so bizarr, so verwunschen, wie eine sprechende Figur, die mich

Weitere Kostenlose Bücher