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TS 02: 220 Tage im Weltraumschiff

TS 02: 220 Tage im Weltraumschiff

Titel: TS 02: 220 Tage im Weltraumschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. Martynow
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dunkelblauen, violett getönten Himmel auf, an dem die größeren Sterne immer noch weiterleuchteten. Über die Seen, die in großer Zahl im Umkreis verstreut lagen, lief eine leichte Bewegung: Das Eis, das in der Nacht ihre Oberfläche bedeckt hatte, taute, und zwar schnell. Dann wurde der Wasserspiegel wieder unbeweglich. Die Pflanzen entfalteten ihre Blätter und wandten sie der Sonne zu.
    Merkwürdig wirkten diese Pflanzen mit ihrer blaugrauen und tiefblauen Färbung auf das irdische Auge. Nicht mehr als hundert bis hundertdreißig Zentimeter hoch, waren die dicken Stengel kerzengerade gewachsen wie junge Tannen. Von ihnen setzten sich, unten spärlich und oben dicht, bis zu einem Meter lange, schmale Blätter mit scharfgezackten Rändern ab. Sie waren fest und biegsam, in der Mitte hellgrau mit einem Stich ins Blaue, an den Rändern tiefblau. Bei Einbruch der Nacht falteten sie sich zusammen wie Schmetterlingsflügel.
    Die Sonne stieg höher; ihre Strahlen glitten als grelle Lichtflecke über den schneeweißen Rumpf des Weltraumschiffes, das dicht am Ufer eines Sees lag. Die zwei Meter hohen Räder des Schiffes hatten sich tief in den Sandboden eingegraben. Seine Tragflächen warfen dunkle Schatten. Gleich daneben, in unmittelbarer Nähe des Wassers, stand ein niedriges, ebenfalls weißes Raumfahrzeug, das im Vergleich zu dem riesigen Schiffsleib winzig aussah. Auf allen vier Seiten hatte es lange, schmale Fenster.
    Aus dem Dickicht sprang ein kleines zottiges Tier hervor. Seine Größe, die ruckartigen Bewegungen und die langen Ohren erinnerten an einen Hasen. Das langhaarige blaugraue Fell des Tieres paßte sich der Farbe der Pflanzen gut an. Seine großen runden, schwarzsamtenen Augen standen dicht beieinander. In weiten Sätzen erreichte das Tierchen den Sandstreifen am Ufer des Sees, wo es sich plötzlich auf die Hinterpfoten setzte. Aus den Sträuchern sprangen noch zwei »Häschen« und gesellten sich dem ersten zu.
    Da schnappte eine unsichtbare Feder, am Schiffskörper öffnete sich mit leichtem metallischem Klang eine schwere Schiebetür, und ein Mensch kam zum Vorschein, bekleidet mit pelzledernem Overall und einem Heim auf dem Kopf. Eine Metalleiter rasselte zu Boden.
    Die Tiere hoppelten davon und verschwanden im Dickicht. Der Mensch, der sie aufgescheucht hatte, sprang, ohne die Leiter zu benutzen, aus zwei Meter Höhe leicht auf den Boden. Nach ihm trat ein zweiter in die Türöffnung, genauso gekleidet wie der erste.
    »Diese Tiere«, sagte er, »sind nicht vor uns erschrocken, sondern vor dem Lärm. Sie haben noch nie einen Menschen gesehen, weshalb sollten sie ihn fürchten? Aber die Färbung ihres Fells ähnelt der Farbe der Pflanzen, zwischen denen sie leben. Demnach muß es auf dem Mars Wesen geben, die Jagd auf sie machen und vor denen sie sich verbergen Anders kann sich die Schutzfarbe nicht herausgebildet haben.«
    »Sie haben recht. Diese ,Hasen’ sind bestimmt nicht die einzigen Bewohner des Planeten. Wir müssen ihre Feinde ausfindig machen.«
    »Gestern haben wir keine gesehen, Sergej Alexandrowitsch.«
    »Da haben wir doch den Geländewagen montiert. Der Lärm wird wohl alle Tiere verscheucht haben«, antwortete Kamow. »Wo solche ,Hasen’ sind, muß es auch ,Wölfe’ geben; nur wissen wir vorläufig noch nicht, wie sie aussehen.«
    »Vorsicht kann nie schaden«, meinte Paitschadse.
    Die Sauerstoffmasken umschlossen zwar ihre untere Gesichtshälfte, aber die eingebauten Tonverstärker gestatteten ihnen, sich zu unterhalten, ohne die Stimme zu heben. Kamow kletterte die Leiter hinunter. Nach ihm verließ Melnikow das Raumschiff, eine Filmkamera in der Hand. Über seine Schulter hingen zwei Selbstlader, die er Paitschadse reichte. Kamow und Paitschadse waren nicht nur mit Gewehren, sondern auch mit Revolvern bewaffnet. Jedem hingen außerdem ein Fernglas und ein Fotoapparat auf der Brust.
    »Sowie Sie unsere Abfahrt gefilmt haben«, sagte Kamow zu Melnikow, »kehren Sie aufs Schiff zurück und erinnern Konstantin Jewgenjewitsch an meine Anordnungen. Ich wiederhole: Das Schiff ist nur im Notfall zu verlassen. Wenn eine solche Notwendigkeit eintritt, dürfen nur Sie allein aussteigen. Belopolski darf nicht für eine Sekunde von Bord gehen. Auch wenn wir bis zum Abend nicht zurück sind, unternehmen Sie nichts. Falls die Verbindung unterbrochen wird, schalten Sie den Leitsender ein und lassen ihn so lange in Betrieb, bis der Geländewagen zurück ist. Und wenn er überhaupt nicht

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