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TS 16: Einer von Dreihundert

TS 16: Einer von Dreihundert

Titel: TS 16: Einer von Dreihundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. McIntosh
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erklären. Ich dachte mit keinem Gedanken mehr an Pat, sondern rannte zur Telefonzelle und wählte Leslies Nummer. Sie war sofort am Apparat. „Schnell zum Marktplatz“, sagte ich und hängte ab.

 
5. Kapitel
     
    Donnerstag abend spät waren wir in Detroit. Die Organisation funktionierte großartig. Wir bekamen eine Mahlzeit und wurden zu Bett geschickt, alle im gleichen Raum. Dann gab man uns freundlich zu verstehen, daß in dem Essen ein Schlafmittel enthalten gewesen war.
    Wir schliefen am Freitag bis elf Uhr vormittags. Als wir erwachten, sah die Welt noch genau so aus wie sonst. Wohl jeder, der an diesem Morgen nach der Sonne blickte, fragte sich, ob nicht die ganze Sache schließlich doch ein Irrtum gewesen sei und das Leben weitergehen würde wie bisher. Aber in Wirklichkeit näherten wir uns der letzten Sekunde, die die Wissenschaftler noch mit Sicherheit als gefahrlos betrachten konnten. Und wenn sie sich nicht irrten, würde auch danach noch nichts passieren – Minuten, Stunden, sogar einen Tag oder zwei. Wenn es auf der Sonne dann wirklich soweit war, würde es noch acht Minuten dauern, bis man auf der Erde etwas davon merkte …
    Wir frühstückten zusammen. Von dem fieberhaften Treiben auf Hunderten von Quadratkilometern um uns und den Tausenden von winzigen schimmernden Rettungschiffen auf allen als Startplätze verwendbaren Flächen hatten wir nur einen ganz flüchtigen Eindruck, als wir unser Schiff bestiegen. Ein Startsignal nach dem anderen wurde gegeben.
    Endlich waren wir an der Reihe.
    Bevor wir noch die Atmosphäre verlassen hatten, wußte ich, woran ich war. Glücklicherweise wußte es niemand anders. Ich merkte es an der Art, wie das Schiff reagierte und an der Kraftstoffmenge, die es verbrauchte.
    Sammy hatte in gewisser Weise recht gehabt. Die Regierungen der todgeweihten Erde hätten vielleicht einer Million Menschen eine sechzigprozentige Lebenschance geben können. Aber das hätte nicht genügt, um ohne tobende, schreiende Menschenmassen an Plätzen wie Detroit das zu leisten, was geleistet worden war.
    So hatte man sich entschlossen, einer verhältnismäßig großen Menschenzahl eine lächerlich geringe Lebenschance zu geben, nämlich einem von je 324,7 Menschen. Das genügte, um in diesen wenigen Wochen die Welt einigermaßen in Ruhe zu halten.
    Ich hatte bestimmt noch genügend Treibstoff, um die Zone der Erdanziehung zu verlassen, aber ich brauchte bedeutend mehr. Irgendwann mußte ich ja einmal landen. Und im Weltraum gibt es keine Tankstellen …

 
6. Kapitel
     
    Irgendwo zwischen der Erdoberfläche und dem Mars waren über siebenhunderttausend Rettungsschiffe unterwegs.
    Man versuche, die folgende Rechenaufgabe zu lösen: Wenn zweitausend Facharbeiter in hundert Tagen ein Rettungsschiff bauen können, wie lange brauchen tausend ungelernte Arbeiter? Antwort: sechsundfünfzig Tage. Wer so gut rechnen kann wie ich (und ich kann es nicht sehr gut), wird sich einigermaßen vorstellen können, von welcher Qualität diese Rettungsschiffe waren.
    Ich lag in der Pilotencouch, steuerte das Schiff mit den Fingerspitzen, soweit es überhaupt zu steuern war, und hörte, sah und fühlte den Moluontreibstoff fortströmen, als wäre es mein Lebensblut. Ich hatte eine einfache Wahl zu treffen. Entweder konnte ich den Strahl schon jetzt abstellen und auf die Erde zurückstürzen, oder ich konnte die Tanks sich weiter entleeren lassen und woanders abstürzen, falls ich irgendein Woanders erreichte.
    Es war nicht genügend Treibstoff vorhanden, um eine Landung auf dem Mars durchzuführen. Schon jetzt, einige Sekunden nach dem Start, konnte ich das feststellen. Und zehn Menschen weiter unten im Schiff hofften auf eine Rettung, die ich und das Schiff ihnen nicht bringen konnten.
    Meine Gedanken rasten wie ein Präriefeuer, obwohl ich praktisch sicher war, daß es keine Lösung gäbe. Und dann kam mir eine Idee. Meine Finger bewegten sich, und der Strahl wurde stärker. Jeder im Schiff, der geglaubt hatte, nichts könne schlimmer sein als 6 g, wurde nun eines besseren belehrt, als die Beschleunigung größer und größer wurde.
    Das Schiff war für vier Minuten Brennzeit konstruiert, aber zur Kraftstoffersparnis gab es nur die einzige Möglichkeit, schneller aufzusteigen, Entweichgeschwindigkeit und Brennschluß früher zu erreichen und dadurch den Kraftstoff zu sparen, der das Schiff während der vorgesehenen längeren Brennzeit angetrieben hätte.
    Fast schwand mir das Bewußtsein. Ich schrie

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