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TS 15: Der Unheimliche

TS 15: Der Unheimliche

Titel: TS 15: Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilson Tucker
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Ihnen. Dreiundzwanzig.“
    „Sechsundzwanzig“, sagte er bestimmt.
    „Sie sind gemein.“ Als er darauf keine Antwort gab, knabberte sie an ihrem Sandwich und tat so, als ob sie trank. „Emily und Peter scheinen sich gut zu verstehen. Ich glaube, aus den beiden wird noch mal was. Sind Sie ein guter Freund von Peter?“
    „Man könnte es so nennen.“
    „Kennen Sie ihn schon lange?“
    „Nicht allzu lange.“
    Sie ließ ihre Stimme zu einem geheimnisvollen Flüstern absinken. „Er ist ein hohes Tier bei der Regierung.“
    „Kein so hohes wie Slater“, widersprach Paul.
    „Wer ist Slater?“
    „Der Mann über Peter.“
    „Paul Breen, Sie sprechen in Rätseln.“
    „Wer hat Ihnen meinen Nachnamen gesagt?“ fragte er beiläufig.
    Karen starrte ihn an. „Nun, wir wurden einander doch vorgestellt.“
    „Ja, als Paul und Peter und Karen und Emily. Anders nicht.“
    „Irgend jemand muß auch Ihren Nachnamen genannt haben“, versuchte sich Karen aus der Verlegenheit zu ziehen. „Sonst würde ich ihn ja nicht wissen.“
    „So wird es wohl sein. Was macht Ihr Whisky?“
    Sie sagte, ihr Whisky wäre in der Zwischenzeit warm geworden, und er erbot sich, ihr einen neuen zu mixen. Sie lehnte jedoch ab und ging selbst zur Hausbar hinüber. Sie wollte Zeit haben, ihre Fassung wiederzugewinnen. Seit fünf Jahren arbeitete sie schon für das CIC, und jetzt hatte sie zum erstenmal einen Schnitzer gemacht. Verflixt, sein Nachname hatte auf dem Auftragszettel gestanden. Und woher wußte er so genau, daß sie sechsundzwanzig war? Wie hatte er das erraten können? Trotz seiner offenen Augen wollte er einfach nicht reden. Er hielt unheimlich dicht – bis auf die beiden Sätze, in denen er Slaters Namen erwähnt hatte. Wenn das heute abend so blieb, konnte sie ein glattes „Negativ“ nach oben melden.
     
    *
     
    Conklin erwachte am nächsten Morgen mit einem Kopf, der einen mittelschweren Kater anzeigte. Stöhnend preßte er die Fäuste in die Augenhöhlen.
    Paul war schon lange wach und setzte sich im gegenüberstehenden Bett auf. „Du bist wohl ziemlich eingerostet?“
    „Dabei habe ich gar nicht viel getrunken“, protestierte Conklin schwach. „Die Hexe hat mich vergiftet.“
    „Die Hexe ist so verliebt in dich, daß sie nicht mehr Dienstag von Donnerstag unterscheiden kann.“ Er sprang aus dem Bett und ging auf die Tür des Badezimmers zu. „Ich hol’ dir ein Aspirin.“
    „Die helfen bei mir nicht“, sagte Conklin matt. „Außerdem sind gar keine da.“
    Paul ging dennoch ins Bad. Er tauchte ein Handtuch in kaltes Wasser, faltete es zusammen und legte es über Conklins Stirn und Augen. Dann setzte er sich auf die Bettkante und drückte seine Daumen leicht auf Conklins geschlossene Augenlider. „Schlaf wieder ein, Peter. Wenn du aufwachst, wirst du dich besser fühlen.“ Erst als die gleichmäßigen Atemzüge anzeigten, daß Conklin eingeschlafen war, nahm Paul die Daumen fort. „Und vergiß das alles“, flüsterte er eindringlich.
    Paul rasierte sich und kleidete sich an. Dann steckte er den Kopf ins Nebenzimmer. Seine beiden Wächter waren bereits auf.
    „Was ist mit dem Frühstück?“ fragte Paul.
    „Wir sind fertig. Ist der Boß schon wach?“
    „Er schläft noch. Er hat einen anstrengenden Abend hinter sich.“
    „Anstrengender Abend – daß ich nicht lache.“
    „Hör auf damit“, sagte der andere und wandte sich an Paul. „Ist noch was von dem Whisky übriggeblieben?“
    Paul nickte und zeigte auf die Tür zum Salon. „Bedienen Sie sich. Ich telefoniere inzwischen nach dem Frühstück.“
     
    *
     
    Noch am gleichen Tag begann Pauls eigentliche Arbeit. Er war zugegen, wenn in diesem oder jenem Büro Gespräche von entscheidender Bedeutung geführt wurden; stets der schweigende Dritte, der höflich zuhörte und Carnell oder Slater hinterher berichtete, welche Gedankenvorbehalte ein Besucher gemacht und was er arglistig verschwiegen hatte. Es war eine überaus interessante Aufgabe, die Gedanken all derer zu verfolgen, die durch die Büros des CIC strömten: Kongreßabgeordnete, Senatoren, Generäle, Industrielle und Spionage-Agenten. Auch Palmer und seine Vorgesetzten vom FBI erschienen eines Tages, diskutierten und protestierten und wurden wieder hinausgeführt.
    Anfang August fand Paul die Antwort auf verschiedene Fragen, die ihn schon die ganze Zeit beschäftigt hatten. Offensichtlich verschwieg Slater seinen Vorgesetzten, wer und was Paul Breen war; daß er überhaupt existierte.

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