TS 15: Der Unheimliche
schwer zu schaffen macht. Paul, vermeintlich sind wir, die Vereinigten Staaten, die einzigen, die über nukleare Waffen verfügen.“
„Man nimmt an, daß wir das sind.“
„Wir sind es aber nicht. Wir haben Grund zu der Annahme, daß Großbritannien ebenfalls solche Waffen hat oder beinahe hat – und daß Rußland die Bombe früher haben wird als nach den fünfJahren, die unsere Wissenschaftler vorausgesagt haben. Der Sergeant, der uns verkauft hat – und Leute wie er werden dafür sorgen. Paul, verstehen Sie die Lage, in der wir uns befinden?“
Paul nickte und wartete auf das andere, das noch kommen würde.
„Wir dürfen nicht länger zulassen, daß Informationen durchsickern“, fuhr Carnell fort. „Wir müssen die Leute finden und fassen, die dafür verantwortlich sind. Vor allem die Großen, die in unserem Land die Spionage organisieren. Wir haben unser möglichstes getan. Wir haben nur noch eine Hoffnung. Und die sind Sie!“
Paul blinzelte ihm zu und versuchte, ihm aus der Verlegenheit zu helfen. „Ich weiß, was Sie denken, Mr. Carnell. Es ist nicht notwendig, daß Sie es aussprechen.“
„Ich möchte es aber aussprechen“, sagte Carnell heftig.
„Dann bitte.“
Carnell nickte, schaute auf die Zigarette, die verglimmt war, ohne daß er sie geraucht hatte. „Es fällt mir nicht leicht, Paul.“
„Nein, Sir.“
„Es begann kurz nach dem ,Traum’, in dem Sie den Fluchtweg des Sergeanten sahen. Genauer“, berichtigte sich Carnell, „ein Teil davon begann schon vor jener Nacht. Seit dem Tag, an dem Sie entdeckt wurden, seit dem Tag, an dem Sie zum erstenmal in unserem Büro standen, haben wir eine fieberhafte Suche unternommen nach anderen, die so sind wie Sie.“ Carnell schüttelte den Kopf. „Mit negativem Erfolg. Zur Zeit überprüfen wir jeden Mann, jede Frau und jedes Kind, die sich in irgendeiner Form um die Aufnahme in den Staatsdienst beworben haben, in diesem oder in den letzten Jahren, irgendwann einmal.“
„Das wird Sie eine Menge Arbeit kosten.“
„Eine ungeheure Aufgabe“, bestätigte Carnell. „Aber wenn wir nur einen finden, der so ist wie Sie, hat sich die Mühe gelohnt.“
„Ich möchte eine Frage beantworten, die Sie in Gedanken stellen“, unterbrach ihn Paul. „Ich versichere Ihnen auf Ehre und Gewissen, daß ich selbst von keinem anderen weiß.“
„Danke. Wir haben selbstverständlich daran gedacht, daß Sie der erste sein würden, der einen anderen Telepathen entdecken würde; nur waren wir im Zweifel, ob Sie es uns sagen würden.“ Gedankenlos holte Carnell ein Päckchen Zigaretten aus der Tasche und steckte es wieder zurück. „Und noch etwas anderes haben wir versucht …
Nach jener Nacht, in der Sie so deutlich den Fluchtweg sahen, haben wir uns Gedanken über Sie gemacht und taten etwas, was wir schon viel früher hätten tun sollen. Wir setzten eine Gruppe von Wissenschaftlern auf Sie an. Wir sandten Vererbungswissenschaftler an Ihren Wohnort und an Ihren Geburtsort, und es gelang ihnen, Ihre Vorfahren fünf Generationen zurückzuverfolgen. Was sie herausfanden, übergaben wir den Analytikern zur Auswertung. Ein Bericht über jede einzelne Stunde Ihres Lebens von dem Augenblick an, da Conklin Sie entdeckte, wurde zusammengestellt. In ihm wurden alle Beobachtungen über Sie gesammelt. Was Sie getan und gesagt hatten, wie Sie sich gefühlt hatten. Die Eindrücke all derer, mit denen Sie zusammengekommen waren: Conklin, Palmer, Slater, Karen, Emily. Und meine eigenen Beobachtungen.“ Verwirrt hielt er inne. „Wie Sie tanzten und wie Sie Karen …“
Pauls Blick glitt zu dem Bücherregal hinüber. „Roy“, sagte er.
Carnell nickte. „Dr. Roy und ein anderer Wissenschaftler, den er uns empfahl, Dr. Grennell. Ihr Buch, das Sie stets mit sich herumtragen, öffnete uns die Augen, und wir setzten uns mit Dr. Roy in Verbindung.“ Carnell mußte wider Willen lächeln. „Er war vor Freude ganz außer sich. Als wir ein Zusammentreffen zwischen Ihnen beiden ablehnten, brach ihm beinahe das Herz.
Nun, der Bericht wurde fertiggestellt und den beiden Analytikern, Roy und Grennell, übergeben. Sie waren die beiden einzigen Außenseiter, die wir über Sie einweihen mußten.“ Carnell zog erneut die Zigaretten aus der Tasche und zündete sich eine davon an. „Karen kommt nicht mehr zurück“, sagte er plötzlich.
„Nein“, sagte Paul bitter. „Darüber bin ich mir im klaren.“
„Sie ist ein wunderbares Mädchen. Sie wußte natürlich nicht,
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