TS 02: 220 Tage im Weltraumschiff
Korrespondenten der Zeitung ,New York Times’, Ralph Bason«, ergänzte der Journalist. »Aber das ist erst ein halber Sieg. Wollen wir uns den ganzen sichern, müssen wir aus der Rakete aussteigen und den Fuß auf den Boden des Planeten setzen. Das russische Raumschiff kann jeden Augenblick eintreffen.«
»Wenn es nicht schon da ist«, murmelte Hapgood.
»Schnell, Charles!« In fieberhafter Eile holte der Journalist den Fotoapparat hervor.
Hapgood wußte, was Bason wollte. Ohne zu säumen, nahmen sie die Uhr vom Armaturenbrett herunter, die auf der Erde von einer Kommission mit einem Siegel versehen worden war. Das Zifferblatt, das nicht nur die Zeit, sondern auch das Datum anzeigte, mußte außerhalb des Raumschiffes fotografiert werden. Damit sollten unwiderlegbar Tag und Stunde ihrer Ankunft auf dem Mars nachgewiesen werden. Der Fotoapparat war ebenfalls versiegelt. Mit Sauerstoffmasken, Uhr, Fotoapparat und einer starken Magnesiumlampe versehen, krochen beide in die enge Ausstiegkammer des Schiffes.
Als sich die Innentür hinter ihnen geschlossen hatte, sagte Hapgood: »Eigentlich ist es unklug, bei dieser Dunkelheit hinauszugehen und unbekannten Boden zu betreten.«
»Dann lassen Sie es eben bleiben!« entgegnete Bason. »Ich gehe allein. Ich habe keine Lust, mich wegen Ihrer Feigheit um alle Früchte des Fluges bringen zu lassen.« Vom Ehrgeiz gepackt, vergaß er in diesem Augenblick völlig, daß sie nur wenig Aussichten hatten, zur Erde zurückzukehren. »Machen Sie auf!« rief er gebieterisch, als er sah, daß Hapgood zögerte.
Die Schlösser schnappten. Kalte Luft strömte in die Kammer und kühlte ihre erhitzten Körper. Die Tür öffnete sich.
Das erste, was Hapgood ins Auge fiel, war das vertraute Sternbild des Großen Wagens dicht über dem Horizont. In der dünnen Atmosphäre des Mars leuchteten die Sterne viel heller als auf der Erde.
»Steigen Sie aus!« sagte Bason. »Ich will Ihnen nicht das Recht streitig machen, den Planeten als erster zu betreten.«
Das Raumschiff war am Ufer eines kleinen Sees gelandet. Die Tür befand sich gut anderthalb Meter über dem Sandboden. Nur mit Mühe überwand Hapgood eine unerklärliche Angst und sprang hinunter. Dank der geringen Anziehungskraft des Mars setzte er so leicht auf, als wäre er von einem Stuhl gesprungen. Bason reichte ihm Uhr, Lampe und Apparat und folgte nach.
Einige Meter von ihnen entfernt ragte das Gestrüpp unbekannter Pflanzen empor. Im nächtlichen Dunkel, nur vom Licht der Sterne erhellt, schien es voller unheimlicher, ungelöster Rätsel.
»Wir müssen weiter weg gehen, damit ich die Rakete mit aufs Bild bekomme«, rief Bason, dessen Stimme durch die Sauerstoffmaske und in der dünnen Luft wie ein klägliches Piepsen klang.
Ringsum herrschte tiefe Stille. Nicht der leiseste Windhauch bewegte die eisige Luft. Und ebenso eisig wie die Luft war auch der Glanz der unzähligen Sterne, zwischen denen, hart am Horizont, ein großer Stern bläulich schimmerte.
»Die Erde!« flüsterte Hapgood.
Als sie sich zehn Schritte von der Rakete entfernt hatten, machten sie halt. Hapgood nahm die Uhr in die Hand, Bason trat etwas beiseite, hielt mit der Linken die Magnesiumlampe hoch und drückte mit der Rechten auf den Auslöser des Apparates. Grelles Blitzlicht erhellte das dichte Gestrüpp, den Landeplatz, den See, die unbewegliche Rakete an seinem Ufer und die Gestalt Hapgoods mit der Uhr in der ausgestreckten Hand.
Wie er so dastand, mit der Sauerstoffmaske auf dem Gesicht, wirkte er wie ein phantastisches Wesen, wie ein Bewohner dieses fremden, unerforschten Planeten. So sollte Bason ihn sein Leben lang in Erinnerung behalten!
Schnell schaltete er die Lampe auf einen neuen Blitz ein. Doch kaum hatte er sie für eine zweite Aufnahme hochgehoben, als er ein feines, zischendes Pfeifen vernahm. Ein langgestreckter dunkler Körper, der sich von dem etwas helleren Horizontstreifen abhob, schnellte dicht an ihm vorbei. An Basons Ohr drang ein markerschütternder Schrei.
Mit einer unwillkürlichen Bewegung drückte er auf den Auslöser. Der milchigweiße Magnesiumblitz entriß der Finsternis ein Bild, das dem Journalisten augenblicklich kalten Angstschweiß aus allen Poren trieb.
Zwei Schritte entfernt, dort, wo eben noch Hapgood gestanden hatte, glänzte das silbrige Fell eines langen Tieres, das einer dicken Riesenschlange glich. Starr vor Schreck, sah BasonHapgoods Beine unter dem Leib des Tieres hervorragen. Und da erlosch auch schon die
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