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TS 18: Der strahlende Phönix

TS 18: Der strahlende Phönix

Titel: TS 18: Der strahlende Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harold Mead
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„Wie haben sich die Dinge bei Ihnen entwickelt?“
    Ich setzte mich. „Ich werde Ihnen alles nur etappenweise erzählen. Es ist – zu kompliziert. Erzählen Sie erst von sich.“
    Er grinste. „Was ist los? Gleich, als ich Sie sah, wußte ich, daß Sie Sorgen haben.“ Er schaute sich unruhig um. „Schultz – die Kolonisten – nachdem Sie uns verlassen hatten, wechselte das Tempo auf recht seltsame Weise. Alles schien härter zu werden. Der Menschengeist und all das, und der Staat. Wir machten uns mehr denn je unabhängigvom Staat, und man hörte nicht mehr viel von ihm. Übrigens – wir brachten eine Rekonditionierungsausrüstung mit! Nun, Schultz wird immer geschwollener. Ich hegte seinetwegen schon immer Zweifel, aber jetzt – sehen Sie, Waterville, denkt der Mann, er ist der Menschengeist. Und wenn die Arroganz der Kolonisten weiter zunimmt, dann sind wir keine Mission mehr, die vom Staat ausgeschickt wurde. Wir sind die neue Menschheit. Ich habe Furcht vor der Zukunft!“
    Wir saßen in Schweigen. „Und die Insulaner?“ fragte Blackler dann. „Erzählen Sie mir von ihnen.“
    Ich berichtete. Als ich geendet hatte, bemerkte Blackler: „So glauben Sie, daß sie eine bessere Zivilisation als wir haben?“
    „Das sagte ich nicht.“
    „Es würde aber leichter gewesen sein, wenn wir die Insulaner als verstreut lebende Wilde vorgefunden hätten, nicht wahr?“
    „Leichter, ja“, erwiderte ich.
    „Aber das würde bei Schultz und den Kolonisten keinen Unterschied machen.“
    „Ich weiß.“
    Anna brachte uns eine Mahlzeit, und wir aßen schweigend. Blackler schien dauernd zu lauschen, als erwarte er jemanden. Ich sagte ihm das, weil es mir auf die Nerven ging. Er schob vor, Gloria zu erwarten.
    „Ist das alles?“ fragte ich.
    „Nun, Sie müssen wissen, daß man den Staatsbeamten nicht mehr so viel wie früher traut. Die Moralbeamten beobachten uns. Man muß besonders vorsichtig sein.“ Dann brach er los: „Es gibt nur noch die Kolonisten und Schultz. Nur, verstehen Sie?“
    Als wir mit dem Essen fertig waren, begann ich, ihm von den Rekonditionierten zu erzählen. Blackler bestätigte mir, daß er die Veränderung an ihnen bemerkt hätte. „Aber schließlich bin ich Arzt. Es gehört zu meinem Geschäft, das zu erkennen.“
    „Aber die anderen – Schultz –, sie werden es ebenfalls über kurz oder lang feststellen.“
    „Ja. Sie sind auch verändert, Waterville. Und Hobson.“
    „Wir alle, glaube ich. Ich jedoch am meisten. Aber ich war schon ungesund, bevor ich zur Insel ging. Blackler, was wird geschehen?“
    Im gleichen Augenblick klopfte es an die Tür, und wir sprangen beide auf. Als ich sah, daß es ein Moralbeamter war, wurde mir übel. Aber der Bursche salutierte. Wir sollten sofort zu Schultz zu einer Konferenz kommen. Ich sagte, wir kämen gleich, aber der Beamte wartete auf uns und folgte uns den ganzen Weg. Blackler erklärte, daß dies jetzt immer so sei.
    Ich hatte gesehen, wie Schultz’ Haus gebaut wurde. Es war eine nette, einfache Hütte. Aber ich erkannte sie nicht wieder, als wir sie betraten. Schultz hatte den Raum mit luxuriösen Gegenständen ausgestattet, und er saß in einem großen Sessel, wie auf einem Thron, mit Hero an der einen und Jacobson an der anderen Seite. Aurora lag ausgestreckt auf einer Art Divan zu seinen Füßen. Ich mußte tief Luft holen, und ich glaube, man muß es gehört haben. Auch Blackler blieb der Atem stehen. Diese Königlichkeit war der Lehre des Staates mehr als konträr. Wir sollten doch nur Manschen sein, die dem Geist folgten.
    Der Beamte an der Tür gab uns ein Zeichen, daß wir uns zu verbeugen hätten, und ich kam dieser Aufforderung widerstrebend nach. Dort standen wir nun – Blackler und ich – und blickten zu Schultz.
    Hero streckte seine große Pfote aus. „Sie können jetzt berichten“, sagte er.
    Ich schenkte diesen Worten keine Aufmerksamkeit, sondern wartete darauf, daß Schultz sprechen würde. Endlich sagte er: „Mr. Waterville, ich warte auf Ihren Bericht! Sie haben gute Arbeit geleistet, und ich bin mit Ihnen zufrieden. Aber ich stelle fest, daß Ihre Rekonditionierten nicht so gesund sind wie ich wünsche. Das mißfällt mir, obwohl ich zugebe, daß Sie unter schwierigen Bedingungen mit ihnen angefangen haben.“ Er schaute zu Hero. „Sie werden jetzt dafür sorgen müssen.“
    „Natürlich“, sagte Hero.
    „Hero“, kündigte Schultz an, „hat das Kommando über die gesamten Arbeits- und Expansionsprojekte.

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