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TS 16: Einer von Dreihundert

TS 16: Einer von Dreihundert

Titel: TS 16: Einer von Dreihundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. McIntosh
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zwölfhundert alleinstehende Männer und hieß deshalb das „Junggesellenheim“. Ein ebenso provisorisches Gehege auf der vierten Seite der Grube nahm achthundert alleinstehende Frauen auf und wurde daher „Altjungfernherberge“ genannt. In den Rettungsschiffen hinter der Forschungsstation wohnten immer noch etwa zweitausend Personen und in den anderen Raumschiffen noch einmal tausend. Das ergab eine Summe von achttausendzweihundert, so daß nur noch wenig über zehntausend übrig blieben, die in der Forschungsstation schlafen mußten. Und da diese für siebentausend Menschen gebaut war, ging es uns im großen und ganzen gar nicht mehr so schlecht.
    Es kam ein neuer Sturm, nicht ganz so schlimm wie der erste, aber doch von der gleichen Sorte, und niemand wurde getötet. Etwa fünfzig Menschen wurden verletzt. Mehr konnte uns der Sturm nicht anhaben. In der Arbeit wurden wir überhaupt nicht zurückgeworfen.
    Plötzlich war es dann soweit, daß die meisten Frauen ihre Kinder bekommen sollten. Diese Kinder datierten alle aus der gleichen Zeit – als es den Leutnants klar geworden war, wie wenig Hoffnung auf eine sichere Landung auf dem Mars bestand. Man wußte nicht, ob diese Kinder in wilder, unsinniger Hoffnung oder in völliger Verzweiflung gezeugt worden waren.
    Eines Tages besuchte uns Aileen Ritchie nach der Arbeit.
    „Guten Abend“, sagte Leslie ziemlich überrascht. „Möchten Sie zu Bill?“
    „Nein“, sagte Aileen. „Ich habe eine Ausbildung als Schwester durchgemacht. Ich wollte fragen, ob ich Ihnen helfen kann.“
    „Danke“, sagte Leslie warm. „Caroline wollte sich um Betty und mich kümmern, aber sie bekommt nun selber bald ihr Baby. Wir würden uns sehr über Ihre Hilfe freuen.“
    Es waren zwar alle möglichen Vorbereitungen getroffen worden, aber für die verhältnismäßig wenigen Ärzte, Schwestern und Hebammen, die wir hatten, bekamen einfach zu viele Frauen zu gleicher Zeit Kinder. Kräftige, gesunde Frauen wie Leslie mußten sich Hilfe suchen, wo sie sie fanden. Mit Betty war es etwas anderes. Sie war bereits unter ärztlicher Aufsicht im Krankenhaus. Selbst unter den günstigsten Umständen hatte sie mit einer schweren Entbindung zu rechnen. Sie war zu dünn, schwach und schmalhüftig.
    Um Leslie machte ich mir keine großen Sorgen, hauptsächlich deshalb, weil sie sich offensichtlich selber so wenig Sorgen machte. Trotzdem war ich froh, daß Aileen ihr zu Hilfe kam.
    Wir führten ein langes Gespräch. Aileen und Leslie hatten schon lange eine jener zwanglosen Bekanntschaften unter Frauen geschlossen, die Männern immer ein Rätsel bleiben. Sie trafen sich nie anders als durch Zufall, und Leslie sprach auch nie von Aileen, aber wenn sie zusammen waren, gab es zwischen ihnen keine Befangenheit, und wenn ein Mann dabei war, konnte er sich leicht vernachlässigt fühlen. Sie waren einander ähnlich und verstanden sich, mußten sich gegenseitig nichts erklären und waren gut freund, ohne daß eine von der anderen wild begeistert gewesen wäre.
    Ich ließ die beiden eine Weile allein und besuchte Sammy im Junggesellenheim. Ich erzählte ihm natürlich von Aileen. Ich versuchte immer, Aileen Sammy gegenüber in ein günstiges Licht zu setzen, was mir sehr leicht fiel, denn ich hatte nichts gegen sie einzuwenden, außer daß Alec Ritchie ihr Vater war. Es war nicht gerade meine Absicht, mir einen Kuppelpelz zu verdienen, aber ich sah keinen Grund, weshalb Sammy und Aileen sich nicht miteinander vertragen sollten.
    Sammy hatte Unglück in der Liebe gehabt und es sich zu Herzen genommen. Er hatte nie über den Vorfall oder über das Mädchen ein Wort verloren – alles, was ich darüber wußte, hatte ich von Harry Phillips erfahren. Seitdem hatte er sich Pat Darrell, Leslie, Betty und allen anderen Mädchen gegenüber, mit denen er zusammenkam, vollkommen normal und freundlich benommen, aber er schien keinerlei Zuneigung gefaßt zu haben.
    Wie die meisten, war er froh über den Stand der Dinge. „Nur noch zwei Monate, ohne daß uns etwas Ernstliches in die Quere kommt“, sagte er glücklich, „dann sind wir über den Berg.“
    „Wieso denn dieser Optimismus?“ fragte ich. „Fällt dir denn gar nichts ein, was schief gehen könnte, Sammy?“
    „Es fallen mir ein Dutzend Sachen ein, aber die sind alle ziemlich unwahrscheinlich.“
    Wenn selbst Sammy so zuversichtlich war, überlegte ich auf demHeimweg, dann mußte es mit uns fast noch besser stehen als ich gedacht hatte.
    Aber als ich

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