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TS 16: Einer von Dreihundert

TS 16: Einer von Dreihundert

Titel: TS 16: Einer von Dreihundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. McIntosh
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Anleitung für mich.“
    „Von Behinderung ist keine Rede“, sagte Pater Clark schnell.
    Munchs gemurmelte Zustimmung hörte sich an wie das Donnern einer entfernten Lawine. MacLean starrte mich wortlos an.
    „Ich habe dieses Zusammentreffen nicht gewünscht und habe es hinausgezögert, so lange ich konnte, weil ich nicht die Absicht hatte, irgend etwas zu versprechen.“
    „Um welches Versprechen glaubten Sie denn, daß wir Sie bitten würden?“ fragte MacLean.
    „Alle Heiligen mitzunehmen“, sagte ich schroff, „und die Sünder zurückzulassen.“
    Ich hatte MacLeans Augen vorher noch nicht beachtet. Sie waren sanft, braun und sehr ehrlich. Unsere Blicke trafen sich, und ich fühlte mich nicht ganz behaglich dabei. „Natürlich nehmen Sie die Heiligen mit und lassen die Sünder zurück“, sagte er. „Aber Sie haben doch wohl nicht angenommen, daß wir glaubten, nur wir wüßten, welches die Heiligen und die Sünder sind?“
    „Ich werde mitnehmen, wen ich vor meinem eigenen Gewissen für richtig halte“, sagte ich rundheraus.
    Pastor Munch nickte. „Das meinte ich.“
    MacLean nickte ebenfalls. „Ich glaube, Sie haben nicht scharf genug nachgedacht, junger Mann“, sagte er. „Über Ihre Hauptaufgabe vielleicht, aber nicht über unsere Rolle. Wie könnten wir Ihnen denn vorschreiben, was Sie zu tun haben? Es wäre Zeitverschwendung, darüber nachzudenken, was wir tun würden, wenn die Dinge anders lägen. Ich habe von Ihnen gehört und Sie ein- oder zweimal gesehen. Ich weiß, daß Sie Ihr Bestes tun werden. Darum sind Sie das bestmögliche Instrument, und wenn ich mit der Wahl zu tun gehabt hätte, dann hätte ich Sie gewählt.“
    Ich versuchte, den Klumpen herunterzuschlucken, der in meiner Kehle aufstieg und dessen ich mich unsinnigerweise schämte. Munchs Blick wurde noch weicher.
    „Wir wissen, welche Last Sie tragen“, sagte er, „aber wir waren nicht sicher, ob Sie selbst es wüßten. Ich bin froh, daß Sie es tun. Sie müssen Ihre Last fühlen, bevor Sie ihnen leichter wird.“
    Es wurde noch mehr gesprochen, Hände wurden geschüttelt, Segen erteilt und Hilfe versprochen, falls sie benötigt würde.
    Nach dem Frieden des Pfarrhauses erwartete mich draußen die Hölle.
    Auf dem Marktplatz tobte unser erster Volksaufstand. Ich blieb stehen und sah zu. Ich war verhältnismäßig sicher. Nur ein Wahnsinniger würde den einzigen Menschen angreifen, der ihm das Leben schenken konnte.
    Ich hatte niemals eine richtige wüste Schlägerei mitangesehen. Ich hatte niemals gesehen, wie Männer Kinder zur Seite schmissen, Frauen an den Haaren herumzerrten, Bewußtlose in Leib und Rippen trampelten und sich gegenseitig mit den Nägeln die Haut herunterrissen. Ich wollte nicht dabei sein und wandte mich zum Gehen – da fiel mir ein, daß es immer noch meine Aufgabe war, zehn Menschen aus dieser Menge auszuwählen. Es gehörte dazu, daß ich sie auch hier beobachtete.
    Brian Secker hatte einen Mann, den ich nicht kannte, zu Boden geworfen und schlug seinen Kopf auf den Beton. Das war Totschlag. Konnte ich einen Mann, von dem ich wußte, daß er ein Mörder war, mit zum Mars nehmen? Secker wanderte von der Liste der Unwahrscheinlichen auf die Liste der Unmöglichen. Das war die einzige Strafe, die ich verhängen konnte, und er würde nie etwas davon erfahren.
    Harry Phillips war da, nahm aber nicht am Kampfe teil. Er tat, was er konnte, um die schlimmsten Roheiten zu verhüten. Das überraschte mich nicht. Ich kannte Harry. Sein Platz im Rettungsschiff war ihm sicher.
    Ich erschrak, als ich sah, wie Al Wayman von Jack Powell zu Brei geschlagen wurde. Aber dann sah ich Marjory bewußtlos neben ihnen liegen und wandte mich ab.
    Ich lief auf Pat zu, die von drei Männern fast verdeckt wurde. Aber ein Stückchen weiter sah ich Leslie in einer Ecke mit einem halben Dutzend Kinder hinter sich, die sie beschützte. Ich ging zu ihr.
    Die drei Männer rissen Pat die Kleider vom Leibe, aber das war nicht anders zu erwarten.
    Doch als ich Leslie erreichte, schrie sie und stieß mich zu Pat hinüber.
    „Sie tun ihr nichts“, sagte ich. „Sie ist …“
    „Sie Dummkopf!“ schrie Leslie mich an. „Sehen Sie doch, was sie ihr tun. Natürlich tun sie ihr was – bringen sie um, wenn sie können! Sind Sie zu dumm, um das zu verstehen?“
    Ich sah mich um, und Leslie brauchte mir nicht länger zuzureden. Sie benutzten Pat als Punching-Ball.
    Ich konnte sie nicht von ihren Angreifern befreien. Ich konnte nur

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