TS 09: Kinder des Weltalls
und ihre Beziehung zueinander gezeigt, und es wurden sogar Szenen gezeigt, in denen Tiere gefangen und geschlachtet wurden, um sie dann aufzuessen. Solche Bildstreifen vergiften den Geist der Jugend und sollten abgestoppt werden.“ Malick sah Conway vorwurfsvoll an. „Sie stehen im Dienst von PSYCHO. Warum ziehen Sie nicht Elektroingenieure zu Rate, um diese Erscheinung zu überprüfen um sich zu vergewissern, daß nichts in Unordnung geraten ist?“
„Mit PSYCHO ist nichts in Unordnung“, bestand Conway hartnäckig. Er sah den Chef der Eugenik herausfordernd an. „Wenn Sie mich fragen, dann sind Sie es, der nicht in Ordnung ist, und nicht PSYCHO. Vielleicht wäre es besser, daß Sie durch den Arzt feststellen ließen, ob Ihre stark angespannten Nerven Sie nicht überfordert haben?“
„Ich habe es nicht nötig, mir Ihr Geschwätz noch langer mit anzuhören.“ Malick sprang auf die Fuße, sein Gesicht war rot vor Zorn. „Wenn Sie ein Mann sind, dann werden wir uns in der Kampfbahn wiedersehen.“
„Beherrschen Sie sich, Malick.“ Der Kapitän hob seine Stimme keineswegs, aber etwas in ihrem dünnen, durchdringenden Ton unterdruckte Malicks Zorn sofort. „Sie sind überarbeitet, sonst hatten Sie es niemals gewagt, ein anderes Mitglied des Rats derartig herauszufordern. Setzen Sie sich hin und beruhigen Sie sich.“
Er wartete, bis Malick seinen Platz wieder eingenommen hatte. „So, und jetzt wollen wir diesen Vorgang vernünftig betrachten. Sie wissen sehr gut, daß alle Lehr- und Erziehungsfilme durch PSYCHO automatisch ausgestrahlt werden. Keiner konnte sie verändert haben, und wenn das, was Sie sagen, den Tatsachen entspricht, dann muß es von den Erbauern beabsichtigt worden sein. Wollen Sie die Weisheit der Erbauer in Frage stellen?“
„Nein.“ Malick machte ein unbehagliches Gesicht. „Na türlich nicht.“
Quentin nickte, sah seine Papiere noch einmal kurz durch und stand dann als Zeichen der Entlassung auf. „Das ist alles, meine Herren. Ich schlage vor, daß jeder von uns sich auf seine Pflichten konzentriert und keine Zeit mit müßigen Spekulationen verschwendet.“
Er stand am Kopfende des Tisches, als sie den Raum verließen, groß, stolz, fast väterlich in der Art, wie er hinter ihnen hersah. Als er allein war, setzte er sich hin, schloß die Augen und ließ seinen Geist und seine Gedanken in das ewige, kaum hörbare Vibrieren des Schiffes, das sein Universum war, eintauchen.
Da war es also wieder einmal.
Dasselbe alte Mißtrauen, die Wühlereien, das Spielen mit der Macht und der Durchbruch des Ehrgeizes. Der Neid, der Stolz, die Eifersucht und vor allem die zerstörende Furcht vor dem, was kommen mußte. Die führende Schicht wußte zuviel, um Seelenfrieden zu haben. Sie waren schon lange nicht mehr jung, und da sie wußten, was sie taten, würden sie mit jeder Waffe, die ihnen zur Verfügung stand, gegen eine Auslöschung kämpfen. Quentin sah das ein und wußte, daß er sich aus reiner Selbstverteidigung, wenn schon aus keinem anderen Grund, vor ihnen schützen mußte. Es gab nur einen Mann auf dem Schiff, der vor den Anordnungen von PSYCHO sicher war, und dieser Mann war der Kapitän.
Er öffnete wieder die Augen, drückte auf einen Knopf auf seinem Tisch und wartete, bis die Leitung ansprach.
„Ja, Sir?“ Sein Privatsekretär, die einzige Person, der er vertrauen konnte, war der übrigen Führungsschicht völlig unbekannt und daher von sehr hohem Wert. Quentin dämpfte seine Stimme, als er in die Muschel sprach. „Finden Sie Merrill, und schicken Sie ihn zu mir. Seien Sie vorsichtig.“
„Natürlich, Sir.“
Die Leitung verstummte, als der Kapitän abschaltete. Mit Plänen beschäftigt, starrte er eine Zeitlang gedankenverloren vor sich hin. Dann stützte er den Kopf in seine Hände und entspannte sich.
In diesem Augenblick sah er sehr alt aus.
George brauchte lange, bis er kam. Jay saß in einem Sessel und sah mißmutig auf die leuchtende Fläche des Bildschirms. Er beugte sich vor und wollte ihn gerade abschalten, als sich die Tür öffnete und George eintrat.
„Entschuldige, daß ich dich warten ließ, Jay. Ich sprach noch mit einem anderen Elektriker und vergaß darüber die Zeit.“
„Wirklich?“ Jay betätigte den Schalter und beobachtete, wie der Bildschirm zu flackern anfing und schließlich leer wurde. „Weshalb wolltest du mich sprechen, George?“
George zögerte. Obgleich er älter war als Jay, fiel der Altersunterschied kaum auf. Man hätte
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