Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
weil ich es dir nicht erzählt habe?“, fragte ich ruhig.
„Nein!“, rief er. „Ich bin nicht sauer!“ Er sagte es fast wütend.
Ich hatte keine Ahnung, wie ich mich verhalten sollte. Also schwieg ich. Und wartete.
„Okay, ich würde...ich würde jetzt gerne zahlen“, sagte Tom abrupt und ich verstand gar nichts mehr.
„Ich bin dran – das ist das Wenigste, was ich tun kann“, sagte ich, verwirrt und bedrückt über diese komische Stimmung.
Er wartete, bis der Kellner endlich kam. Ungeduldig trommelte er mit den Fingern an den Tisch. Ich zahlte die Rechnung. Wir gingen nach draußen und blieben vor der Tür des Restaurants stehen. Tom legte mir die Hand auf die Schulter:
„Ich möchte dir noch etwas geben, Chirelle“, erklärte er und sah mir intensiv in die Augen. „Und ich möchte, dass du dir das genau anschaust, okay? Gleich. Und versprich mir...“
Er brach ab und fuhr sich durchs Haar. Es wurde immer verworrener. Dann packte er mich erneut an der Schulter, drückte sie fest, zwang mich in seine Augen zu schauen.
„Wenn ich dir das jetzt gebe...versprich mir... dass du darüber nachdenkst...ich meine, dass du nach-denkst... verstehst du?“ und noch mal eindringlich: „Du verstehst?“
Verstört schaute ich ihn an. Was sollte das alles? Ich nickte mehrmals stumm. Tom ließ mich los. Seine Hand griff in die Innentasche seines Jackets und holte einen DIN lang Briefumschlag heraus. Er gab ihn mir. Ich nahm ihn. Riss ihn auf. Darin lag ein Scheck über 50 000 Dollar für ein Exklusivinterview für eine bekannte Zeitung.
Fassungslos blickte ich zu Tom hoch. Er stand da mit zusammengepressten Lippen, die Augen, dunkel und düster auf mich gerichtet, ich konnte spüren, wie sein Herz klopfte, während meines sich in freiem Fall befand.
„Sag, dass das nicht wahr ist“, krächzte ich. „Tom...bitte nicht du! Nicht du! Bitte sag, dass das ein schlechter Scherz ist...sag...dass das nicht wahr ist...!“
Ich fing an zu heulen. Das konnte nicht sein, nicht Tom, nicht nach all dieser Zeit und diesen unbeschwerten Stunden, nicht nach diesem wunderschönen Tag, den er mir beschert hatte! Ich schüttelte den Kopf, der Umschlag brannte in meiner Hand wie zuvor der Schlüssel von Neverland, dem verratenen Königreich, dem Königreich, das man zerstört hatte aus Macht- und Geldgier und Neid.
Wütend und maßlos enttäuscht zerriss ich den Scheck in kleine Fetzen, ging ein paar Schritte rückwärts, schaute Tom an. Er starrte zurück. Dann drehte ich mich um und rannte davon.
Es fiel mir furchtbar schwer, vor Bob, der mich diesmal abholte, die Ausgeglichene zu mimen. Ich konnte es kaum erwarten, unter meinen Baum zu kommen und mich auszuheulen. Tom hatte mir soviel bedeutet. Er war mir wie ein Bruder gewesen. Es tat mehr weh, als ich geglaubt hatte.
***
„Ich muss dich sprechen! Und zwar sofort!“
Ohne groß zu fackeln packte Grace meinen Arm und zog mich in Richtung meines Zimmers. Sie öffnete die Tür, schob mich hinein, sich hinterher, schloss die Tür und lehnte sich dagegen.
Es war der Morgen danach. Gerade hatte ich die Küche aufgeräumt und wollte joggen gehen, als Grace mich mit ihrem Angriff überraschte.
Bestürzt schaute ich sie an. Grace musterte mich mit ihren großen, dunklen Augen.
„Punkt eins“, sagte sie barsch, „das mit deinem Zimmer war ich. Ich wollte herausfinden, was du vorhast.“
„Und? Was hab ich vor?“
„Das weiß ich immer noch nicht genau. Hast du was vor?“
„Nichts, was dich beunruhigen müsste.“
„Warum hast du so viele Unterlagen von Michael?“
„Weil er mich interessiert! Weil ich vorher so gut wie nichts über ihn wusste!“
„Und wozu willst du das jetzt alles wissen?“
Ich stöhnte auf. „Grace, ich bin keine Pressetussi und ich bin kein geldgeiles Luder, das Vorteile herausschinden will. Wie kann ich dir beweisen, dass es nicht so ist? Sag mir, was ich machen soll und ich mache es!“
„Du könntest von hier verschwinden und zwar gleich!“
Ich wurde blass.
„Siehst du? Doch nicht so einfach, was?“
Mit raschen Schritten ging sie auf mich zu und sah mir wild in die Augen. „Was läuft da zwischen dir und Michael?“
„Grace!“, rief ich entsetzt. „Wie meinst du das jetzt? Doch hoffentlich nicht so, wonach es klingt?“
Sie schwieg.
„Mensch, Grace, falls es dich beruhigt: Ich bin glücklich verheiratet und hab zwei Kinder. Und im Übrigen könnte ich sagen, was ich will, wenn du mir nicht glauben willst, willst
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