TS 13: Slan
kühl an. Kier Gray ahnte offensichtlich seine Identität nicht, noch wußte er, wie kurz der Angriff der fühlerlosen Slans bevorstand. Dieser Moment war einer der größten seines Lebens, als er sagte: „Ich bin erstaunt, daß Sie sich so leicht von mir überraschen ließen. Ich hatte mir die Aufgabe schwerer vorgestellt.“
Kier Grays Lächeln verschwand abrupt. Er sagte mit gepreßter Stimme:
„Ihre Bemerkung ist sehr bezeichnend. Sie glauben, mich gefangen zu haben. Entweder sind Sie ein Narr, was durch Ihre offensichtliche Intelligenz widerlegt wird, oder Ihre Einkerkerung in der Stahlzelle, die Sie vollkommen unschädlich macht, ist nur scheinbar und entspricht nicht der Wirklichkeit. Es gibt nur einen Mann auf der Welt, der den harten Stahl der Handschellen in jener Zelle auflösen kann.“
Erstaunlicherweise war das kraftvolle Gesicht erschlafft. Die harten Linien verschwanden spurlos, aber es waren die Augen, die jetzt Stärke und Kraft widerspiegelten. Eine frohlockende, begierige Freude. Er flüsterte halb:
„Mann, Mann, Sie haben es geschafft! Trotzdem es mir unmöglich war, Ihnen die geringste Hilfe zukommen zu lassen … endlich Atomenergie in ihrer endgültigen Form!“
Und dann erhob sich seine Stimme klar und triumphierend:
„John Thomas Cross, ich heiße Sie und Ihres Vaters Entdeckung willkommen! Kommen Sie herein und setzen Sie sich. Wir können uns hier in meinem privaten Wohnzimmer unbesorgt unterhalten. Kein menschliches Wesen darf hier jemals herein.“
Das Wunder der ganzen Geschehnisse wuchs mit, jeder Minute. Die Ungeheuerlichkeit ihrer Bedeutung, dieses weltweiten Gleichgewichts riesenhafter Mächte. Echte Slans mit den Menschen, die nichts von ihren Herren wußten, gegen die fühlerlosen Slans, die trotz ihrer gigantischen Organisation niemals die Wahrheit hinter dem Geheimnis erkannt hatten.
„Selbstverständlich“, sagte Kier Gray, „ist Ihre Entdeckung, daß Slans natürliche Mutationen und keine Maschinenerzeugnisse sind, für uns nichts Neues. Wir sind die Mutation die nach dem Menschen kommt. Die Kräfte dieser Mutation waren schon viele Jahre vor jenem großen Tag an der Arbeit gewesen, als Samuel Lann in einigen der Mutationen die naturgewollte Perfektion erkannte. Zurückblickend ist es jetzt nur zu offensichtlich, daß die Natur sich auf einen gigantischen Versuch vorbereitete.
Über Hunderte, vielleicht Tausende von Jahren hatten sich die biologischen Spannungen angesammelt und aufgespeichert, die aus der Kohäsion zwischen den Individuen, aus dem Blut- und Nervenstrom entstehen, der von Mensch zu Mensch fließt. Und dann tauchten in einem einzigen überwältigenden Vierteljahrtausend mehr als eine Milliarde anomaler Geburten auf. Es war wie eine Katastrophe, die den menschlichen Willen lähmt. Die Wahrheit ging in einer Welle des Entsetzens verloren, die die Welt in einen Krieg peitschte. Das war vor tausendJahren. Ja, ich sagte tausend Jahre. Nur wir echten Slans wissen, daß die namenlose Periode tatsächlich fünfhundert Höllenjahre lang dauerte. Und daß die Slankinder, die Samuel Lann entdeckte, vor fast fünfzehnhundert Jahren geboren wurden.
Die meisten jener ultra-normalen Geburten waren gräßliche Fehlschläge der Natur, und nur hin und wieder tauchte eine wirkliche Perfektion auf. Auch sie wären in der Masse verloren gegangen, wenn Lann sie nicht als das erkannt hätte, was sie waren.
Ein Beispiel für die ungeheure Stärke jener biologischen Flutwelle und zudem für die fundamentale Einheit der Menschen“, fuhr Kier Gray fort, „ist die Tatsache, daß fast alle Slans, die in den ersten paar hundert Jahren zur Welt kamen, Drillinge oder wenigstens Zwillinge waren. Heute gibt es nur noch wenige Mehrgeburten. Ein einzelnes Kind ist die Regel. Die Flutwelle hat sich erschöpft. Die Natur hatte ihren Teil getan, und es lag jetzt an der Intelligenz, die Arbeit fortzuführen. Und hier begannen die Schwierigkeiten.
Während der namenlosen Periode wurden die Slans wie wilde Tiere gejagt. Es gibt keine moderne Parallele für die Grausamkeit, mit der sich die menschlichen Wesen auf die Leute stürzten, die sie für das Unheil verantwortlich machten. Es war unmöglich, sich zu organisieren. Unsere Vorväter versuchten alles: Unterirdische Verstecke, chirurgische Entfernung der Fühler, Austauschen ihrer doppelten Herzen gegen menschliche Herzen, Verwendung von hautähnlicher Substanz über den Fühlern. Aber es erwies sich alles als nutzlos.
Das
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