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TS 18: Der strahlende Phönix

TS 18: Der strahlende Phönix

Titel: TS 18: Der strahlende Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harold Mead
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Er schlug Bessy mit der flachen Hand ins Gesicht. Bessy legte ihre Hand auf die schmerzende Wange und schluchzte.
    Dann explodierte ich, und mich erfaßte eine Wut, die mich überraschte und gleichzeitig erschreckte. Ich wußte nicht mehr, was ich tat oder sagte, aber zum Schluß standen sie mir beide wie arme Sünder gegenüber.
    „Was hast du dem Insulaner getan?“ fragte ich George.
    George blickte zu Boden. „Ich schlug ihn“, antwortete er.
    „Du schlugst ihn? Womit?“
    „Mit meiner Faust.“
    „Und du hast Gewalttätigkeit an dieser Frau geübt – ein Beamter des Staates! Du weißt doch, daß du sofort rekonditioniert werden würdest, wenn ich darüber berichtete?“
    „Nun, Sir, Sie haben mich auch geschlagen.“
    „Ich? Dich geschlagen? Niemals!“ Dann schaute ich auf die Knöchel meiner rechten Hand, und George zeigte auf sein anschwellendes Kinn.
    Ich stand verblüfft da, unfähig, irgendein Wort zu sagen. Dann rief ich aus: „Großer Menschengeist! Was ist über uns gekommen?“
    „Es ist die Insel“, sagte Bessy. „Es ist nur diese Insel. Und die Rekonditionierten –“
    „Was ist mit ihnen?“
    „Nun“, warf George ein, „sie sind nicht so wie sonst. Sie arbeiten nur, wenn man sie bewacht, und sie lachen hin und wieder. Und um sie bei der Arbeit zu halten – wir würden es ohne dies nicht geschafft haben –“
    „Ohne was?“
    „Ohne sie ab und zu zu schlagen!“
    „Ich vertraue Ihnen, Sir“, grunzte George. „Und Sie müssen wissen, daß wir nur auf diese Weise die Arbeit zu Ende führen konnten. Und da war sogar ein Rekonditionierter –“
    „Ja?“
    „Der versuchte zurückzuschlagen.“
    Ich stand da und hörte zu. George sprach weiter. „Das eine nur ist“, sagte er langsam, „die anderen Moralbeamten –“
    „Ja?“ War George wirklich in Schwierigkeiten?
    Es war Bessy, die beendete, was George angefangen hatte, zu berichten.
    „Sie – sie haben Freude am Schlagen bekommen. Wir müssen sie daran hindern.“
    Ich hatte mich wieder in der Gewalt. Vielleicht, weil ich die Gefahr für die Kolonisten erkannte. „Wir müssen dem Einhalt gebieten“, rief ich.
    „Ja“, sagten sie.
    Ich drehte mich um, verließ sie und ging zu Hobson. „Was ist geschehen, während ich weg war?“
    Er blickte mich durch seine Brillengläser an, die seine Augen so unbestimmt machten. „Sie meinen?“ fragte er.
    „Sie wissen ganz genau, was ich meine.“
    Er starrte mich an. „Ich hatte verschiedene Fälle zu behandeln: einen Kieferbruch; eine Rekonditionierte mit großen Schwielen auf dem Rücken, und der Moralbeamte wollte mir weismachen, daß es sich dabei um einen Hautausschlag handele.“
    „Nun?“
    „Ich gab mich damit zufrieden.“
    „Warum?“
    „Nun, Waterville, ich bin ein Bürger des Staates. Kein sehr robuster – wenn Sie verstehen, was ich damit meine. Schließlich – ich versuche, meine Pflicht zu tun. Aber dafür bin ich nicht zuständig – ich bin nur Arzt. Aber ich werde Ihnen sagen, was ich denke. Es ist – es ist, als ob die Schrauben locker sind. Ich verstehe das nicht. Aber –“ er blickte mich plötzlich ernst an. „Die Schrauben sind locker. Verstehen Sie, was ich meine?“
    Ich nickte.
    „Und wenn Schultz ankommt?“ fragte er.
    „Der Menschengeist allein weiß, was geschehen wird“, sagte ich und verließ ihn.

 
XVII
     
    Ich tat mein Bestes, um die Dinge im Lager wieder zu ordnen, und es gelang mir auch zum Teil; aber das war nicht genug. Die Rekonditionierten waren verändert und mußten zur Arbeit angehalten werden, und die Moralbeamten waren nicht mehr Instrumente des Staates. Sie genossen ihre Macht um der Macht willen und pflegten dreinzuschlagen, wenn sie nicht überwacht wurden. Ich konnte mich nur noch auf George und Bessy verlassen, und wohl nur deshalb, weil sie mich persönlich gern hatten.
    Nachdem die Insulanereskorte unser Lager verlassen hatte – das war im Morgengrauen ein Tag nach meiner Rückkehr –, erfuhr ich durch George, daß es ihnen gelungen war, einige der bestaussehenden rekonditionierten Frauen mitzunehmen. Wie sie das zustandegebracht hatten, konnte ich nicht sagen. Auf jeden Fall mußten andere Rekonditionierte davon gewußt haben. Und dies war ein weiteres Ereignis, das uns zeigte, wie schlecht die Dinge standen. Wären die Rekonditionierten in Ordnung gewesen, würden sie die Flucht ihrer Kameradinnen gemeldet haben, denn sie waren dahingehend konditioniert. Und was die Moralbeamten anbelangte, so vermutete

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