TS 18: Der strahlende Phönix
Mein anderer Stellvertreter, Jacobson, wird die innere Verwaltung übernehmen. Blacklers Pflicht als medizinischer Chefbeamter ist offensichtlich. Und Sie, Waterville, sind mein Verbindungsbeamter. Sie werden weitere Gebiete, die für die Ansiedlung in Frage kommen, ausfindig machen. So, und jetzt erstatten Sie mir Bericht.“
Ich gab diesen Bericht. Er mußte wohlüberlegt sein, denn es war einerseits gefährlich, die Insulaner weit über den Klee zu loben und zu zeigen, daß ich ihre Partei ergriff, andererseits würde es tödlich sein, sie zu erniedrigen. Ich tat mein Bestes.
Zum Schluß zog ich ein Stück Papier aus der Tasche. „Dies ist der Vertrag, den die Insulaner uns vorgeschlagen haben. Sie wollen allein gelassen werden, um ihr eigenes Leben führen zu können. Sie wollen Handel und fordern Medikamente und ärztliche Hilfe. Als Gegenleistung werden sie uns respektieren und uns Beistand gegen die Angriffe der Barbaren leisten. Denn sie kennen die Sitten der Barbaren und respektieren die Tatsache, daß wir keine Gewalttätigkeit üben.“
Schultz nahm das Schriftstück und studierte es. Dann gab er es Hero, der es ebenfalls durchlas und heftig ausrief: „Diese Wilden! Und sie erwarten, daß wir uns Bedingungen diktieren lassen?“
Schultz brachte ihn zum Schweigen und las den Vertrag noch einmal. „Es wird so sein“, sagte er. „Der Menschengeist wird verbreitet werden, und bis dahin wird es so sein.“
„Und werden Sie Hugh treffen, wenn Sie den Vertrag unterzeichnen?“ fragte ich.
„Wenn er hierherkommt“, sagte Schultz beiläufig.
Er schien der ganzen Sache sehr gleichgültig gegenüberzustehen, als ob die gesamte Macht ausschließlich bei ihm läge.
„Hugh ist ein stolzer Mann. Er nimmt an, daß Sie sich auf halbem Wege entgegenkommen.“
„Der Mensch muß das tun, was der Geist will“, sagte Schultz. Dann entließ er uns.
Ich ging zu Hughs Dorf zurück, aber dieses Mal mit einer Eskorte von holzgesichtigen Moralbeamten, die von Hero ausgesucht worden waren. Es freute mich zu sehen, daß sie sich ein wenig fürchteten, als sie das leere Land und den Wald um sich sahen. Ich konnte Hugh nur erzählen, was man mir aufgetragen hatte, und ihm dabei verstohlen zublinzeln. Und, weil Hugh ein kluger Mann war, kam er einige Tage später mit einer kleinen Gruppe seiner eigenen Leute und unterzeichnete den Vertrag. Als sie wieder auf ihren zottigen Pferden davonritten, kleine Männer im Vergleich zu den Kolonisten, dunkelhaarig und mit Fellen bekleidet, fühlte ich, daß sie den größeren Stolz besaßen.
„Barbaren“, sagten die Kolonisten. „Nur Tiere, die nicht zählen.“ Und so setzten wir unsere Arbeit fort. Aber mein Herz ritt mitHugh und seinen Männern. Und, wie ich am nächsten Tage entdeckte, fehlten wieder einige unserer rekonditionierten Frauen. Wie das geschehen war, konnte ich nicht sagen. Ich setzte sie wieder auf die Totenliste, und Jacobson erfuhr niemals davon. Wir gingen weiter daran, die Invasion des Staates auf der Insel vorzubereiten.
XVIII
Wir standen in hartem Kampf mit dem Land. In den Wintermonaten des zweiten Jahres schien es wirklich so, als rächte sich die Insel an den Invasoren. Die Reserverationen wurden knapp, und Schultz wünschte nicht – vielleicht wagte er auch nicht –, den Staat um Nachschub zu bitten. Unsere Ernten waren nicht so gut, wie wir gehofft hatten, und viel Vieh und Pferde wurden krank und starben. So arbeiteten wir verbissen, und die Kolonisten faßten die Rekonditionierten immer härter an. Das Seltsame aber war, daß sie selbst an Eifer nachließen und ihr Enthusiasmus für die nicht endenwollende Arbeit geringer wurde. Mir war der Handelsposten für die Insulaner übertragen worden, aber ich erkannte bald, daß meine Verbindungspflichten nur eine Farce waren. Mir wurde niemals Gelegenheit gegeben, Hughs Volk zu besuchen, dabei gab es ständig Plänkeleien zwischen den Kolonisten und den Insulanern, die ich durch persönlichen Kontakt hätte ausgleichen können. So arbeitete ich auf den Feldern und kam am Abend schmutzig und müde zurück, und wenn ich konnte, ging ich zu Jenny. Ich glaube, daß wir während des zweiten Winters nichts anderes als ein Sklavenlager waren.
Ich sah Blackler nicht viel, außer am Abend, wenn wir beide fast zu müde zum Sprechen waren. Das Hospital war voll, er und Gloria arbeiteten bis spät in die Nacht. Und das Rekonditionierungszentrum war wieder in Betrieb. Obgleich Blackler nichts damit zu
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