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TS 02: 220 Tage im Weltraumschiff

TS 02: 220 Tage im Weltraumschiff

Titel: TS 02: 220 Tage im Weltraumschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. Martynow
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näherte sich indessen mit großer Geschwindigkeit. Es war offensichtlich: er hielt auf das amerikanische Raumschiff zu.
    Einige Sekunden später wurde Bason klar, daß es sich nicht um ein Tier handelte, sondern um einen Wagen, der von Menschen oder von menschenähnlichen Wesen erbaut worden war. Er erkannte deutlich das weißlackierte Verdeck des geheimnisvollen Autos.
    Der Rakete näherten sich denkende Wesen. Noch ein paar qualvolle Augenblicke vergingen, dann schoß, die Pflanzenstengel unter sich zermalmend, ein kleines blendendweißes Raupenfahrzeug auf den Sandplatz heraus, auf dem es scharf bremste und hielt. Hinter den Glasscheiben der Wagenfenster waren Menschen zu sehen. Als der Mann am Steuer sich nach vorn beugte, prallte Bason mit einem dumpfen Aufschrei zurück. Er hatte das ihm von Fotografien her bekannte Gesicht Paitschadses erkannt.

 
Am Morgen
     
    Von allen Planeten des Sonnensystems ist den Menschen zweifellos derjenige am bekanntesten, den man im Altertum nach dem Kriegsgott Mars benannt hatte. Seinen Namen verdankt der Planet der »blutroten« Farbe, durch die er sich von den anderen »Wandelsternen«, den Planeten, unterscheidet. Kein Himmelskörper gab Anlaß zu so viel Meinungsverschiedenheiten, Mutmaßungen und Annahmen wie der Mars. Und kein anderer Planet spielte eine so große Rolle in der Entwicklung der Astronomie. Der geniale Kepler entdeckte die Bewegungsgesetze der Planeten eben durch die Beobachtung des Mars.
    Besonders große Popularität erlangte der »rote Planet« seit dem Jahre 1895, als der italienische Astronom Schiaparelli die Vermutung aussprach, die feinen geraden Linien, die er selber auf der Scheibe des Planeten entdeckt hatte, seien künstlich angelegte Kanäle und stellten ein grandioses, von denkenden Wesen erbautes Bewässerungssystem dar. Diese Annahme fand in der breiten Öffentlichkeit großen Anklang, stieß aber in den Kreisen der Astronomen auf ernste Einwände. Die Existenz der »Kanäle« wurde angezweifelt. Man stellte die Behauptung auf, auch wahllos verstreute dunkle Flecken könnten in der gewaltigen Entfernung wie gerade Linien aussehen. Die alle fünf- bis siebzehn Jahre stattfindenden großen Oppositionen des Mars, bei denen der Planet der Erde am nächsten kommt, brachten keine Klarheit in das heißumstrittene Problem. Die Frage blieb offen.
    Der Mars ist ein kleiner Planet. Sein Durchmesser ist halb so groß wie der der Erde * . Infolge seiner geringen Schwerkraft ist die Atmosphäre des Planeten sehr dünn und weist eine ähnliche Dichte auf wie die Luft an der Grenze der Erdatmosphäre. Der Mars ist anderthalbmal so weit von der Sonne entfernt wie die Erde und empfängt bedeutend weniger Wärme und Energie. Infolge der großen Entfernung von der Sonne ist die Bahn des Mars bedeutend länger als die der Erde, auch bewegt sich der Planet selbst langsamer. Zu einer vollen Umdrehung braucht er 687 Erdtage. Da aber die Achse des Mars fast in demselben Winkel geneigt ist wie die Erdachse, vollzieht sich auf ihm der gleiche Wechsel der Jahreszeiten wie auf der Erde, nur dauern diese daselbst doppelt so lange. Tag und Nacht wechseln genauso wie auf der Erde und fast in den gleichen Zeiträumen. Eine volle Umdrehung des Mars um seine Achse dauert nur siebenunddreißigeinhalb Minuten länger als eine Erdumdrehung.
    Der Mars war – solange Kamows Weltraumschiff noch nicht den Planeten Venus besucht hatte – der einzige Himmelskörper, auf dem die Astronomen Leben vermuteten. Die jahreszeitlich bedingten Veränderungen der Farbe einiger Teile des Planeten erinnerten stark an die entsprechende Verfärbung der Pflanzen auf der Erde im Frühling und im Herbst. Die Existenz von Leben auf dem Mars blieb umstritten, und eben weil diese Frage bei den Erdbewohnern großes Interesse hervorrief, war das Ziel der ersten kosmischen Reise der rätselhafte Planet.
    Die Besatzung des Raumschiffes fand nun das Problem der »Kanäle« sehr zuungunsten derer gelöst, die sich für ihre künstliche Entstehung ausgesprochen hatten. Und mehr noch: Selbst die Existenz langer gerader Linien auf dem Mars, die scheinbar eine gewisse Ordnung in ihrer Anlage aufzeigten, erwies sich als eine Sinnestäuschung, die, wie Paitschadse sagte, durch die Entfernung hervorgerufen wurde.
     
    **
    *
     
    Am 29. Dezember brach auf dem Längengrad des Mars, auf dem das sowjetische Weltraumschiff gelandet war, der Morgen an; fast halb so groß wie auf der Erde, stieg die Sonne langsam am

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